In der Schweiz schrumpft die Zahl der Banker seit der Finanzkrise. Zwar nicht bei allen Häusern im gleichen Masse, aber absolut arbeiten heute gut 26'000 Mitarbeiter weniger in der Finanzbranche als noch 2007 (siehe Grafik unten). Auch an anderer Stelle lassen Geldhäuser Federn: Der nahende Brexit zeitigt diverse Kreditinstitute, Arbeitsplätze aus London in andere Finanzzentren zu verlagern.
Zum Abbau an diversen Stellen entwickelt sich jetzt aber ein Gegentrend: Viele Geldhäuser erleben einen Jobboom, und zwar in der Abteilung Compliance. In einem von Geldwäsche- und Steuerbetrugs-Skandalen geprägten Jahr haben die Finanzinstitute ihre Abteilungen zur Bekämpfung von Finanzverbrechen um Tausende von Mitarbeitern aufgestockt, berichtet Bloomberg. Als Beispiel: Bei der krisengeschüttelten Danske Bank stieg die Zahl der Compliance-Mitarbeiter um rund 600. Die ABN Amro Group sucht noch 400 Mitarbeiter in dieser Sparte, ebenso will die Rabobank weitere 250 einstellen.
Den grössten Antrieb, ihren Ruf und ihr Ansehen wiederherzustellen, hat sicher die Danske Bank. Das dänische Geldhaus wurde 2018 vom schlimmsten Skandal in der 147 Jahre währenden Geschichte heimgesucht, als offenbar wurde, dass über Jahre umgerechnet 230 Milliarden Franken fragwürdiger Gelder über den estnischen Aussenposten der Bank gen Westen geflossen waren.
Ähnlich ergeht es der Deutschen Bank, die ebenfalls Verbindungen zum Fall Danske hat. Sie hatte gerade Milliarden-Bussgelder wegen Fehlverhaltens in der Vergangenheit hinter sich gelassen, als die neuen Enthüllungen ihren Aktienkurs drückten und noch mehr Kunden abschreckten.
Das vergangene Jahr habe «bei Banken, Aufsichtsbehörden und der allgemeinen Öffentlichkeit ein neues Bewusstsein geschaffen», sagte Thorsten Pötzsch, der bei der deutschen Aufsichtsbehörde Bafin für die Prävention von Geldwäsche zuständig ist, kürzlich in einem Interview. «Die Banken erkennen, dass Geldwäsche nicht nur eine Frage der Kosten ist, sondern auch ihre Existenz gefährden kann.»
Wie Banken mit Geldwäsche-Skandalen umgehen, war ein heisses Thema bei den Ergebnispräsentationen für das vierte Quartal. Die mit dem Aufholprozess verbundenen Kosten haben die Gewinne auf breiter Front belastet. Mehrere Banken, darunter ABN Amro und Rabobank, haben erklärt, dass der Personalausbau die Ausgaben 2019 noch weiter ansteigen lassen werde.
Auch die europäischen Finanzaufsichtsbehörden erhöhen den Druck. Die Bafin fordert ebenso wie die Europäische Zentralbank und andere Institute, dass die Kreditinstitute stärker gegen Geldwäsche vorbeugen. Neben neuem Personal seien auch Investitionen in Technologie notwendig, um Finanzstraftaten zu verhindern. Die Summen gehen in die Millionen: So hat die Deutsche Bank seit 2015 gut 300 Millionen Euro für Massnahmen gegen Geldwäsche ausgegeben. Die Danske Bank plant, in den kommenden drei Jahren etwa 270 Millionen Euro zu diesem Zweck einzusetzen. Beide Unternehmen hoffen, dass Technologie auf lange Sicht dazu beitragen wird, den Bedarf an Compliance-Mitarbeitern zu reduzieren.
(me, basierend auf Material von Bloomberg)