Nestlé verbessert seine Konditionen für Eltern: Künftig kann die «primäre Betreuungsperson» 18 Wochen Elternzeit bei vollem Gehalt beziehen. Wichtig ist also, dass sich jemand hauptverantwortlich ums Kind kümmert, nicht, ob es sich dabei um eine Mutter oder einen Vater handelt. Auch die «sekundäre Betreuungsperson» erhält mehr Zeit für das Kind daheim: Hier bezahlt Nestlé das Gehalt künftig vier Wochen lang. «Jede Familie ist einzigartig, deshalb haben wir einen Standard der elterlichen Unterstützung entwickelt, der flexibel genug ist, um allen gerecht zu werden», sagt Nestlé-Chef Mark Schneider laut einer Mitteilung des Nahrungsmittelkonzerns.
Die neue Regelung gilt für alle 300’000 Nestlé-Mitarbeitenden weltweit, auch für die Angestellten in den Produktionsstätten. Sie wird ab 2020 stufenweise umgesetzt und soll 2022 vollständig etabliert sein. In der Schweiz können die Mitarbeitenden Elternzeit bereits ab Mitte 2020 beziehen.
Umsetzung in die Praxis noch in der Planungsphase
Wie die Elternzeit in der Praxis umgesetzt wird, dazu kann Nestlé noch keinen Angaben machen. Zum Beispiel ist noch offen, wie die Elternzeit für den Vater in der Schweiz mit dem Mutterschutz kombiniert werden kann. Bei der kommunizierten Elternzeit handele es sich um einen «Mindeststandard, der nach oben offen ist», heisst es auf Nachfrage. Zwecks der genauen Umsetzung befinde man sich noch in der Planungsphase. Die gesetzlichen Vorgaben würden aber selbstverständlich eingehalten.
Bislang ging Nestlé hierzulande nur wenig über das gesetzliche Minimum hinaus: Frauen erhielten 16 Wochen voll bezahlten Mutterschutz, Männer fünf Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub (lesen Sie dazu hier unseren Vergleich, was Schweizer Firmen Vätern bieten).
Rechtlich haben Frauen in der Schweiz Anspruch auf 14 Wochen Mutterschutz bei 80 Prozent des Gehaltes, bei einem Tagessatz von maximal 196 Franken. Männer haben rechtlich betrachtet Anspruch auf Sonderurlaub im üblichen Umfang bei familiären Ereignissen – also ein bis zwei Tage. Alles Genauere ist im jeweiligen Arbeitsvertrag geregelt.
«Elternzeit – weil sie sich lohnt»: Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen plädiert für 38 Wochen Elternzeit. Mehr hier.
Konzeption und Berechnung der Kosten von Elterngeld in der Schweiz - mehr dazu hier.
In den vergangenen Jahren haben viele Schweizer Firmen ihre Angebote für Mütter und Väter ausgebaut, wobei meist nach Geschlecht unterschieden wird. Nestlé ist eines der ersten Unternehmen, das die Länge der Betreuungszeiten für den Hauptverantwortlichen aufstockt. Versicherer Zurich hatte Anfang Oktober ebenfalls seine Regelungen angepasst: Wenn Väter die Hauptverantwortung übernehmen, können sie künftig 16 Wochen beim Kind bleiben. Dies gilt ab 1. Januar 2020. Betreut die Mutter das Kind hauptverantwortlich, stehen Väter neu sechs statt drei Wochen Vaterschaftszeit zu.