Böse Klatsche für die selbsternannten Staatsquotendrücker. Die SVP und Teile der FDP sind jetzt bitter enttäuscht. Es ging ihnen ums Prinzip: Der Staat soll sich raushalten. Aber sie werden ihre Niederlage verkraften. Sie müssen damit leben, dass die Mehrheit der Schweizer Stimmbürger nicht Idealisten sind wie sie. Die Abstimmung zur Energiestrategie 2050 war eben gerade keine Grundsatzfrage zur Einflussnahme des Staates.
SVP-Nationalrat Toni Brunner hat sich während der Debatte gerne darüber aufgeregt, dass der Bundesrat bei einem Ja derart viele Kompetenzen erhält, um weitere Schritte in der Energieversorgung selbständig bestimmen zu können. Eine deutliche Mehrheit will aber genau das. Sie vertrauen Energieministerin Doris Leuthard. Und sie sind froh, dass sie ihr vertrauen können. Die ganze Thematik ist kompliziert genug.
Sauberer Strom braucht Anschub
Die Schweiz hat sich jetzt dazu entschieden, den Umstieg auf eine saubere, intelligente und mehrheitlich autonome Versorgung etwas kosten zu lassen. Die europäischen Marktpreise für Elektrizität sind so tief, dass fast kein Kraftwerk kostendeckend produzieren kann. Darum helfen wir nun etwas nach.
Schon in 15 bis 20 Jahren werden wir erste Früchte ernten können. Vier von fünf Atomkraftwerke werden dann abgeschaltet sein. Die Versorgung ist dann dezentraler mit der Kraft aus Sonne, Wind, Wasser und Bioabfall. Dank moderner Speichertechnologien werden wir den Strom dann nutzen können, wenn wir ihn brauchen.
Staat bleibt Hauptakteur in Stromthemen
Der Staat bleibt Hauptakteur in Stromthemen. Wie in den allermeisten anderen Ländern auch. Anders als planwirtschaftlich lässt sich die Versorgung ohnehin nicht regeln. Neue, sauberere Herstellung muss finanziell angeschoben werden, sonst würde die ganze Welt ihren Strom mit fossilen Energieträgern besorgen. Bis alle Kohle weg oder das ewige Eis geschmolzen ist.