Die Aktionäre von Novartis sind an der Generalversammlung in Basel allen Anträgen des Verwaltungsrates gefolgt. Auch die zuvor heftig diskutierten Traktanden Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung sowie die Konsultativabstimmung zum neuen Vergütungssystem fielen deutlich im Sinne des Verwaltungsrates aus.
Der scheidende Präsident Daniel Vasella reagierte gelassen auf die Kritik etlicher Redner. Er gestand jedoch auch Fehler ein. «Der Erste war, den Vertrag überhaupt auszuhandeln» , sagte Vasella mit Blick auf die geplante 72-Millionen-Entschädigung, auf die er nun verzichtet. «Der zweite Fehler war, zu glauben, dass der Verzicht auf eine Zahlung für gemeinnützige Institutionen gesellschaftlich betrachtet etwas Positives sei.»
Wie die Generalversammlung im Detail ablief, lesen Sie hier im Minutenprotokoll:
13:45 Uhr: Ebenso selbstverständlich werden Charles Sawyers und William Winters dem Gremium zugewählt.
13:38 Uhr: Ohne viel Federlesens ist Jörg Reinhardt gewählt - mit 97,5 Prozent.
13:36 Uhr: Vasellas designierter Nachfolger Jörg Reinhardt wird den Aktionären vorgestellt. Der Deutsche ist seit 2010 Chef von Bayer Healthcare. Er wird dieses Amt zugunsten der Präsidentschaft bei Novartis niederlegen.
13:35 Uhr: Verena Briner ist - wie zu erwarten - mit 98,7 Prozent Stimmen gewählt.
13:33 Uhr: Daniel Vasella stellt Prof. Dr. Verena Briner vor. Die Ärztin soll für drei Jahre in den Verwaltungsrat gewählt werden.
13:28 Uhr: Die Aktionäre heissen das neue Vergütungssystem wird gut. Allerdings konnten sich nur 78,3 Prozent zu einem Ja durchringen. 20,3 Prozent sprachen sich dagegen aus. Immerhin lag die Zustimmung damit höher als noch im letzten Jahr.
13:13 Uhr: Vizepräsident Lehner erläutert das neue Vergütungssystem. Zu diesem wird in Kürze abgestimmt - allerdings nur konsultativ. Das System sieht neben einem Grundlohn eine jährliche Prämie, einen langfristigen Leistungsplan und einen langfristigen relativen Leistungsplan vor.
13:09 Uhr: Auch der vorgeschlagenen Verwendung des Gewinns stimmen die Aktionäre zu. Die Zustimmung beträgt 99,3 Prozent der Aktienstimmen.
12:58 Uhr: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung werden für das abgeschlossne Geschäftsjahr entlastet. Die Zustimmung beträgt bei diesem Traktandum 93,3 Prozent.
12:47 Uhr: Nun soll die Décharge erteilt werden. Doch vorerst: drei weitere Voten von Aktionären.
12:46 Uhr: Stimmenzähler Sarasin gibt bekannt: 98 Prozent der Aktienstimmen nehmen die Jahresrechnung und die Konzernrechnung an.
12:44 Uhr: 2 Stunden und 44 Minuten nach Beginn der Versammlung wird endlich abgestimmt.
12:42 Uhr: Vor der Beantwortung der vielen Fragen an den Verwaltungsrat kommt noch einmal einer der Wütenden zu Wort: «Wieviele Stunden arbeitet eigentlich ein Verwaltungsrat bei Novartis?» Vasella verweist auf die Seiten 98 und 99 des Geschäftsberichts.
12:35 Uhr: Der nächste Redner stellt die Abgabe von Gratismedikamenten und die humanitären Aktivitäten von Novartis und Daniel Vasella in den Vordergrund. So stellt das Unternehmen beispielsweise Lepra-Medikamente gratis zur Verfügung.
12:15 Uhr: Ein weiterer friedlich gestimmter Aktionär. Dieser lobt vor allem die Mitarbeiter von Novartis. Immerhin sei das Unternehmen weltweit angesehen.
12:15 Uhr: Ein Lob von einem Bioethiker. Vasella sei eine der «wichtigsten und verlässlichsten Partner» in der Zusammenhang mit der Forschung - unter anderem an Stammzellen - gewesen.
