In seiner Zerstörungswut reinige der Kapitalismus nicht nur das Wirtschaftsleben, sondern auch alle anderen Sphären der Gesellschaft, insbesondere die politische, nach und nach von den Überbleibseln des Feudalismus. Am Ende des Prozesses stehe er ohne politisches Führungspersonal da. Ohne funktionierenden politischen Überbau aber könne der Kapitalismus nicht bestehen. Diese These aus «Pleitiers und Bankrotteure» fasst nicht die marxsche Theorie von der Selbstzerstörung des Kapitalismus zusammen, sondern jene von Joseph Schumpeter, dem Propheten der schöpferischen Zerstörung.

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Die Sammlung von Abhandlungen beruht auf Referaten an einer Tagung der Uni Zürich und dokumentiert die erstaunliche Tatsache, dass es in der Ökonomie zwar unzählige Erklärungsversuche für den Erfolg gibt – aber kaum adäquate Erklärungsversuche für den Misserfolg. «Pleitiers und Bankrotteure» bietet etliche historische Beispiele des Scheiterns. Auch schweizerische wie den Niedergang der Basler Seidenbandindustrie (aus deren Trümmern Chemie und Pharma erblühten) oder der Lucerna Anglo-Swiss Milk Chocolate, die fulminant startete, um nach sieben Jahren kläglich einzugehen.

Die Texte sind nach wissenschaftlichen Kriterien verfasst und nicht immer leicht zu lesen. Die Mühe lohnt sich aber. 

Ingo Köhler, Roman Rossfeld (Hg.)
Pleitiers und Bankrotteure
Campus Verlag, Frankfurt
413 Seiten, Fr. 53.90