Den Satz fand ich in einem Prospekt. Der Prospekt richtete sich an Sales Manager. Er warb für einen Golfkurs in Andalusien – mit dem Satz: «Da sich auf dem Golfplatz Geschäfte abwickeln lassen, ist es heute für Vermarkter ein Must, sich auf dem Golfplatz zu Hause zu fühlen.»

Es ist also ein Must, Golf zu spielen, weil sich auf dem Golfplatz Geschäfte abwickeln lassen. Wir wären damit bei einem der grössten Vorurteile der Menschheit angelangt. Es besteht darin, dass Golf mit Business zu tun habe. Das ist falsch. Es hat nicht mit Business zu tun, sondern mit Berberitzen. Damit das auch Nichtgolfer verstehen: Beim Golf geht es im Wesentlichen darum, dass man mit roher Gewalt auf einen Ball haut und dann zuschaut, wie der Ball im Wald und im Gebüsch verschwindet. Dieser Effekt tritt vor allem dann ein, wenn Männer Golf spielen. Für uns Männer ist Golf ein Kampf- und ein Kraftsport. Wir hauen drauf wie verrückt. Frauen hingegen verstehen Golf als eine Art beschwingtes Bewegungsspiel. Darum landen ihre Bälle fast nie im Wald oder im Gebüsch.

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Wir sind der Erklärung nun schon sehr nahe, warum auf Golfplätzen nie Geschäfte gemacht werden. Wir Männer sind dauernd im Wald und im Gebüsch unterwegs, um unsere verlorene Habe aufzuspüren. Die dauernde Suche nach den Golfbällen lässt uns keine Zeit für vertiefende Gespräche. Das einzige Diskussionsthema von Interesse ist: Hast du ihn gefunden? Meistens finden wir ihn nicht. Dafür sind wir, wenn wir aus dem Wald und dem Gebüsch zurückkehren, von den Dornen der Berberitzen und Brombeersträucher zerkratzt.

Nun kann man einwenden, hinterher im Klubhaus gebe es Gelegenheit genug, um die Akquisition und den Bankkredit einzufädeln. Auch das ist ein Vorurteil. In der Praxis ist der Golfer vom stundenlangen Ballsuchen in Wald und Gebüsch derart ausgelaugt, dass er nun nur noch eine schöne Zigarre, einen schönen Bordeaux und ein schönes Steak will. Das Gespräch dreht sich also um Montecristo, Haut-Brion und Rib Eye. Jetzt über Akquisitionen und Bankkredite zu reden, dazu hat niemand Lust. Allenfalls dreht sich das Gespräch noch darum, warum Frauen keine Ahnung vom Golfen haben.

Golf ist das Gegenteil von Geschäft. Bei Bankern, Anwälten und Geschäftspartnern gelingt es mir häufig nicht, einen kurzfristigen Sitzungstermin zu bekommen. Wenn ich sie aber auf eine Golfrunde einlade, haben sie fast immer Zeit. Häufig können sie schon am nächsten oder am übernächsten Tag. Immer wieder sagen sie dafür sogar Sitzungen ab. Das hat nichts damit zu tun, dass Golf mit mir besonders unterhaltend wäre. Ich bin ja sowieso im Wald. Nein, der Grund ist ein anderer. Die sind einfach froh, dass sie auf dem Golfplatz für einmal nicht übers Geschäft reden müssen.

Kurt W. Zimmermann ist Verlagsunternehmer. Er ist Kolumnist und Buchautor zu den Themen Medien und Outdoor-Sport.