Freiwillig ist er nicht gegangen. Ex-Formel-1-Patron Bernie Ecclestone über Risiko und Erfolg, über Putin und seine Liebe zur Schweiz.
Apropos Diktatoren. Sie haben stets positiv über Wladimir Putin gesprochen. Ihr Ernst?
Ich bin ein grosser, grosser Supporter von Putin. Für sein Land ist er der richtige Mann. Ein Diktator ist er nicht.
Selbst wenn sein Geheimdienst Leute umbringt und die Opposition drangsaliert?
Zuerst einmal würden mich die Fakten interessieren, dann frage ich mich auch: Und jetzt, gibt es Unterschiede zu anderen Grossmächten?
Donald Trump finden Sie auch einen Segen für die Welt?
Absolut.
Was sagt Ihre Frau dazu, sie stammt aus Lateinamerika?
Sie ist Brasilianerin und deshalb nicht unbedingt in einer vorteilhaften Position, um mir Ratschläge zu erteilen (lacht). Ichverfolge die Politik dieses Landes, das ich liebe, seit fünfzig Jahren. Man erlebt zwar viele Fortschritte, aber es gab auch ganz viele Rückschläge.
Sie werden Ende Monat 88 Jahre alt, haben drei Bypass-Operationen hinter sich – und sind immer noch mit Vollgas unterwegs. Wie lange noch?
Schuld daran sind Geschäftsleute, die von mir Ratschläge wollen, wie man ein Geschäft weiterentwickelt. Diese Aufträge halten mich im Schuss. Ich fürchte, wenn ich mal nicht mehr gefragt und beschäftigt bin, heisst es schnell: Goodbye.
Ferien gönnen Sie sich keine?
Ferien? Hab ich nie genommen. Wenn ich drei oder vier Tage an einem Ort bin, wird es mir fürchterlich langweilig. Deshalb fliege ich immer wieder gerne ans nächste Rennen.
Ferrari-Aushängeschild Kimi Räikkönen wechselt zu Sauber. Ein smarter Zug?
Absolut, ich halte sehr viel von Kimi. Er wird dem Sauber-Team guttun. Ich habe immer bedauert, dass kaum Topingenieure von Mercedes oder Ferrari zu Sauber wechselten, obwohl die Infrastruktur bei Sauber top ist. Aber es ist offenbar sehr schwer, Leute aus Italien oder England ins Zürcher Oberland zu kriegen.
Sauber kooperiert neu mit Alfa Romeo – und gehört faktisch zu Ferrari, richtig?
Absolut, Sauber ist jetzt Ferrari. Mit Kimi wird diese Verbindung verstärkt. Das Sauber-Team wird davon profitieren.
Trotz Kimi: Mercedes ist und bleibt das Mass aller Dinge. Dabei würde Konkurrenz das Geschäft beleben.
Mercedes macht einen tollen Job, kein Zweifel. Aber es ist schlecht, wenn keine Spannung ins Geschäft kommt, weil einer dominiert. Deshalb habe ich es bedauert, dass Ferrari die Weltmeisterschaft so selten gewinnt. Ganz einfach darum, weil die Marke weltweit viele Emotionen weckt.
Also mehr Ferrari, weniger Mercedes?
Um es klarzumachen: Louis Hamilton und Mercedes machen einen super Job. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Formula One zum Unterhaltungsgeschäft gehört. Und wenn diese nicht unterhält, ist es schlecht. Das zeigte sich daran, dass die Zahl der TV-Zuschauer sank.
Also müssen wieder Regeln geändert werden, um Mercedes zurückzubinden?
Auch wenn man die Regeln ändert, würde ich auf Mercedes setzen. Weil das Team derart viel Geld zur Verfügung hat, dass es immer zuoberst steht. Und dann ist Ferrari eine italienische Firma, das heisst: Man ist stets für Überraschungen gut und laviert gerne zwischen Strategien. Mercedes ist deutsch geführt, klar ausgerichtet und ausoptimiert.
In die Formula E investieren Sie nicht?
Ich hatte die Chance – und verzichtete.
Kein Bedauern?
Sicher ist heute das Umfeld viel besser, weil viele grosse Autohersteller auf E-Mobilität setzen und viele Grosskonzerne die Formula E unterstützen. Und was ich besonders schätze: Weil die Rennwagen so leise surren, kann man sich an den Rennen bestens unterhalten.
«Meine Frau sagt, ich würde zu schnell fahren – aber sie gibt noch mehr Gas.»
Bernie Ecclestone
Wie geben Sie Ihr Geld aus?
In den letzten dreissig, vierzig Jahren war es nicht mein oberstes Ziel, möglichst viel zu kassieren. Ich wollte meine Firma auf einem Wachstumspfad halten, das ist mir geglückt. Alles drehte sich von morgens bis abends ums Geschäft. Wer aktiver Geschäftsmann ist, dem bleibt keine Zeit fürs Shoppen. Ein älterer Herr wie ich braucht ohnehin wenig Geld zum Leben – im Gegensatz zu meiner Frau (lacht).
Sie leisten sich immerhin eine richtige Schweizer Uhr am Handgelenk?
Eine Rolex. Ich habe eine Sammlung älterer Stücke. Dann habe ich noch ein paar Formula-One-Rennwagen, darunter jener, der die erste Weltmeisterschaft gewann. Die standen alle in Gstaad, später habe ich sie nach England verschoben.
Was treiben Sie sonst noch?
Ich hab in Gstaad ein Hotel, ein paar Firmen plus Land und Immobilien. Das gibt allerhand zu tun, denn wir treiben Immobilienprojekte voran, nichts Spektakuläres, nur Appartements.
Wenn Sie in der Schweiz unterwegs sind: Sitzen Sie hinter dem Steuer? Immerhin fuhren Sie selber Rennen.
Seit einiger Zeit nicht mehr, weil meine Frau begeisterte Fahrerin ist. Sie sagt zwar, ich würde zu schnell fahren – aber siegibt noch mehr Gas. Sie durfte auch schon mal ein paar Runden im Rennwagen fahren. Beeindruckend, wie schnell sie war.