Im Telekomsektor ist eine politische Diskussion im Gang. Es geht um die Telekominfrastruktur – und die führende Rolle, die Huawei in dem Geschäft innehat. In immer mehr Ländern wachsen die Vorbehalte gegenüber dem chinesischen Konzern. Am Mittwoch hat Neuseeland als drittes Land einem Telekomkonzern die Zusammenarbeit mit Huawei verboten. Die Behörden sehen in Huawei ein Risiko. Sie befürchten, dass die chinesische Regierung via den chinesischen Konzern die Infrastruktur infiltrieren könnte.
Diese Diskussion hat die Schweiz nicht erreicht. Huawei beschäft hierzulande rund 350 Mitarbeiter und will weiter wachsen. Der Konzern liefert dem zweitgrössten Mobilfunkkonzern Sunrise die Technologie für sein superschnelles 5G-Netz. Auch Swisscom arbeitet mit Huawei zusammen, allerdings nicht bei 5G. In Bundesbern ist diese Zusammenarbeit kein Thema. Die Behörden sind laut Gesetz derzeit gar nicht beauftragt, Huaweis Rolle bei der 5G-Infrastruktur zu prüfen.
Washington warnt vor Huawei
Die Vorbehalte gegen Huawei haben ihren Ursprung in Washington: Es ist die amerikanische Regierung, die weltweit gegen den chinesischen Konzern weibelt. Der US-Kongress hat in einem Bericht Huawei bereits 2012 als Risiko für die nationale Sicherheit bezeichnet. Offenbar versuchten die USA kürzlich gemeinsam mit Australien und Japan zu verhindern, dass Papua-Neuguinea bei 5G mit Huawei zusammenspannt.
Laut der «Financial Times» reiste kürzlich eine Delegation von US-Behördenvertretern nach Europa, um gegen eine Zusammenarbeit mit Huawei Stimmung zu machen. Der Besuch passierte auch mit Blick auf den Aufbau der 5-Infrastruktur: In Grossbritannien und Deutschland werden in Kürze die entsprechenden Lizenzen versteigert. Die britischen Behörden prüfen derzeit, ob Huaweis Produkte ein Sicherheitsrisiko darstellen. Huawei sieht sich in dieser Diskussion zu Unrecht verdächtigt und betont seine Unabhängigkeit von der chinesischen Regierung.
Bundesbern hält sich heraus
In der Schweiz sieht es das Gesetz nicht vor, dass sich die Behörden mit solchen Fragen beschäftigen. Gemäss Fernmeldegesetz steht es denn Telekomkonzernen frei, mit wem sie beim Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes zusammenarbeiten. «Die Mobilfunkfirmen sind für die Integrität und Sicherheit ihrer Netze verantwortlich», heisst es beim Bundesamt für Kommunikation. Bei der anstehenden Revision des Gesetzes will der Bundesrat die Anbieter aber dazu verpflichten, die unbefugte Manipulation der Telekominfrastruktur aktiv zu verhindern.
Huawei-Partner Sunrise hat keine Bedenken, sich vom chinesischen Konzern beliefern zu lassen. «Wir haben keine Pläne, den Technologiezulieferer zu wechseln», betont das Unternehmen auf Anfrage. Huawei werde aus politischen Gründen ausgegrenzt, glaubt Sunrise. «Wir sehen keine Auswirkungen auf unsere technischen Infrastrukturen und Dienste.»
Dass Sunrise auf Huawei setzt, liegt auch an der führenden Technologie der Chinesen bei 5G. Huawei hat massgeblich zur Entwicklung des neuen Mobilfunksstandards beigetragen. «Die asiatischen Länder haben andere Vorgaben. Sie können darum schon vieles umsetzen», sagt Sunrise-Chef Olaf Swantee.
Huawei will in der Schweiz forschen und entwickeln
Von dieser technologischen Führerschaft konnte sich kürzlich auch Bundesrätin Doris Leuthard überzeugen: Sie traf im letzten Sommer den Chef von Huawei am Hauptsitz in Shenzen und liess sich Produkte vorführen. Dabei gleiste die Bundesrätin eine massive Investition von Huawei in der Schweiz auf: Das Unternehmen will im Umfeld der Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne Forschungs- und Entwicklungszentren eröffnen und es damit Konzernen wie Google und Facebook gleichtun. Die US-Warnungen vor Huawei finden in der Schweiz auf absehbare Zeit keinen Widerhall.