Der Boom der neunziger Jahre endete mit dem Platzen der Dotcom-Blase. Der folgende Aufschwung verpuffte in der Finanzkrise 2008/09. Heute stehen die Aktienmärkte etwa da, wo sie vor zehn Jahren schon standen.

Das vergangene Jahrzehnt war eine Nullnummer. Verloren, wie der Titel des Buches nahelegt, ist es aber nicht. Das zeigt sich im Untertitel: «Und was Anleger daraus lernen sollten». Zum Beispiel, sich mehr mit Wirtschaftsgeschichte zu befassen. Dann wäre nämlich erkennbar gewesen, dass in den Neunzigern keine neue Wirtschaftslogik erfunden, sondern lediglich die Veränderung der Rahmenbedingungen aus den siebziger Jahren wirksam wurde (Abkehr vom Goldstandard, Freigabe der Wechselkurse, Liberalisierung der Märkte). Das führte direkt zu rasant wachsenden Marktvolumen, zur immer grösseren Volatilität der Märkte, zur Blasenbildung in immer kürzeren Abständen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Dass Erwin Heri nicht erst hinterher alles besser weiss, beweist er, indem er seine Analyse der beiden letzten Jahrzehnte mit Aufsätzen illustriert, die er damals publizierte. Darin prognostizierte er zwar die Krise nicht, zeigte aber sehr präzise die Risiken auf, die man in Kauf nahm. Vielleicht sollten die Entscheidungsträger heute ein wenig mehr auf ihn hören – zumal er den schwierigen Stoff bekömmlich präsentiert.

Erwin Heri
Das verlorene Jahrzehnt

NZZ Verlag, Zürich, 175 Seiten, Fr. 48.–

 

Weitere Bücher:

Beat Wyss
Bilder von der Globalisierung

Insel Verlag, Berlin,285 Seiten, Fr. 70.90

Alle liebten das «Weltdorf». Die Weltausstellung 1889 in Paris (mit dem Eiffelturm) war eine Ode an den Fortschritt. Der Kunsthistoriker Beat Wyss zeigt dazu ein Bilderbuch; das Material ruhte ein Jahrhundert im Luzerner Stadtarchiv.

Wolfgang Fürweger
Ferdinand Piëch

Ueberreuter Verlag, Wien, 200 Seiten, Fr. 34.90

Der «Automanager des Jahrhunderts» und Porsche-Enkel, VW-Chef Ferdinand Piëch, ist nicht unumstritten; er gilt als genial und kantig/grantig zugleich. Vor allem aber ist er extrem erfolgreich. Die Geschichte eines mächtigen Managers.

H.H. Brunner, H. Locher
Die Schweiz hat das beste Gesundheitssystem – hat sie das wirklich?

EMH Schwabe, Muttenz,165 Seiten, Fr. 35.–

Die Autoren hatten politisch das Heu oft nicht auf derselben Bühne. Umso staunenswerter ist ihre Analyse des Gesundheitswesens. Symptomatisch: Im Kapitel «Entscheidungsträger» fehlen jene, um die es geht: die Patienten.