Die Medizinaltechnikbranche ist im Umbruch. «Derzeit wird jeden Monat eine Firma geschluckt», berichtet Peter Weber, CEO der Berner Schaerer Medical. Seine Firma würde von der Grösse her zu den Übernahmekandidaten gehören – letztes Jahr erzielte das Unternehmen mit 350 Mitarbeitern einen Umsatz von 96 Millionen Franken. Doch die Berner, die Operationstische, Grosssterilisatoren und ganze Operationssäle herstellen, haben andere Pläne. Sie sind selbst auf Brautschau und suchen Firmen, die Schaerers Produktportfolio ergänzen. Damit stösst die Schaerer auf grosses Interesse.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zum einen garantiert die Schaerer kleineren Zulieferern, deren Produkte sie mit ihren OPs verkauft, die Fortführung des Geschäfts und der operativen Eigenständigkeit. Zum anderen verfügt das Berner Unternehmen weltweit über Vertriebs- und Serviceniederlassungen.

Das Spezielle dabei: Schaerer ist auch in Osteuropa gut verankert. Dieser Fokus ergab sich nach der 1998 erfolgten Aufteilung der Schaerer in eine Kaffeemaschinen- und eine Medizinalsparte. Damals führte Max Müller, Geschäftsführer und Mitinhaber der Bieler Comco Holding, die in der Unternehmensfinanzierung und im Handel mit Osteuropa tätig ist, die Medizinsparte der Schaerer mit der Ostberliner BHB zusammen. Technisch übernahmen die Deutschen die Schaerer Medical, finanziert wurde der Deal jedoch von der Schweizer Comco. Heute ist die Firma wieder selbstständig: Drei Einzelaktionäre, darunter Max Müller, halten drei Viertel der Anteile.

Nach dem Neustart ging die Schaerer auf Expansionskurs. Letztes Jahr beteiligte sie sich an der amerikanischen OMI. Mittlerweile halten die Berner die Mehrheit. OMI stellt Hilfsmittel für neurologische Operationen her. Ihr Highlight ist ein System, bei dem sich der Chirurg während des Eingriffs an einer Computertomografie orientiert. Der Vorteil: Bei Hirn- oder Rückenmarkoperationen muss keine Videokamera mehr eingeführt werden. «Damit werden wir die Nase in diesem Bereich ganz vorn haben», kündigt Weber an.

Das Geld für weitere Investitionen in bereits gekaufte Firmen sowie für weitere Akquisitionen soll eine Private-Equity-Finanzierungsrunde einbringen. 20 bis 30 Millionen Franken will Weber mit dem Verkauf eines Viertels der Schaerer-Aktien generieren. Dabei wirbt der Firmenchef auch mit der Aussicht auf einen attraktiven Ausstieg: Der Börsengang ist mittelfristig fest eingeplant.
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