Da twittern, bloggen und adden sie, profilieren sich durch ihre Praktika oder ihren zukünftigen Arbeitgeber, überbieten sich mit Einstiegsalärmeldungen und posten Halbwahrheiten, als wären sie die sakrosankten Ausflüsse einer Smith’schen Eingebung. In Facebook und anderen virtuellen Netzwerken vermarkten sie sich zu Tausenden, die selbst ernannten künftigen Hedge-Fund-Manager oder Firmenkapitäne mit Blogorrhöe im Frühstadium und einem geistigen Horizont von exakt 20 Zoll Plasma. Dabei hätte Adam Smiths unsichtbare Hand vielen dieser Profilneurotiker schon lange zu gerne einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt oder kurzum ihre Internetverbindung gekappt – dies soll ja bekanntlich das Denkvermögen fördern, wenigstens zwischenzeitlich.
Doch Profilneurosen hin oder her: Unser Leben verschiebt sich immer mehr in Online-Netzwerke sowie auf digitale Plattformen, und das linear zum Schwinden der Sozialkompetenz und zu einem zunehmend exhibitionistischen und überheblichen Profilmanagement. Durch Bloggen und Posten in der Web Community verbessern oder verschlechtern wir unsere Karrierechancen, die immer mehr ans semivirtuelle Networking gekoppelt sind. So wird Identitätsmanagement in einer sich virtualisierenden Welt zur Kernkompetenz. Rein reale Selbstvermarktung ist dabei out, genauso wie alle Nonliner out sind. Denn das Selbst macht mittlerweile den Spagat zwischen Wirklichkeit und Bits, verlinkt mit immer mehr verschiedenen Ichs.
So zählen nur noch das geschickte Sich-in-Szene-Setzen und die Koordination der eigenen multiplen realen und virtuellen Identitäten, die man in unterschiedlichem Kontext annimmt. Doch dieses Identitätsmanagement kann zur Zerreissprobe werden, denn an der Universität ist man ein gänzlich anderer als online, und auf seinem Xing-Profil vermarktet man sich widersprüchlich in Myspace oder Facebook. Die Konstruktion der eigenen Identität durch Fremdwahrnehmung wird zu einer Managementaufgabe nicht nur in ökonomischer Hinsicht, sondern auch privat.
Die Frage bleibt, wer ein solches Identitätsmanagement gekoppelt an unzählige verschiedene Profile auf Dauer psychologisch verkraftet – und wer sich im Netz am Ende stranguliert und sein Selbst nach erfolgloser Vermarktung verliert.
Facebook-Statusmeldung: Wer bin ich?