Die Vereinigten Staaten haben das grösste Stimmgewicht innerhalb des Internationalen Währungsfonds (IWF) - und entscheiden damit wohl die Besetzung der Strauss-Kahn-Nachfolge auf dem IWF-Chefsessel. Sie erkärten ihre Unterstützung für die französische Finanzministerin Christine Lagarde.
Zuvor hatten sich schon die europäischen Länder und China für die 55-Jährige ausgesprochen. Der Verwaltungsrat des IWF kommt heute zusammen, um über die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn zu entscheiden. Das 24-köpfige Gremium, das die Mitgliedsländer der Institution vertritt, will bis Donnerstag entscheiden, ob Christine Lagarde oder ihr mexikanischer Konkurrent Agustín Carstens das Amt des geschäftsführenden Direktors übernimmt.
Vergangene Woche hatten sowohl die französische Finanzministerin als auch der Chef der mexikanischen Zentralbank vor dem Komitee und in Einzelgesprächen mit den Mitgliedern ihre Pläne für die Zukunft des IWF dargelegt.
Seit der Gründung Europäer an der Spitze
Lagarde gilt schon länger als Favoritin für den Posten, der seit der Gründung stets von einem Europäer gehalten wurde. Ihr Gegenkandidat Carstens hatte in einem Interview die Besetzung durch einen Europäer als «bedauernswerte Tradition» bezeichnet, die den Währungsfonds «als Geisel» halte.
Auch eine Reihe von Schwellenländern haben dieses ungeschriebene Gesetz in den vergangenen Wochen kritisiert. Die BRICS-Länder - die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - hatten im Mai erklärt, dies unterwandere die Legitimität des Fonds.
Der bisherige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn war im Mai wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe gegen ein New Yorker Zimmermädchen festgenommen worden und hatte schliesslich sein Amt zurückgelegt. Seitdem führte sein Stellvertreter John Lipsky die Geschäfte des Währungsfonds.
(tno/laf/sda/awp)