Grossbritannien kehrt Europa den Rücken: Eine knappe Mehrheit der Briten hat bei dem historischen Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt.
Am Freitagmorgen war der Vorsprung des Brexit-Lagers mit insgesamt 16,8 Millionen Stimmen uneinholbar. Das prozentuale Verhältnis war 52 zu 48 zugunsten der EU-Gegner.
Das Ergebnis ist eine schwere Schlappe für den konservativen Premierminister David Cameron, der vehement für einen Verbleib in der bei vielen Briten verhassten EU geworben hatte. Seine politische Zukunft ist offen.
Der angestrebte Brexit stürzt die EU in die wohl schwerste Krise ihrer Geschichte. Viele europäische Politiker hatten die Briten vor einem Austritt gewarnt. EU-Politiker befürchten, dass ein Brexit Austrittswünsche in anderen Ländern beflügelt.
Der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat die Anleger in den Schweizer Franken getrieben. Die Währung kletterte zum Euro auf den höchsten Stand seit August 2015. Ein Euro kostete am Freitagmorgen 1,0626 Franken. Bereits in den Wochen vor der Abstimmung hatte die Schweizer Währung deutlich zugelegt. Sie gilt bei Investoren als sichere Anlage in turbulenten Zeiten - und ist daher gefragt.
Experten erwarten dennoch keine aggressiven Maßnahmen der Schweizer Notenbank. Sie werde zunächst versuchen, den Höhenflug der Währung mit Interventionen am Devisenmarkt zu bremsen. "Es würde mich überraschen, wenn die Nationalbank heute außer Interventionen etwas anderes machen würde", sagte Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank. Sollte der Druck auf den Franken mehrere Tage oder Wochen anhalten, dann seien Zinssenkungen nicht auszuschließen. "Entscheidend ist nicht, wo der Franken heute Abend steht. Entscheidend ist, wo der Franken in einer Woche steht."
Nach Einschätzung von Felix Adam, Chef des Schweizer Währungsexperten ACT Currency, dürfte die SNB erst bei einem Eurokurs von 1,05 Franken größere Maßnahmen ins Auge fassen. "Dass auf der Zinsseite etwas dramatisches passiert, kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Da müsste mehr Stress im Markt sein", sagte er. Die Marktreaktion zeige jedoch, wie überrascht viele Börsianer von dem sich abzeichnenden Wahlergebnis seien.
Die SNB wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Sie warte das finale Wahlergebnis ab, sagte ein Sprecher. Die Zentralbank will einen Höhenflug des Franken mit allen Mitteln verhindern - denn ein starker Franken ist Gift für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. SNB-Präsident Thomas Jordan hatte Interventionen am Devisenmarkt angekündigt, sollte es rund um die Abstimmung zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Notfalls hatte er auch eine weitere Zinssenkung nicht ausgeschlossen. Der Leitzins in der Schweiz ist mit rund minus 0,75 Prozent bereits auf einem Rekordtief.
Beim Brexit-Referendum hat sich TV-Anstalten zufolge eine Mehrheit der Briten für einen Austritt Großbritanniens aus der EU ausgesprochen. Sowohl die BBC als auch ITV erklärten die EU-Gegner zum Sieger der Abstimmung.