12:01 Uhr: Erstes Lob für Vasella von einem Aktionär. Wachstum und Positionierung des Konzerns werden von einem Aktionär als hervorragend dargestellt. Allerdings habe Vasella die Bodenhaftung etwas verloren.
11:53 Uhr: Die Verpflegung lässt zu wünschen übrig, an der Novartis-GV. Ob das 5 Minuten Redezeit wert ist?
11:49 Uhr: Ein Aktionär behauptet, Vasella stehe bereits kurz vor Vertragsunterschrift mit einer asiatischen Pharmafirma. Der Angesprochene kommt nicht mehr aus dem Lachen heraus - und dementiert galant.
11:40 Uhr: Vasella nimmt Stellung dazu, dass Joe Jimenez kaum Deutsch spricht. «Viel wichtiger ist, dass er die Firma gut führt. Und das, meine Damen und Herren, tut er.»
11:38 Uhr: Ein weiterer wütender Aktionär tritt ans Podium. Er hofft auf die Annahmen der Minder-Initiative: «Dann könnte eventuell wenigstens ein Schweizer Verwaltungsratspräsident werden.» Ausserdem soll CEO Jimenez einen Sprachkurs machen, bitteschön.
11:35 Uhr: Die Novartis AG hat ein Bankkonto eröffnet. Dieses stand Daniel Vasella nicht zur Verfügung. Und - wie Vasella ausdrücklich festhält - es floss auch kein Geld. Die derzeit hängigen oder noch einzureichenden Klagen gegen Novartis hält der anwesende Jurist für Chancenlos.
11:33 Uhr: Vasella verteidigt die DIvidende - 4 Prozent seien nicht zu verachten.
11:28 Uhr: Eine Wirtschaftsprofessorin aus Lausanne nennt Vasella ein negatives Beispiel für ihre Studenten. Ausserdem sei die Dividende mickrig - ein weiterer Beweis für die Geldgier des Managements und des Verwaltungsrates.
11:26 Uhr: Vasella nimmt Stellung zum ersten Aktionär, der etwas aus dem Rahmen fällt. «Novartis will und muss auch bei den Löhnen international konkurrenzfähig bleiben.»
11:21 Uhr: Der Beratungsvertrag mit Vasella wäre erst im Geschäftsbericht offenzulegen. Momentan kann dazu noch nichts gesagt werden.
11:16 Uhr: Auch Actares kritisiert Vasella hart. Sein fehlender Realtitätssinn habe die ansonsten guten Leistungen des Unternehmens geschmälert. Deshalb sei dem VR die Décharge zu verweigern.
11:13 Uhr: Der Vertrag für Vasellas andere Leistungen gegenüber Novartis muss noch verhandelt werden. Die Resultate würden zu gegebener Zeit kommuniziert.
11:12 Uhr: Als Ehrenpräsident erhält Vasella keine Entschädigung. Aber ein Büro und andere Annehmlichkeiten.
11:10 Uhr: Ethos empfielt das Vergütungssystem zur Ablehnung.
11:08 Uhr: Hat Vasella einen Beratervertrag mit Novartis? Biedermann stellt diese wichtige Frage. Zudem kritisiert er das neue Vergütungsreglement.
11:06 Uhr: Dominique Biedermann, Vertreter von Ethos, tritt ans Podium. Er ist - zusammen mit dem ganzen Land - entsetzt über die Konkurrenzverbotsklausel. Diese hinterlasse «einen schlechten Eindruck des Verwaltungsrats». Diese Ereignisse zeigten, dass Vasella zu viel Einfluss habe. Man soll auf die Ernennung Vasellas zum Ehrenpräsidenten verzichten.
11:05 Uhr: 16 Wortmeldungen von Aktionären zum zweiten Traktandum, der Décharge. Der erste Redner hinterfragt die Übertragung im Fernsehen.
11:00 Uhr: Die Aktionäre wurden gezählt. Es sind 2688 Personen anwesend. Diese vertreten 1'664'171'957 Stimmen. Mehr als eine Milliarde davon vertreten durch den Unabhängigen Stimmrechtsvertreter.
10:54 Uhr: Mit der Entschädigung fällt auch das Konkurrenzverbot weg.
10:53 Uhr: Das Konkurrenzverbot wäre fast einem Berufsverbot gleichgekommen, so Lehner.
