In der Hamburger Kaffeedynastie Darboven ist der Familienfrieden schon länger gestört. Patriarch Albert und sein Sohn Arthur liefern sich seit Jahren einen Zwist. Jetzt nimmt der Streit eine bizarre Wendung. Denn Albert Darboven will einen Freund der Familie adoptieren, um dem leiblichen Nachkommen von der Führung des Familienkonzerns fernzuhalten.
Als Adoptivsohn hat Albert Darboven ausgerechnet Andreas Jacobs auserkoren – der eng mit der Schweiz verbundene Erbe der Kaffeefamilie Jacobs. Deren Kaffeegeschäft ist heute Teil von Jacobs Douwe Egberts. Der riesige Konzern ist einer der Konkurrenten von Darboven.
Bis jetzt war Albert für Andreas Jacobs nur ein väterlicher Freund. Der 54-Jährige teilt mit dem 82-jährigen Albert die Leidenschaft für den Pferdesport. Es ist aber nicht die Männerfreundschaft, die Albert mit dieser Adoption besiegeln will – obwohl er sie gegenüber Medien als «rein familiäre Angelegenheit» bezeichnet.
Vielmehr versucht der Patron auf originelle Weise, Jacobs die Kontrolle über das Kaffeeunternehmen zu sichern. Laut dem Gesellschaftsvertrag von Darboven darf nämlich nur ein Familienangehöriger den Traditionsbetrieb leiten. Er und seine Frau Edda wünschten sich, dass Jacobs «unser Lebenswerk in allen Bereichen fortsetzt», sagt Albert Darboven.
Familie stellt sich gegen neues Familienmitglied
Der Rest der Familie teilt diesen Wunsch aber offensichtlich nicht: Sohn Arthur und die Neffen Arndt und Behrendt wollen Andreas nicht als neues Familienmitglied – und fordern den Vater beziehungsweise Onkel auf, von den Plänen Abstand zu nehmen. Doch den Dreien scheinen die Hände gebunden. Denn Arthur, Arndt und Behrendt kontrollieren zusammen nur knapp 43 Prozent am Konzern mit den Kaffeemarken Mövenpick, Idee oder Alfredo Espresso. Der Rest an Darboven gehört Patron Albert.
(mbü)