Als die Schlacht um England tobte und Teile Londons brannten, spielte die BBC Tanzmusik. So soll hier nicht von der japanischen Apokalypse die Rede sein, sondern von einer scheinbaren Nebensächlichkeit, dem Rauchverbot.

Ein buddhistischer Mönch hat unlängst versucht, 72 Päckchen Kautabak nach Bhutan zu schmuggeln. Er wurde erwischt, ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Die Regierung des Landes, das seinen Erfolg an der Gross National Happiness misst, hat nämlich verfügt, dass das himalayische Paradies das erste tabakfreie Land der Welt werde. Wer ab kommendem Sommer im New Yorker Central Park oder am Strand von Long Island mit einer Zigarette erwischt wird, muss mit 50 Dollar Busse rechnen. Hierzulande avisieren die Fundamentalisten der Lungenliga ein Zwischenziel in Richtung Bhutan: Rauchen soll nur noch im Freien und im privaten Kreis erlaubt sein.

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Ich bin an sich ein strikter Gegner des Rauchens und habe engagiert gegen die Abenteuerbilder mit den rauchenden Cowboys gewettert. Auch schätze ich es, dass ich die Kalbsbrust vom Wagen ohne UBS-CEO-Rauch vom Nebentisch geniessen kann. Wenn ich aber mit flatternden Nerven am Standplatz in der Wand Lust auf ein paar Züge habe, so bitte ich einen Kletterkollegen, mir eine zu drehen. Vor Monaten, beim 40-Jahr-Jubiläum unserer Mount-Kenya-Besteigung, kaufte ich einem Träger ein lokales Tabakgewächs ab. Als wir dann wegen eines heranziehenden Sturms unterhalb des Gipfels umkehren mussten, tröstete mich das starke Kraut. Natürlich hätte ich es noch mehr genossen, wenn Kenya ein tabakfreies Land wäre. Wie in den Siebzigern, als wir auf den Kajaktrips in Tennessee das lokale Gras qualmten, bis mir schlecht wurde. Ein Symbol unserer Freiheit.

Das Bundesamt für Gesundheitsterror will uns das und anderes vermiesen oder am liebsten verbieten. Alles muss vom Staat reguliert werden, die Zollvorschriften für die Klassifizierung von Bündnerfleisch brachten selbst den damaligen Bundesrat Hans-Rudolf Merz zu unkontrolliertem Lachen.

Die juristischen Konstrukte zur Käfighaltung der Population werden immer dichter. Es scheint, dass ein Mann in Schweden sich zuerst die schriftliche Einwilligung einer Umworbenen oder ihn Umwerbenden einholen muss, bevor die beiden zur Sache gehen dürfen. Sonst könnte ein Julian Assange ja unbehelligt weitermachen.

In der Cannery Row im Roman «Die Schelme von Tortilla Flat» des amerikanischen Autors John Steinbeck (1902–1968) war das anders. Danny und seine Freunde liessen die Gallonen kreisen, rauchten wiederverwertete Kippen und halfen Frauen in misslichen Umständen. So der Teresina, die mit ihren acht Kindern wegen des Ausfalls der Bohnenernte unverschuldet in Not geraten war. Nun klauten die Freunde da und dort Bohnen und andere Lebensmittel und leisteten ihr Gesellschaft. Den Kindern ging es glänzend, und Teresina freute sich bald auf ein weiteres Kind. Sie sann müssig darüber nach, wer wohl dafür verantwortlich war.

Es gebe nur einen wirklichen modernen Konflikt, den zwischen Staat und Freiheit, meinte Gottfried Benn. Und dieser Staat beschlagnahmt das Instrument der Star-Geigerin Patricia Kopatchinskaja, lässt Vekselberg laufen und möchte das Rauchen in Fumoirs verbannen. Ich werde nie freiwillig in eines gehen. Dass Lokalitäten, wo man rauchen kann, auf Betreiben von Fundamentalisten geschlossen werden, stört mich. Die noch verbleibenden aufrechten Kerle sollten John Steinbeck lesen.

Prof. Dr. med. Oswald Oelz war Chefarzt für Innere Medizin am Triemli-Spital Zürich. Der Bergsteiger und Buchautor liess sich 2006 mit 63 Jahren pensionieren.