«Das ist das erste Ranking der Schweizer Universitäten, bei denen die Sichtweise der Studierenden im Mittelpunkt steht», sagt Madeleine von Holzen, Geschäftsführerin von SwissUp.
Das Bildungs-Internetportal, das im November online geht und von Logitech-Gründer Daniel Borel ins Leben gerufen wurde, wollte in einer Umfrage wissen: Wie gut sind die Schweizer Universitäten?
Befragt wurden 1200 Studierende an allen Schweizer Universitäten. In etwa halbstündigen Interviews vermittelten sie ein Bild von der Situation in den Seminaren und Hörsälen. Diese Informationen wurden durch Daten des Bundesamtes für Statistik ergänzt und ausgewertet. Aus ihnen wurde neben sechs anderen Kriterien etwa das Betreuungsverhältnis berechnet: die Anzahl Studierender pro Dozent. Sie gilt als Kenngrösse für die Qualität des Unterrichts. Je besser das Betreuungsverhältnis, desto mehr Zeit hat ein Dozent, sich um jeden Einzelnen der Studierenden zu kümmern.
Zusätzlich flossen noch Daten über die Studienzeit und die Anzahl der Abbrecher in die Bewertung ein. «Je schneller das Studium geht und je weniger Leute es abbrechen, desto besser», sagt von Holzen.
Die Ergebnisse der Studie überraschen: Einen eindeutigen Sieger gibt es nicht. Je nachdem, welche Kriterien man anwendet, ergeben sich unterschiedliche Siegerlisten. Jede Schweizer Uni scheint aus der Sicht der Studierenden ihre besonderen Vorzüge und Schwachstellen zu haben. Freiburg hat in den Naturwissenschaften das beste Betreuungsverhältnis, während die ETH Zürich sich im Mittelfeld findet.
Die Uni Neuenburg kommt in Sachen Anleitung zum selbstständigen Arbeiten auf Platz eins, ist aber, was die Attraktivität für ausserkantonale und ausländische Studierende betrifft, in Rechtswissenschaften das Schlusslicht. Deutlich wird allerdings, dass es Universitäten gibt, bei denen eher eine Tendenz in Richtung Mittelmass auszumachen ist. Und zum ersten Mal kann sich die erst kürzlich gegründete Tessiner Universität mit den Hochschulen nördlich der Alpen messen lassen. Die Alma Mater von Lugano hat sich vor allem im Bereich Wirtschaftswissenschaften stark profilieren können. Sie weist das beste Betreuungsverhältnis, die wenigs-ten Studienabbrecher und die beste Anleitung zum selbstständigen Arbeiten auf. Enttäuschend ist indes das Abschneiden der Uni Basel im landesweiten Vergleich: Sie ist von der Konkurrenz längst abgehängt worden. In der Rangliste der allgemeinen Zufriedenheit rangiert die älteste Universität des Landes nur auf den hinteren Plätzen. Das beste Resultat, das sie erzielt, ist ein vierter Platz in den Wirtschaftswissenschaften, den sie sich mit der Tessiner Università della Svizzera italiana teilen muss. In den Naturwissenschaften belegt sie einen mageren fünften Platz. Und das, obwohl die Basler die Ersten waren, die bereits zu Beginn der Neunzigerjahre mit einer Reform ihrer Universität begonnen hatten; diese zielte vor allem auf die Qualität von Lehre und Forschung und die Zufriedenheit der Studierenden.
Ohne durchschlagenden Erfolg ist offensichtlich auch die Einrichtung einer eigenen Marketingstelle gewesen. Selbst was die Attraktivität für ausserkantonale Studenten betrifft, ist die Hochschule des Stadtkantons Basel nur auf den hinteren Listenplätzen zu finden.
Für die meisten Studierenden ist es wohl von besonderer Bedeutung, dass sie das Studium auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereitet. «Wir haben die Studierenden befragt, wie sie ihr Studium einschätzen, wenn es um die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt geht», sagt von Holzen. Wenig erstaunlich, dass die Studierenden der Universität St. Gallen in den Bereichen Jus und Wirtschaft dafür sorgen, dass die HSG den Spitzenplatz in dieser Kategorie bekommt. Bemerkenswert indes, dass die ETH Lausanne von den Studierenden in den Naturwissenschaften auf den ersten Platz in Sachen Arbeitsmarktvorbereitung gehoben wird, dicht gefolgt von der Universität Basel und der ETH Zürich.
Wo jemand in der Schweiz studiert hat, spielt für die Jobaussichten jedoch eine eher geringe Rolle. «Wir konzentrieren uns zwar, was Wirtschaftsabsolventen betrifft, auf die ETH Zürich, die Uni Zürich und die HSG», sagt Olivia Leydenfrost, bei der Swiss Re verantwortlich für das Recruiting von Hochschulabsolventen. «Wir schauen uns aber jeden Bewerber an, dessen Profil uns interessiert.» Dabei komme es eher auf die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Bewerbers oder der Bewerberin an.
