Die Debatte über das aktive oder passive Investieren hat für unzählige Studien und Analysen gesorgt. Manche Fachleute sprechen von einer religiös gefärbten Glaubensfrage, andere von zwei unversöhnlichen Lagern. In diesem Konfliktfeld fällt es schwer, einen Gewinner zu küren. Wer aktives Management betreibt, nimmt für sich in Anspruch, ein besseres Anlageergebnis zu erzielen. Weit nüchterner argumentiert Wirtschafts-Nobelpreisträger William Sharpe: «Renditen, die aktive Manager im Durchschnitt und vor Kosten erzielen entsprechen denjenigen des Marktes.» Das deutet auf ein Nullsummenspiel hin, wie es der Mathematik des Investierens zugrunde liegt. Trotzdem, es gibt jene herausragenden Fondsmanager, die den Markt regelmässig schlagen. Allerdings gehen diese Leute in der Masse der Manager mit durchschnittlichen oder unzureichenden Fähigkeiten unter.

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Mehrertrag erwirtschaften

Im aktuellen Tiefzinsumfeld ist es unbestritten, dass Investoren nach Portfoliomanagern suchen, die in der Lage sind einen Mehrertrag zu erwirtschaften. Gefragt ist die Kunst des aktiven Managements. Aber wie sieht die aus? Für Ariane Dehn, Head of Sales Switzerland & Austria bei Janus Henderson Investors, braucht der aktive Manager «einen starken Charakter, um auch gegen starke Trends an der Börse der eigenen Überzeugung folgen zu können».  Aus ihrer Sicht muss er mit Hilfe eines selektiven Ansatzes innovative, gut geführte Unternehmen aufspüren und die identifizierten Gewinner von morgen übergewichten. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass aktive Manager, die das Ergebnis ihrer Benchmark übertreffen, tendenziell Portfolios mit überzeugenderen Positionen verwalten. Angesprochen sind damit Unternehmensanteile innerhalb einer Asset Allocation, deren Gewichtung sich deutlich von der Benchmark unterscheidet. Ganz anders ist das bei einem passiven Anlagevehikel. Bei diesen Exchange Traded Funds (ETFs) wird ein Index möglichst exakt abgebildet. Entsprechend schneidet ein solcher Indexfonds nie wesentlich besser oder schlechter als die dazugehörige Benchmark ab.

Zu den entscheidenden Faktoren für die Titelauswahl aktiver Fondsmanager gehören gute Geschäftspraktiken, innovative Produkte, ein diszipliniertes Management und die Bewertung eines Unternehmens. Die Anlageteams brauchen dafür den notwendigen Freiraum, um einen eigenständigen Investitionsprozess zu entwickeln, der es ihnen mit einem vertieften Research erlaubt, Anlagechancen zu finden und auch zu nutzen. Zu beachten ist aber ebenso, dass es auf manchen Märkten mehr Möglichkeiten gibt, eine Mehrrendite zu generieren als auf anderen. Effiziente Märkte in den Industrieländern etwa bieten deutlich weniger Chancen als gezielte Investments in Schwellenländern, die markant von einem vorgegeben Index abweichen. Das mögliche Gewinnpotenzial und die Überzeugung reichen jedoch nicht aus. Ein aktiver Manager muss das nötige Know-how und Geschick auch tatsächlich unter Beweis stellen und die besonders erfolgversprechenden Aktien erkennen. Der Titelauswahl kommt eine Schlüsselrolle zu. Dabei gibt es unterschiedliche Meinungen, was einen geschickten «Stockpicker» ausmacht und ob es seine Fähigkeit ist, fundamentale Ansätze bei der Bewertung nutzen, auf das positive Momentum setzen oder konträre Strategien verfolgen zu können.

Vermögen der Anleger schützen

Seit der Finanzmarktkrise kannten die Aktienkurse über knapp zehn Jahre hinweg fast nur eine Richtung: nach oben. Diese günstige Entwicklung des Gesamtmarkts hat passive Anlagestrategien begünstigt. Dazu kam ein ultralockeres Zinsumfeld, das allen Unternehmen – ob stark oder schwach im Markt verankert – geholfen hat. Nun zeichnet sich eine Zinswende ab. Die amerikanische Notenbank hob den Leitzins in den letzten zwei Jahren bereits fünfmal an. Drei weitere Zinserhöhungen könnten im laufenden Jahr folgen. Wenn sich die Zinsen normalisieren, rücken die Qualitätsunternehmen wieder stärker in den Vordergrund. Entsprechend gibt es deutlichere Kurs- und Performancedifferenzen. Gleichzeitig dürften sich am Aktienmarkt wieder stärkere Ausschläge nach unten und oben ergeben. Oft geht es bei einer Marktkorrektur steil bergab. «In solchen Phasen können aktive Manager einzelne Positionen des Portfolios untergewichten, um das Vermögen der Anleger vor Verlusten zu schützen», sagt Finanzexpertin Dehn.

