Sie sind Chefin der Headhunterfirma Egon Zehnder und besetzen Chefposten rund um den Globus. Kann man aus einer mittelmässigen Führungskraft einen Topmanager machen?
Es geht darum, Potenzial richtig einzuschätzen. Was treibt eine Führungspersönlichkeit an und wie kann sie sich entwickeln? Unser globaler CEO-Survey zeigt, dass die Bereitschaft, sich selbst weiterzuentwickeln, enorm gewachsen ist.
Das tönt nach einem langwierigen Prozess?
Ja, Entwicklung braucht in der Tat Zeit und Energie. Sind wir bei der Umsetzung einer langfristigen Strategie involviert und suchen in einem geordneten Prozess eine neue oder einen neuen CEO, dann kann dieser Prozess auch einmal drei Jahre dauern. Das ist es wert. Wenn es darum geht, einen kurzfristigen Ersatz für den CEO oder den CFO zu suchen, der zur Konkurrenz wechselt, spielt der Zeitfaktor eine grössere Rolle.
Sie suchen den Nachfolger von Axel Weber als UBS-Präsident. Fündig geworden?
Wir reden nie über Mandate oder über Personen.
Wie feuerte man Chefs in der Pandemie? Per Videokonferenz?
Sicherlich wurden in der Hochphase der Pandemie auch schwierige Entscheidungen über Zoom-Konferenzen kommuniziert, in der Regel jedoch von Angesicht zu Angesicht. Eine intensive Begleitung war in dieser Zeit sicher noch wichtiger als sonst.
Wurden in der Pandemie weniger Chefs entlassen?
Es gab in den ersten Monaten eine grosse Zurückhaltung, weil die Verwaltungsräte erst mehr Klarheit brauchten. Nach ein paar Monaten haben einige Boards realisiert, dass es keinen Sinn macht, schwache Leader länger im Amt zu halten. Unsere Suchaufträge sanken erst und stiegen dann plötzlich sehr rasch an.
Jillian «Jill» Ader ist Chairwoman der Beratungsfirma Egon Zehnder. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach einem Geografiestudium an der Universität Nottingham und einem MBA an der London Business School startet sie ihre Karriere an der National Westminster Bank. 1988 wechselt sie als Beraterin zu GAH Consulting, bevor sie 1995 als Controllerin zur Kingfisher Group geht. Seit 1996 arbeitet Ader bei Egon Zehnder unter anderem als Beraterin, als Leiterin des London-Büros, in der Geschäftsleitung und als Senior-Partnerin. 2018 wird sie Präsidentin von Egon Zehnder.