Was bedeutet die angekündigte Mega-Fusion von Xstrata und Glencore?
Matthias Müller: Es entsteht der weltweit viertgrösste Minenkonzern nach BHP Biliton, Vale und Rio Tinto, mit einer Marktkapitalisierung von rund 90 Milliarden Dollar. Er wird führend sein bei Thermalkohle, Zink und Blei. Dabei profitieren die beiden Unternehmen von einem grösseren Martkanteil, grösserer Diversifizierung und von Synergien durch die Kombination von Rohstoffabbau und Handel.
Gibt es solch eine Kombination schon am Markt?
Nein, das ist wirklich ein einmaliges Businessmodell. Glencore ist zwar auch jetzt schon im Mining-Geschäft tätig, aber so entsteht ein wesentlich grösserer Konzern, der von der Mine über das Trading bis hin zu Lagerung und Transport alles anbietet, über die gesamte Wertschöpfungskettehinweg.
Hat der neue Konzern Chancen, in die Top 3 vorzustossen?
Wenn er weiter wächst, ist das langfristig möglich. Zurzeit liegen die Top 3 aber etwa beim Nettogewinn noch rund 50 bis 100 Prozent vorne.
Und welchen Namen wird dieser neue Player am Rohstoffmarkt tragen?
Wie es aussieht, wird der Konzern Glencore Xstrata heissen, gelistet in London und Hongkong, mit Hauptquartier in der Schweiz, aber auch mit Sitz in Jersey.
Zuerst müssen aber noch die Aktionäre von Xstrata das Angebot annehmen.
Richtig, und am neuen Unternehmen werden sie nur noch 45 Prozent halten. Durch die genannten Vorteile halten wir es aber trotzdem für wahrscheinlich, dass sie das Angebot annehmen.
Welche Probleme könnten sich bei der Fusion ergeben?
Ein Problem für Xstrata könnte sein, dass Glencore in risikoreicheren Gegenden tätig ist wie zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo, in Sambia oder Kasachstan. Ausserdem ist Glencore etwas stärker verschuldet und so wird auch der neue Konzern etwas stärker verschuldet sein als Xstrata. Zudem muss die Frage geklärt werden, wie das Management-Board besetzt ist.
Festzustehen scheint schon, dass Xstarata-CEO Mick Davis neuer Konzernchef wird und Glencore-CEO Ivan Glasenberg sein Stellvertreter. Funktioniert das?
Ja, das ist wahrscheinlich eine sinnvolle Lösung. Die beiden Herren kennen sich schon seit ihrer Ausbildung und haben auch als Chefs vonGlencore und Xstrata bereits viel miteinander zu tun gehabt. Und den Ausschlag hat wahrscheinlich gegeben, dass Herr Davis noch mehr Erfahrung in der Branche hat.
Was ist als nächstes zu erwarten von dem Konzern? Weitere Übernahmen?
Glencores Ziel war es immer, Xstrata zu übernehmen und dann den Bergbaukonzern Anglo American zu kaufen. Das könnte auch jetzt auf dem Plan stehen, aber ist wohl eher langfristig realistisch. Vorher ist zu erwarten,dass der Konzern kleinere Minenunternehmen zukauft, um sich in bestimmten Rohstoffbereichen weiter zu stärken, etwa bei Kohle und Eisenerz.