Respekt, Vertrauen, Diskretion, Qualität und Termintreue: Das sind für Cyril Cuche die Pfeiler des Erfolges. Mitten im Zentrum von La Chaux-de-Fonds, der einstigen Hochburg der Uhrenindustrie, sitzt er neben zwei CAD-Computern, einem Vitrinentisch und ein paar Bildern in seinem 40 Quadratmeter grossen, lichtdurchfluteten Büro und strahlt die Ruhe aus, die man von einem Mikrotechniker erwartet.
Wer mit kleinsten Dingen hantieren muss, haspelt nicht nervös durch den Geschäftsalltag.
«Mit diesem Büro habe ich mir im Jahr 2000 genau den Wunsch erfüllt, der in mir als 16-Jährigem nach einer Begegnung mit einem Hersteller von Uhrenverschlüssen entstanden war», erklärt Cyril Cuche. Den Teenager faszinierte damals, wie sein Gegenüber in einem grossflächigen, beinahe leeren Büro im amerikanischen Stil zufrieden und souverän über die Erfüllung seines Traumes vom eigenen Unternehmen schwärmte.
Doch bevor sich auch Cuche den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllen wollte, hatte er vor allem ein Ziel: «mich bis dreissig umfassend aus- und weiterbilden, um all dieses Wissen dann im eigenen Unternehmen zusammenzuführen.» Nach den obligatorischen Schuljahren besuchte er die Ecole téchnique in Neuenburg und machte eine Ausbildung zum Mikromechaniker. Danach folgte die Weiterbildung zum Mikrotechniker und schliesslich das Management-Nachdiplomstudium für Ingenieure.
Sein Können setzte er zuerst während fünf Jahren bei der Swatch-Gruppe ein, wo er für die Zeichnungen und Entwürfe von Gehäusen zuständig war. Danach wechselte Cuche für vier Jahre zum Richemont-Konzern. Dort trug er die technische Verantwortung für die Entwicklung von zwei Uhrenmarken.
«Während meiner Tätigkeit bei der Swatch-Gruppe konkretisierten sich auch meine Unternehmerpläne. Damals kam ich auf die Idee, eine Art Architekturbüro für Uhrenhersteller zu eröffnen.» Die Pläne und Entwürfe von Uhrengehäusen, -bändern und -verschlüssen, die Cyril Cuche auf dem Vitrinentisch ausbreitet, erinnern tatsächlich an architektonische Zeichnungen. Was Cyril Cuche da als Bauplan aufzeichnet, sind allerdings keine Häuser, sondern neue Uhren und neue Teile für Uhren. Er ist für die technischen Feinheiten zuständig, und ein Designer kümmert sich um die Formsprache.
Zur Spezialität von Cuches Geschäftsmodell gehört es, dass er die Uhrenteile nicht nur als zwei- oder dreidimensionale Zeichnungen ausdruckt, sondern überdies noch einen Prototyp fertigen lässt. Dazu arbeitet er mit A 41 zusammen, einem der 45 in der Schweiz noch existierenden Gehäusebauern. «Der vier Personen beschäftigende Kleinbetrieb im bernischen Renan hat denselben Fighting Spirit wie ich», sagt Cuche.
Kampfgeist? «Das hat nichts mit Brutalität oder brachialen Dingen zu tun, sondern mit dem Ziel, einem Kunden das Bestmögliche zu bieten und sich dafür mit Leidenschaft einzusetzen.» Daher habe er sich im Lauf seiner etwas mehr als vierjährigen Tätigkeit als selbstständiger Unternehmer ein Netz aus Kleinstunternehmen als Partner aufgebaut. «Wir alle sind beseelt von unserer Leidenschaft, und wenn es brennt, setzen wir uns für die Kunden Tag und Nacht ein.» Mit grösseren Unternehmen sei das nicht möglich. «Nicht, weil dort der Wille fehlen würde, doch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Angestellte und pochen auf ihre gewerkschaftlichen Rechte.» Bei Kleinstunternehmen hingegen herrsche ein unternehmerischer Geist, und die Gründer trügen die Verantwortung für sich selbst.
Genau dies seit unabdingbar, um dem Kunden möglichst rasch möglichst massgeschneiderte Dienstleistungen bieten zu können. «Dank dieser Einstellung sowie der elektronischen Vernetzung ist es mir möglich, einem Kunden nach Fertigstellung des 3D-Entwurfes innerhalb von drei bis vier Tagen einen Prototyp zu liefern.»
Als Cyril Cuche im Jahr 2000 mit knapp 32 Jahren und zeitgleich mit der Geburt seines ersten Sohnes Maël die Firma Gecode gründete, brauchte er keinen einzigen Franken Fremdkapital. «Ich hatte einige kleinere Aufträge, die mir die Ausgaben in der Höhe von rund 25 000 Franken für die beiden Computer sowie das Büromaterial deckten. Um zu weiterem Geld zu kommen, ging ich Klinken putzen, das heisst auf Akquisitionstour.»
