Seit vergangener Woche ist es so weit. Nachdem die sagenumwobene Google-Jobsuche «Google for Jobs» in vielen Ländern gestartet ist, kam auch Deutschland zum Handkuss. Wer künftig Stellen im Google-Suchfeld sucht, erhält das Inserat, das aus einem Jobportal kommt, direkt angezeigt und kann sich im Google-System bewerben.
Mit dabei als Partner sind in Deutschland viele, aber nicht alle grossen Portale. Googles Ziel: Das noch hochprofitable Geschäft mit den Online-Jobinseraten soll künftig auch und wohl vor allem über Google laufen. Das würde auf dem Markt für eine Revolution sorgen. Google würde bei Teilnahme aller Jobportale wieder zum Gatekeeper werden. Wer nicht mitmacht, muss befürchten, von Jobsuchenden nicht wahrgenommen zu werden.
Bewährte Technik
Eine interne Präsentation des Plattformbetreibers Jobchannel.ch zeigt deutlich, welches Potenzial und welchen Druck die Google-Jobsuche für Schweizer Jobportale bedeuten wird. In jeder Sekunde werden 2,3 Millionen Suchanfragen bei Google weltweit gestartet. Bereits jetzt würden 50 Prozent der Stellensuchenden ihre Jobsuche bei Google und nicht etwa bei Portalen wie Jobs.ch und Co. beginnen.
Google setze KI-Technologie ein, um die Inserate der bestehenden Anbieter zu filtern. Ein selbstlernendes System, das die Suchanfragen auswertet, soll die Treffsicherheit immer weiter erhöhen. Dazu ist die Jobsuche in die Google-Welt integriert. Ein Interviewtermin kommt direkt in den Google-Kalender, die E-Mails laufen über Gmail, Google Maps spuckt Jobs in der Nähe aus.
«Um an Stellenanzeigen und Zusatzinformationen zu gelangen, verwendete Google nun eine seiner ältesten, effektivsten und umstrittensten Strategien: Diejenigen, die die Inhalte unter hohen Kosten generiert haben, werden dazu gebracht, Google diese Inhalte kostenlos zur Verfügung zu stellen», schreibt der Anwalt Thomas Höppner, der Google bereits mehrmals verklagt hat, zu dem Thema.
Dafür stelle Google ihnen in Aussicht, sie in den Suchergebnissen besser zu platzieren als diejenigen, die Google nicht unterstützen. «Mit diesem Trick hat sich Google schon die Bilder in der Google-Bildersuche, Nachrichten in Google-News, Unterkunftsdaten in der Google-Hotelsuche oder Preisinformationen in Google-Shopping-Units gesichert – ohne einen Cent für die Produktion oder Bereitstellung zu zahlen.»
Asien: Bangladesch, Hongkong, Indien, Indonesien, Japan, Pakistan, Singapur, Sri Lanka, Thailand
Europa: Deutschland (beta), Frankreich (beta), Grossbritannien, Niederlande (beta), Spanien
Lateinamerika: Gesamte Region
Naher Osten und Nordafrika: Algerien, Ägypten, Bahrain, Irak, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Oman, Palästina, Saudi-Arabien, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate
Nordamerika: Gesamte Region
Afrika südlich der Sahara: Gesamte Region
Russland: Gesamte Region
Google for Jobs soll in die Schweiz kommen
Hört man sich bei den Schweizer Jobportalen um, schwanken diese zwischen Bereitschaft zur Kooperation und einer abwartenden Skepsis.
Der Anbieter Jobchannel.ch habe das Gespräch mit Google bereits gesucht, sagt Gründer Cornel Müller: «Wir gehen stark davon aus, dass ‹Google for Jobs› demnächst auch in der Schweiz ausgerollt wird. Wann dies genau der Fall sein wird, weiss niemand und sagt Google auch nicht.» So lässt Google auch die «Handelszeitung» wissen, es gebe bezüglich des Schweizer Marktes «nichts mitzuteilen».
Jobchannel.ch-Gründer Müller hat bei Google nachgefragt, welche Jobplattformen angezeigt werden: «Auch diesbezüglich hat man sich aber bedeckt gehalten.» Jedenfalls solle Google erlaubt werden, die Inserate anzuzeigen. Zudem wurden die eigenen Inserate für die Google-Jobsuchfunktion bereits optimiert.
Bei Jobcloud.ch ist noch nicht entschieden, ob und wie mit der Google-Jobsuche zusammengearbeitet werde. «Soweit wir wissen, gibt es kein verbindliches Eintrittsdatum für die Schweiz» – man rechne auch in diesem Jahr nicht damit, sagt Rebekka Hänggi, Managerin bei Jobcloud.ch.
Erst mal abwarten
Der Anbieter Yooture weiss auch nicht, wann die Google-Jobsuche in der Schweiz startet: «Wir wurden bisher nicht von Google kontaktiert.» Jedenfalls würde man es dem IT-Giganten erlauben, die Anzeigen auf Google anzuzeigen. Bei Ostjob.ch, wo vor allem Inserate aus der Ostschweiz gelistet sind, will man die Zusammenarbeit mit Google von Bedingungen und Konsequenzen für das eigene Portal abhängig machen.
Sollte sich die Google-Jobsuche durchsetzen, dürfte es dazu kommen, dass bei hiesigen Jobinseraten das Gehalt von Positionen ausgewiesen werden muss. So ist es schon in den USA der Fall. Auch hier agiert Google proaktiv: Wer das Gehalt nicht offenlegt, bekommt von Google eine «aggregierte», also mehr oder weniger geschätzte Zahl ins Inserat geschrieben.