Zur Zahl seiner Mitarbeiter kann Roger Lienhard, (Bild) CEO von Qualiclick, keine genauen Angaben machen. Der Grund: Im neuen Münchner Büro werden praktisch täglich neue Leute eingestellt. Bis Ende Jahr soll die Qualiclick-Mannschaft in Zollikon, München, Düsseldorf, Hamburg und Wien auf 65 Mitarbeiter anwachsen. Mit der Expansion will Lienhard seinen Erfolg in der Schweiz – hier ist Qualiclick Kopf an Kopf mit Realmedia Marktführer – im gesamten deutschen Sprachraum wiederholen. Finanziert hat Lienhard den Wachstumssprung zusammen mit 3i, der grössten europäischen Venture-Capital-Gesellschaft.
Bei aller Dynamik: Ein Dotcom mit Garagen-Appeal ist die Qualiclick nicht. Man residiert im noblen Zollikon, Tür an Tür mit den grossen Werbeagenturen. Es herrscht strikter Krawattenzwang. «Softwarefreaks, die nächtelang neue Programme entwickeln, gibt es bei uns nicht. Wir sind Berater und Verkäufer», erklärt Lienhard. Gefragt seien Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Denn nur so gelinge es, die Bedürfnisse der Werbekunden mit den Bedürfnissen der Plattformbetreiber auf den gleichen Punkt zu bringen. Grundsätzlich neu, das gibt Lienhard freimütig zu, ist dieses Business nicht. «Aber die grossen Werbevermittler haben das Internet schlicht verschlafen», gibt der 33-jährige gelernte Bankkaufmann zu bedenken. Damit erklärt sich auch der Erfolg der Firma, die er vor noch nicht zwei Jahren unter dem Namen Internet Partners gegründet hat: Schon im ersten Jahr erzielte er 5,8 Millionen Franken Umsatz, heuer werden es rund 20 Millionen sein. Umsätze, die das inzwischen in Qualiclick umfirmierte Unternehmen auf und mit praktisch allen grossen Schweizer Webplattformen erwirtschaftet. Ob Bluewin, die Ringier-Sites oder Swissflirt: Sie alle akquirieren ihre Werbekunden teilweise oder vollständig via Qualiclick.
Ähnlich potent sind die Kunden, die sich von Qualiclick ihre Onlinewerbung schalten lassen: Rentenanstalt, Credit Suisse oder auch Heineken buchen ihre Internetwerbung in Zollikon. «Das Internet wandelt sich. Jetzt steigen die Grossen ein», kommentiert Lienhard. Deshalb ist er auch überzeugt, dass das grosse Geschäft erst noch kommen wird. Eine Einschätzung, die von Marktforschern geteilt wird. So rechnet Forrester Research für die nächsten Jahre jeweils mit einer Verdoppelung der Ausgaben für Onlinewerbung: Nach 620 Millionen US-Dollar im Jahr 2000 sollen 2001 1,2 Milliarden und 2002 2,2 Milliarden Dollar aufgewendet werden – alleine in Europa.
Lienhard denkt allerdings bereits über Europa hinaus: Dieser Tage nimmt die Qualiclick Spanien und das spanischsprachige Südamerika ins Visier. Das dafür nötige Kapital soll ein Börsengang bringen, für den sich, so Lienhard, «der SWX New Market natürlich anbietet». Im Moment sind die Leute von Qualiclick im Gespräch mit Banken und beobachten die Entwicklung der Börsenkurse. Lienhard geht davon aus, dass die Kurse vergleichbarer Firmen zurzeit unterbewertet sind und über kurz oder lang wieder steigen werden. Falls er Recht behält, will er das IPO noch 2001 über die Bühne bringen. Eine Investition im Zusammenhang mit dem Börsengang hat der Firmengründer schon getätigt: Auf seinem Schreibtisch glänzen unübersehbar ein Bulle und ein Bär aus Messing.
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