Solche Knochenarbeit brauchte Cyril Cuche allerdings nicht lange zu leisten. Seine Idee sowie seine Vorstellung von Dienstleistung und vom Umgang mit Kunden sprach sich sehr schnell herum. «Von Beginn an arbeitete ich auf Vertrauensbasis, das heisst ohne Verträge. Dies mit Kunden wie auch mit Lieferanten oder anderen Projektmitarbeitenden.» Denn Vertrauen sei bei seiner Kundschaft die Grundlage des Geschäftes.
Dies gilt insbesondere für die Fertigung von Einzelstücken, neben dem Entwurf von Gehäusen und Verschlüssen ebenfalls ein Spezialgebiet von Gecode. So hat Cyril Cuche für einen solventen Kunden eines namhaften Uhrenherstellers ein Platingehäuse für eine Uhr mit Tourbillon entworfen, das den Namen des Bestellers trug. Für einen grossen Schmuckkonzern entwarf er eine Uhr aus einem transparenten Material und Weissgold, die als exklusives Geschenk für die Mitglieder des Topmanagements hergestellt wurde. «In diesem Fall ging die Diskretion so weit, dass ich nach dem Auftrag sämtliche Prototypen, Zeichnungen sowie Informationen vernichten musste, damit ja niemand diese Idee nachahmen konnte.»
Hat der ambitionierte Unternehmer keine Mühe damit, dass sein Name bei den Produkten, für deren Entwicklung er verantwortlich ist, nie auftaucht? «Überhaupt nicht», sagt Cyril Cuche. «Es macht mir ungeheuren Spass, mir vorzustellen, dass am Handgelenk von namhaften Persönlichkeiten meine Produkte in die Welt hinausgetragen werden und Freude bereiten.»
Zu den Einzelanfertigungen zählen auch mit Edelsteinen versehene Füllfederhalter oder Schmuckuhren. «Dabei handelt es sich um Serien von höchstens 30 Stück.» Die Herstellung dieser Produkte ist nicht gerade günstig. «Für qualitativ hoch stehende Arbeiten, Termintreue und Präzision ist der Preis nie ein Problem», betont Cuche. Auch für solche Aufträge greift der 36-Jährige auf einen Schmuckdesigner aus seinem Netzwerk zurück.
Wie kam er zu seinen Kontakten? «Zufällig durch Gespräche oder durch mündliche Weiterempfehlung. Ich halte wenig von gezwungenem, rein profitorientiertem Netzwerken. Für mich zählt das Zwischenmenschliche und das Gefühl, dass ich mich auf jemanden verlassen kann.»
In seinem Unternehmerdasein schätzt Cyril Cuche vor allem seine Unabhängigkeit. «Ich möchte mir in allen Bereichen die grösstmögliche Flexibilität offen halten.» Daher ist Gecode auch nach fünf Jahren noch immer eine Einzelfirma. Dadurch wäre es ihm auch möglich, seine Firma sehr rasch und unkompliziert aufzulösen, wenn das plötzlich notwendig wäre. Und darum verzichtet er auf fest angestelltes Personal: «Wenn mir die Aufträge bis zum Hals stehen, dann besetze ich den zweiten CAD-Arbeitsplatz mit einem Designer aus meinem Netzwerk, doch Fixkosten habe ich keine, da auch er als selbstständiger Unternehmer arbeitet.»
Nach Aufhören ist dem 36-Jährigen im Moment ganz und gar nicht zu Mute. Im Gegenteil, in der näheren Zukunft möchte er noch einen weiteren Traum verwirklichen. Cyril Cuche denkt an eine Uhr, die den Träger bei seinen ganz persönlichen Träumen abholt. «Ich möchte die Emotionen der Leute in Uhren packen.» Geschehen soll dies nicht einfach mit einem Bildchen auf dem Zifferblatt oder dem Armband, sondern indem für den Zeitmesser zum Beispiel Materialien verwendet werden, die aus dem Umfeld des Trägers stammen. «Für einen leidenschaftlichen Alpinisten könnte man beispielsweise Steine verwenden.»
Gecode
Gegründet: 2000
Umsatz: wird nicht bekannt gegeben
Mitarbeiter: 1 sowie rund 10 assoziierte Partner
Geschäftsleitung: Cyril Cuche
Verwaltungsrat: kein Verwaltungsrat, da Einzelfirma
Finanzierung: privat
Geschäftsidee: Konzeption und Umsetzung technischer Entwicklungen für Uhrengehäuse, -verschlüsse und –bänder
Firmenphilosophie: Wir bieten dem Kunden höchste Qualität. Die gegenseitige Beziehung ist geprägt von Respekt und Vertrauen.
Führungsgrundsätze: Unsere Beziehungen mit Partnern und Kunden basieren auf Authentizität.
Junior Chamber
BILANZ präsentiert in jeder Ausgabe ein Beispiel von jungem Unternehmertum – in Zusammenarbeit mit der Junior Chamber Switzerland (JCS). Die Chamber ist das grösste Netzwerk von jungen Führungskräften und Unternehmern in der Schweiz. Weitere Infos und Angaben zu JCS-Veranstaltungen auf www.juniorchamber.ch