10:51 Uhr: Sowieso hätte Vasella eine Abgangsentschädigung von 60 Millionen erhalten.
10:50 Uhr: 7,5 Prozent Rendite konnten die Aktionäre seit Konzerngründung geniessen. Laut Ulrich Lehner ein hervorragender Wert. Besser als der Durchschnitt der Aktienmärkte im selben Zeitraum ist es allemal.
10:48 Uhr: Wo er recht hat, hat er recht: Die meisten Merger enden nicht als Erfolgsgeschichten. Novartis ist eine der glänzenden Ausnahmen. Auch dank Daniel Vasella.
10:45 Uhr: Auch Ulrich Lehner, Vizepräsident des Verwaltungsrates und designierter Interimspräsident lobt Daniel Vasella über den grünen Klee.
10:41 Uhr: Jimenez verdankt Daniel Vasella. Er sei immer zunächst Arzt und nur sekundär Manager geblieben. Keiner habe Novartis so sehr geprägt wie er. Er hinterlasse ein Erbe, welches zum Erfolg des Unternehmens beitrage.
10:39 Uhr: Novartis ist auch das grünste aller Healthcare-Unternehmen.
10:32 Uhr: Oberstes Ziel für die Zukunft: An der Spitze der Forschung dabei zu sein.
10:30 Uhr: Joe Jimenez erwähnt eine ganze Reihe von erfolgreichen Medikamenten und Forschungsresultaten des letzten Jahres.
10:26 Uhr: Positive Stimmung vom CEO: 16 Dividendenerhöhungen in Folge.
10:25 Uhr: Vasella bedankt sich dafür, dass er einem Unternehmen vorstehen durfte, welches den Menschen hilft. Er spricht CEO Joe Jimenez sein Vertrauen aus und übergibt diesem das Wort.
10:18 Uhr: Selbstmitleid ist Trumpf. Er habe auf eine Spende verzichtet und werde jetzt dafür abgestraft. Aber die Kritik akzeptiere er, so Vasella. Transparenz sei ausserdem wichtig und Kritik werde - «auch ohne regulatives Korsett» - ernst genommen.
10:15 Uhr: Daniel Vasella wird politisch. Die Stärken der Schweiz seien Innovation und liberale Gesetzgebung. Vasella bestreitet seine Schuld am Vorsprung der Minder-Initiative.
10:07 Uhr: Vor der Genehmigung der Jahresrechnung und des Geschäftsberichts kommentiert VRP Vasella die gestiegenen Kennzahlen. Neben grundsätzlich guten Zahlen erwähnt er abgelaufenen Patente und ein schwieriges Umfeld.
10:04 Uhr: Noch ist unklar, wieviele Aktionäre ihren Weg nach Basel gefunden haben. Die Halle scheint jedoch gut gefüllt.
10:00 Uhr: Daniel Vasella eröffnet die Generalversammlung, Bevor die eigentliche Show losgeht, handelt er die technischen Aspekte ab.
09:45 Uhr: Noch bis zuletzt kann es Vasella nicht lassen, Öl ins Feuer zu giessen. In einem Interview mit heutigen «Basler Zeitung» glänzt er mit ominösen Andeutungen zu einer Verlegung des Konzernsitzes. «Ein Hauptsitz kann transferiert werden, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen», meinte er.
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Bevor es los geht: Daniel Vasella Tritt ab - mit Getöse. Nach Bekanntwerden eines Abgangsgeschenks von 72 Millionen und dem darauf folgenden Zurückkrebsen steht der Spitzenmanager landesweit in der Kritik. Wir berichten live über die Äusserungen Vasellas und seiner Gegner in der Basler St. Jakobshalle.
Besonders von Interesse an der Generalversammlung sind - neben der Person Daniel Vasella - die Entlastung des bisherigen Verwaltungsrats und die konsultative Abstimmung zum Vergütungssystem. Zu diesen beiden Traktanden werden besonders ausführliche Voten erwartet.
Mindestens ebenso spannend wie die Ereignisse in der St. Jakobshalle dürften die Szenen davor sein. Die Jungsozialisten und die Gewerkschaft Unia planen Proteste. Einer Meldung von Radio1 zufolge haben die Jusos eine Badewannen mit Geld aufgestellt. Der Inhalt soll dem stündlichen Verdienst von Daniel Vasella entsprechen - 6000 Franken.