Je grösser ein Unternehmen ist, desto seltener wird es von einer Frau geführt. So haben nicht einmal fünf Prozent der grossen globalen Unternehmen eine Frau als Geschäftsführerin, wie aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervorgeht.

Norwegen ist laut der am Montag in Genf publizierten Studie ein Vorreiter: Dort haben 13,3 Prozent aller Unternehmen eine Frau als Verwaltungsratspräsidentin. Das Land hat 2003 eine Frauenquote von 40 Prozent für die Verwaltungsräte der börsenkotierten Firmen eingeführt.

Die Studie untersuchte die Situation in 80 Ländern weltweit. Nur gerade in vier Ländern beträgt der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten mehr als 20 Prozent, nämlich in Finnland, Grossbritannien, Norwegen und Schweden, wie es in der Studie heisst.

In dreizehn Staaten betrage diese Zahl zwischen 10 und 20 Prozent, so etwa in der Schweiz, den USA, Frankreich und Deutschland. Die restlichen untersuchten Staaten wiesen einen Frauenanteil in Verwaltungsräten von unter 10 Prozent auf.

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Anstieg im mittleren und höheren Kader

Während Frauen in der Direktion noch deutlich untervertreten sind, stieg laut der Studie ihre Zahl im mittleren und höheren Kader in den letzten zwanzig Jahren.

Auf der Liste zum Frauenanteil in Direktion und Kader nimmt die Schweiz zusammen mit China den 44. Rang ein - in beiden Ländern beträgt der Frauenanteil in Kaderpositionen 33,2 Prozent. Im Jahr 2000 betrug diese Zahl in der Schweiz noch 23 Prozent.

Jamaika steht an der Spitze mit einem Anteil von 59,3 Prozent Frauen in Kaderpositionen. Die ersten zehn Ränge werden von Entwicklungs- und Schwellenländern belegt, etwa von Kolumbien, den Philippinen, Weissrussland oder Guatemala. An letzter Stelle steht der Jemen: dort werden nur gerade 2,1 Prozent der Kaderpositionen von Frauen besetzt.

Positiver Einfluss

Frauen hätten Führungspositionen insbesondere im Personalwesen, in der Kommunikation und der Verwaltung inne, heisst es im Bericht weiter. Zudem führten Frauen heute ungefähr 30 Prozent aller weltweiten Unternehmen - dabei handle es sich aber vor allem um Klein- und Kleinstunternehmen.

Eine «gläserne Decke» bestehe für Frauen noch immer. Wenn nichts unternommen werde, würde es noch 100 bis 200 Jahre dauern, bis eine komplette Gleichstellung der Geschlechter in den obersten Führungsetagen erreicht werde.

"Eine immer grössere Zahl von Studien zeigt einen positiven Einfluss von Frauen in Führungspositionen auf die Leistung von Unternehmen", sagte Deborah France-Massin von der ILO. Es brauche aber noch viel Arbeit, bis eine komplette Gleichberechtigung erreicht werde.

Der Bericht empfiehlt Unternehmen, Massnahmen zu ergreifen, um die Gleichstellung auf Direktionsstufe zu fördern. Dazu gehöre eine grössere Flexibilität, damit Männer und Frauen Arbeit und Familie unter einen Hut bringen könnten. Zudem müsse gegen sexuelle Belästigung gekämpft werden.

(sda/ccr)