Aktive Manager sind auch zunehmend gefragt, wenn es um nachhaltige Kapitalanlagen geht. Speziell bei der jüngeren Generation hat das sozial verantwortliche Investieren (Socially Responsible Investment/SRI) einen hohen Stellenwert. Die Millennials setzen auf Marken und Unternehmen, welche dieselben ethischen und sozialen Werte haben wie sie. Mit dem Engagement in einem Index-Fonds, der sämtliche Titel, ungeachtet von Nachhaltigkeitskriterien, abbildet, lässt sich eine solche Anlagephilosophie nicht realisieren. Die aktiven Fondsmanager achten bei der Bewertung von Anlagechancen immer stärker auf die Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (Environmental Social Governance/ESC). Mittlerweile gibt es zwar erste ETFs, die bestimmte Unternehmen herausfiltern, sie stützen sich aber fast ausschliesslich auf ein schematisches Scoring von ESC-Ratingagenturen. Diese von den Unternehmen selbst erhobenen Daten stammen speziell bei kleineren Betrieben oft von einem wenig ausgereiften Umwelt-Reporting. Demgegenüber basieren die Anlageentscheidungen bei aktiven Managern auf eigenen Nachforschungen in den betreffenden Firmen.

Preis-Leistungs-Vergleich

Laufend mehr Investoren entscheiden sich für eine Mischform, bestehend aus aktiven und passiven Anlagen. Die aktive Kapitalanlage hat einen langfristigen Zeithorizont und verkörpert deshalb eher das strategische Element im Anlageportfolio eines Kunden. Ob ein Fondsmanager letztlich eine Mehrrendite erzielt, hängt wesentlich von der Transparenz eines Marktes ab. In den grossen Aktienmärkten, etwa der Schweiz, Deutschlands oder der USA, ist es für aktive Manager schwierig, die Benchmark übertreffen zu können. Zahlreiche Studien zeigen, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der Fonds langfristig über dem Index liegen. Ein anderes Bild präsentiert sich in Nebenmärkten und in den Schwellenländern. Speziell bei den kleinkapitalisierten Titeln besteht bedeutend weniger Transparenz als im Fall von Blue Chips. Aktive Manager können in solchen Märkten durch einen Informationsvorsprung eine deutlich höhere Rendite erzielen, als dies mit einem Indexfonds möglich ist. Für Janus-Henderson-Managerin Dehn ist klar: «Letztlich muss der Anleger entscheiden, ob er eher defensiv oder aggressiv investieren will.» Wer beispielsweise im Small-&-Mid-Cap-Segment eine Wachstumsstrategie verfolge, der müsse in Korrekturphasen an der Börse auch mit überdurchschnittlichen Kursrückgängen rechnen.

Investments in aktiv gemanagte Fonds verursachen höhere Gebühren als bei einem ETF. Für einen Indexfonds liegt die Total Expense Ratio (TER) meist im Bereich von 0,3 bis 0,6 Prozent. Bei den aktiv verwalteten Fonds sind zwischen 1 bis 2 Prozent zu entrichten. Auch künftig wird der Anleger darüber entscheiden, ob ihm die Aussicht auf eine Mehrrendite diese zusätzlichen Kosten für ein aktives Management wert sind. Massgeblich sind dabei Performance-Vergleiche mit Anbietern von passiv verwalteten Vehikeln. Es liegt an den aktiven Fondsmanagern, im Sinn eines fairen Preis-Leistungs-Vergleichs gleich zu Beginn einer Kundenbeziehung exakt darzulegen, was der Investor  vom angebotenen Produkt erwarten kann. Generell gilt: Im aktuellen Tiefzinsumfeld fällt die Performance tendenziell niedriger aus. Entsprechend achten die Anleger bei sinkenden Erträgen vermehrt auf die Kosten.

Beim Kauf eines Indexfonds ist ebenfalls aktives Management nötig. Der Investor muss entscheiden, in welchem Markt oder Segment das passiv verwaltete Geld zu platzieren ist.  Ähnlich wie bei den aktiv gemanagten Fonds ist auch im jüngeren Angebot an Exchange Traded Funds eine rasche Expansion zu beobachten. Ursprünglich konnten diese ETFs klar abgesteckten Märkten zugeordnet werden.  Neu sind nun auch komplexere Produkte, speziell Smart-Beta-Fonds, dazugekommen. Dabei verwenden die Anbieter modifizierte Indizes, vergleichbar dem aktiven Management mit Unter- und Übergewichtungen, die für den Investor durchschaubar sind. Gegenüber den klassischen ETFs sind die Gebühren bei diesen smarten, aber weniger transparenten Produkten deutlich höher.