In vielen Fällen ist noch nicht einmal das Fach von Bedeutung, denn für viele Positionen wird Training on the Job geboten, und der offene Geist ist wichtiger als die absolvierten Seminare. Da heuert die Swiss Re auch schon Leute mit eigentlich branchenfremdem Hintergrund wie Philosophie oder Theologie an. Zu viele Leute im Unternehmen, welche die gleichen Hörsäle besucht haben, können auch ein Nachteil sein. «Die haben eine sehr ähnliche Gedankenwelt, da macht es Sinn, für eine gute Durchmischung zu sorgen», sagt Swiss-Re-Frau Leydenfrost.
Doch ganz ohne Bedeutung ist die Wahl des Studienortes nicht. Dabei geht es allerdings nicht nur um die Qualität und um die Inhalte des Studiums. «Im Studium an der ETH Zürich werden andere Akzente gesetzt als etwa an der ETH Lausanne», sagt Peter Hauenstein, Chef Human Resources bei Hilti im liechtensteinischen Schaan. Für die Personalverantwortlichen spielen auch Faktoren jenseits der üblichen Qualitätskriterien einer Universität eine Rolle. Dabei geht es vor allem um «soft factors»: Eigenschaften, die mehr mit Sozialkompetenz und Teamfähigkeit zu tun haben als mit dem Curriculum.
«Wer in Freiburg studiert hat, kann sich wahrscheinlich viel besser in zwei oder mehr Sprachen ausdrücken», sagt Hauenstein. Und St. Gallen sei von der Zusammensetzung der Studierenden internationaler als etwa Bern. Absolventen von dort seien sich eher einen internationalen Umgang gewohnt, der in einem global agierenden Konzern an der Tagesordnung ist.
Doch allzu grossen Wert sollten junge Leute, die sich für eine Universität entscheiden, nicht auf den Studienort legen. «Es hat keinen Sinn, sich zu früh auf irgendetwas festzulegen», sagt Olivia Leydenfrost. Und die Wahl der Universität ist ohnehin bald nur noch eine Fussnote im Lebenslauf. «Wenn Sie erst einmal einige Jahre im Job sind, interessiert sich niemand mehr dafür, wo Sie studiert haben. Persönliche Eigenschaften bekommen mehr und mehr Gewicht», sagt Hilti-Personalchef Hauenstein.
Das Bildungs-Internetportal, das im November online geht und von Logitech-Gründer Daniel Borel ins Leben gerufen wurde, wollte in einer Umfrage wissen: Wie gut sind die Schweizer Universitäten?
Befragt wurden 1200 Studierende an allen Schweizer Universitäten. In etwa halbstündigen Interviews vermittelten sie ein Bild von der Situation in den Seminaren und Hörsälen. Diese Informationen wurden durch Daten des Bundesamtes für Statistik ergänzt und ausgewertet. Aus ihnen wurde neben sechs anderen Kriterien etwa das Betreuungsverhältnis berechnet: die Anzahl Studierender pro Dozent. Sie gilt als Kenngrösse für die Qualität des Unterrichts. Je besser das Betreuungsverhältnis, desto mehr Zeit hat ein Dozent, sich um jeden Einzelnen der Studierenden zu kümmern.
Zusätzlich flossen noch Daten über die Studienzeit und die Anzahl der Abbrecher in die Bewertung ein. «Je schneller das Studium geht und je weniger Leute es abbrechen, desto besser», sagt von Holzen.
Die Ergebnisse der Studie überraschen: Einen eindeutigen Sieger gibt es nicht. Je nachdem, welche Kriterien man anwendet, ergeben sich unterschiedliche Siegerlisten. Jede Schweizer Uni scheint aus der Sicht der Studierenden ihre besonderen Vorzüge und Schwachstellen zu haben. Freiburg hat in den Naturwissenschaften das beste Betreuungsverhältnis, während die ETH Zürich sich im Mittelfeld findet.
