Die Schweiz gehört zu den bedeutendsten Finanzplätzen weltweit. Was es braucht, damit die Schweiz weiterhin zu den grossen Playern gehört, hat die Grossbank Credit Suisse in ihrer Studie «Finanzplatz Schweiz 2014» festgehalten. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist der Zutritt zu wichtigen Wachstumsmärkten.
Der Finanzplatz Schweiz sei auf einen möglichst diskriminierungsfreien Zugang zu den Märkten angewiesen, halten die Autoren in der am Dienstag publizierten Studie fest. Dieser werde aber gegenwärtig durch Regulierungsaktivitäten als Folge der Finanzkrise eingeschränkt.
Das Problem dabei ist, dass die neuen Regeln nicht international abgestimmt sind - auch wenn jeder weiss, dass die Finanzwelt längst global verknüpft ist. Aus Angst vor einem möglichen Flächenbrand versuchten die einzelnen Staaten wenigsten die eigene Haut zu retten. So wurden protektionistische Gesetze erlassen, die regulatorische Schutzmauern an den eigenen Grenzen errichteten. Diese wiederum stellten erhebliche Handelshemmnisse dar und führten zu einem verzerrten Wettbewerb, hält die CS fest.
Schweiz bei Marktzugang abgeschlagen
Betrachtet man die acht wichtigsten Finanzplätze weltweit, zeigt sich das Problem deutlich. In einem Ranking wurden fünf Erfolgsfaktoren für Finanzplätze gewertet: Arbeitskräfte, Geschäftsumfeld, Marktzugang, Rahmenbedingungen sowie allgemeine Wettbewerbsfähigkeit. Die Schweiz liegt gemäss den Berechnungen hinter New York, Singapur und London, weitgehend gleichauf mit den zwei wichtigen Zentren Luxemburg und Hongkong sowie vor Paris und Frankfurt. Es zeigt sich, dass die Schweiz in allen Punkten mithalten kann - ausser beim Marktzugang. Nur Luxemburg schneidet noch schlechter ab.
Verschlechtert habe sich über die vergangenen zwei Jahre tendenziell der Zutritt der Schweizer Banken zu den umliegenden Finanzmärkten. So bleibe es vielfach nicht möglich, Kunden in bestimmten EU-Staaten von der Schweiz aus aktiv zu bedienen, heisst es. Mit Deutschland wurde der Marktzutritt dank bilateraler Verträge teilweise verbessert. Ausstehend sind Regelungen mit Frankreich oder Italien.
Die Studienautoren schlussfolgern, dass erhebliche Anstrengungen sowohl der Branche selbst als auch der Schweizer Behörden nötig seien, um den Marktzutritt zu sichern und zu verbessern. Die Priorität gelte dabei Staaten wie Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande.
Ost-West-Verlagerung
Aber nicht nur beim Marktzugang ortet die CS Handlungsbedarf. Durch eine immer stärkere Verlagerung der wirtschaftlichen und politischen Machtverhältnisse in den Osten brauche es besondere Anstrengungen. Dazu sei eine eine rasche Erschliessung von Kernmärkten in den Wachstumsregionen Mittel- und Ostereuropa, Mittlerer Osten, Lateinamerika und Asien erforderlich, um am dortigen Wachstum teilzuhaben.
Überdies gelte es effiziente, neue Technologien zur Verbesserung der Dienstleistungen für Kunden zu verbessern. Angesichts der enormen Datenflut, seien Banken gefordert, Daten effizient zu analysieren und zielorientiert einzusetzen und gleichzeitig die anwendbaren Datenschutzbestimmungen zu beachten.
Nicht zuletzt müsse den Faktoren, welche die Standortqualität im Wesentlichen ausmachen, Sorge getragen werden. Dazu zählen die Studienautoren politische Stabilität, Währungsstabilität, Sozialpartnerschaft, angemessene Sozialversicherungssysteme, Rechtssicherheit und wirtschaftspolitische Berechenbarkeit sowie Lebensqualität.
Insbesondere gelte es jene Punkte zu beachten, welche direkt beeinflusst werden könnten. Dazu gehören Laut Credit Suisse unter anderem die Steuerbelastung der natürlichen und der juristischen Personen, die verkehrstechnische Erschliessung durch Individualverkehr und öffentlichen Verkehr sowie die Verfügbarkeit und lebenslange Weiterbildung von Fachkräften und von hochqualifizierten Arbeitskräften aus dem In- und Ausland.
(sda/ccr)