Die amerikanische Grossbank JP Morgan richtet sich auf die Zeit nach der Pandemie ein. «Fernarbeit wird die Art, wie wir unsere Immobilien bewirtschaften, verändern», schreibt Konzernchef Jamie Dimon in einem heute veröffentlichten Brief an die Aktionäre.
JP Morgan – das weltweit eine Viertelmillion Menschen beschäftigt – werde sich hin zu einer offeneren Arbeitsplatzkultur bewegen, «to a more “open seating” arrangement», so Dimon weiter. Dabei sollen digitale Programme helfen, die Büroarrangements und Meeting-Räume zu managen.
Unterm Strich erwartet Dimon, dass die Grossbank künftig nur noch 60 Arbeitsplätze für 100 Angestellte benötigen wird. «Dies wird unseren Bedarf an Immobilien signifikant senken.»
JP Morgan wie UBS
Die Schätzung der grössten US-Bank entspricht ziemlich genau der Erwartung der grössten Schweizer Bank: Auch die UBS rechnet damit, dass künftig rund ein Drittel des Personals dem Büro fernbleiben wird; dies eine Schätzung, die COO Sabine Keller-Busse im Sommer letzten Jahres aussprach.
Zugleich benannte Jamie Dimon im neuen Aktionärsbrief auch die Schwächen des Homeoffice. Seine wichtigsten Einsichten:
- Telearbeit ist erfolgreicher, wenn sich die Leute kennen und bereits eine Basis an gemeinsamen Aufgaben vorliegen. Doch es wird schwierig, wenn sich die Angestellten nicht kennen.
- Die meisten Fachkräfte lernen ihren Beruf durch ein Ausbildungsmodell, das sich nicht via Zoom nachbilden lässt. Würde man zu sehr aufs Homeoffice setzen, so könnte dies mit der Zeit den Charakter und die Kultur eines Unternehmens «dramatisch untergraben», so der Top-Banker.
- Wer zu sehr auf Zoom-Meetings setzt, verzögert die Entscheidungsfindung. Denn nach solchen Calls gibt es kaum je unmittelbare Folgemassnahmen.
- Telearbeit zerstört das spontane Lernen und die Kreativität: Man trifft keinen an der Kaffeemaschine, man spricht nicht ungeplant mit Kunden, man begibt sich zu wenig zu Kunden oder Mitarbeitern, um dort ein nahes Feedback zu erhalten.
(rap)