Die Uni Neuenburg kommt in Sachen Anleitung zum selbstständigen Arbeiten auf Platz eins, ist aber, was die Attraktivität für ausserkantonale und ausländische Studierende betrifft, in Rechtswissenschaften das Schlusslicht. Deutlich wird allerdings, dass es Universitäten gibt, bei denen eher eine Tendenz in Richtung Mittelmass auszumachen ist. Und zum ersten Mal kann sich die erst kürzlich gegründete Tessiner Universität mit den Hochschulen nördlich der Alpen messen lassen. Die Alma Mater von Lugano hat sich vor allem im Bereich Wirtschaftswissenschaften stark profilieren können. Sie weist das beste Betreuungsverhältnis, die wenigs-ten Studienabbrecher und die beste Anleitung zum selbstständigen Arbeiten auf. Enttäuschend ist indes das Abschneiden der Uni Basel im landesweiten Vergleich: Sie ist von der Konkurrenz längst abgehängt worden. In der Rangliste der allgemeinen Zufriedenheit rangiert die älteste Universität des Landes nur auf den hinteren Plätzen. Das beste Resultat, das sie erzielt, ist ein vierter Platz in den Wirtschaftswissenschaften, den sie sich mit der Tessiner Università della Svizzera italiana teilen muss. In den Naturwissenschaften belegt sie einen mageren fünften Platz. Und das, obwohl die Basler die Ersten waren, die bereits zu Beginn der Neunzigerjahre mit einer Reform ihrer Universität begonnen hatten; diese zielte vor allem auf die Qualität von Lehre und Forschung und die Zufriedenheit der Studierenden.
Ohne durchschlagenden Erfolg ist offensichtlich auch die Einrichtung einer eigenen Marketingstelle gewesen. Selbst was die Attraktivität für ausserkantonale Studenten betrifft, ist die Hochschule des Stadtkantons Basel nur auf den hinteren Listenplätzen zu finden.
Für die meisten Studierenden ist es wohl von besonderer Bedeutung, dass sie das Studium auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereitet. «Wir haben die Studierenden befragt, wie sie ihr Studium einschätzen, wenn es um die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt geht», sagt von Holzen. Wenig erstaunlich, dass die Studierenden der Universität St. Gallen in den Bereichen Jus und Wirtschaft dafür sorgen, dass die HSG den Spitzenplatz in dieser Kategorie bekommt. Bemerkenswert indes, dass die ETH Lausanne von den Studierenden in den Naturwissenschaften auf den ersten Platz in Sachen Arbeitsmarktvorbereitung gehoben wird, dicht gefolgt von der Universität Basel und der ETH Zürich.
Wo jemand in der Schweiz studiert hat, spielt für die Jobaussichten jedoch eine eher geringe Rolle. «Wir konzentrieren uns zwar, was Wirtschaftsabsolventen betrifft, auf die ETH Zürich, die Uni Zürich und die HSG», sagt Olivia Leydenfrost, bei der Swiss Re verantwortlich für das Recruiting von Hochschulabsolventen. «Wir schauen uns aber jeden Bewerber an, dessen Profil uns interessiert.» Dabei komme es eher auf die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Bewerbers oder der Bewerberin an.
In vielen Fällen ist noch nicht einmal das Fach von Bedeutung, denn für viele Positionen wird Training on the Job geboten, und der offene Geist ist wichtiger als die absolvierten Seminare. Da heuert die Swiss Re auch schon Leute mit eigentlich branchenfremdem Hintergrund wie Philosophie oder Theologie an. Zu viele Leute im Unternehmen, welche die gleichen Hörsäle besucht haben, können auch ein Nachteil sein. «Die haben eine sehr ähnliche Gedankenwelt, da macht es Sinn, für eine gute Durchmischung zu sorgen», sagt Swiss-Re-Frau Leydenfrost.
Doch ganz ohne Bedeutung ist die Wahl des Studienortes nicht. Dabei geht es allerdings nicht nur um die Qualität und um die Inhalte des Studiums. «Im Studium an der ETH Zürich werden andere Akzente gesetzt als etwa an der ETH Lausanne», sagt Peter Hauenstein, Chef Human Resources bei Hilti im liechtensteinischen Schaan. Für die Personalverantwortlichen spielen auch Faktoren jenseits der üblichen Qualitätskriterien einer Universität eine Rolle. Dabei geht es vor allem um «soft factors»: Eigenschaften, die mehr mit Sozialkompetenz und Teamfähigkeit zu tun haben als mit dem Curriculum.
«Wer in Freiburg studiert hat, kann sich wahrscheinlich viel besser in zwei oder mehr Sprachen ausdrücken», sagt Hauenstein. Und St. Gallen sei von der Zusammensetzung der Studierenden internationaler als etwa Bern. Absolventen von dort seien sich eher einen internationalen Umgang gewohnt, der in einem global agierenden Konzern an der Tagesordnung ist.
Doch allzu grossen Wert sollten junge Leute, die sich für eine Universität entscheiden, nicht auf den Studienort legen. «Es hat keinen Sinn, sich zu früh auf irgendetwas festzulegen», sagt Olivia Leydenfrost. Und die Wahl der Universität ist ohnehin bald nur noch eine Fussnote im Lebenslauf. «Wenn Sie erst einmal einige Jahre im Job sind, interessiert sich niemand mehr dafür, wo Sie studiert haben. Persönliche Eigenschaften bekommen mehr und mehr Gewicht», sagt Hilti-Personalchef Hauenstein.
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