Als Rapidshare-Gründer Christian Schmid 2006 in die Schweiz zog, war das für die hiesige Presse kein Thema. Dabei kam ein Unternehmer ins Land, der dank seinem Jungunternehmen Rapidshare nicht einmal zwei Jahre nach der Gründung schon über 17 Millionen Franken Einkommen versteuerte. Das zeigen Dokumente, die bilanz.ch vorliegen.
Damit stellte der deutsche Zuzüger etwa den damaligen Swisscom-Chef Jens Alder (1,6 Millionen Franken) mit seinen Tausenden von Mitarbeitern weit in den Schatten. Auch Führer von Weltkonzernen wie Peter Brabeck von Nestlé (13 Millionen) oder Roche-Chef Franz Humer (14 Millionen) verdienten weniger als Selfmademan Schmid.
Summe der kleinen Beträge
Offiziell startete Rapidshare im Herbst 2004. Anfang 2005 konnte man beim Dateientauschservice für fünf Euro ein Konto eröffnen und damit Dateien bis zu 5 Gigabyte Grösse herunterladen, was etwa fünf bis sieben Filmen entsprach. Für 30 Euro erhielt man 50 Gigabyte Speicherplatz. Hatte man das Datenvolumen aufgebraucht, musste man wieder neu bezahlen. Schmids Firma Rapidshare vereinfachte den Dateienaustausch im Internet enorm.
Wie gross der Erfolg von Rapidshare schon nur in den zwei Jahren 2006 und 2007 war, zeigt, was Christian-Alexander Schmid im Kanton Zürich versteuerte: Das steuerbare Einkommen betrug 17'498'100 Franken. Das steuerbare Vermögen des damals 26-Jährigen wurde auf 11'367'000 Franken beziffert.
Fast ein Drittel für Missbrauchs-Bekämpfung
Ein Internetmärchen ohnegleichen, und das bereits zu einer Zeit, als die Beliebtheit Rapidshare-Dienstes noch lange nicht den Höhepunkt erreichte. Ein Jahr später konnte Schmid seine Steuerlast beträchtlich vermindern: Das versteuerte Einkommen betrug 3,74 Millionen Franken, das Vermögen 6,67 Millionen.
Mitte 2008 verfügte Rapidshare nach eigenen Angaben bereits über 25 Mitarbeiter und 42 Millionen Nutzer täglich. Anfang 2010 lagerten bei Rapidshare bereits 150 Millionen Dateien, 50 Mitarbeitende arbeiteten in der Firma und es wurden täglich 500'000 neue Dateien auf die Server raufgeladen. Noch Mitte 2012 gab Geschäftsführerin Alexandra Zwingli an, dass von 60 Angestellten sich 17 vor allem der Missbrauchsbekämpfung widmen.
1,2 Millionen für Lobbying
Im Mai 2013 folgte dann der Knall: 45 Mitarbeiter sollen gehen, das Geschäft mit dem Speicherplatz im Web funktioniere nicht mehr wie gewünscht, so das Unternehmen mit Sitz in Baar ZG. Die Konkurrenz ist gross und Rapidshare machte den Tauschbörsennutzern das Leben zunehmend schwerer: Für Raubkopierer wurde der Dienst immer mühsamer. Nun versucht Rapidshare, seriöse Unternehmen zu begeistern.
Das Umfeld von Christian Schmids Rapidshare begann ab 2010, in den USA in den Politprozess einzugreifen. Die weltweit aktive Lobby-Gruppe Dutko Grayling, die auch für die Interessen von Informatik-Grössen wie Adobe, Motorola, Lenovo oder Google ausschwärmt, wurde mandatiert. Von 2010 an bis heute zahlte Rapidshare 1,2 Millionen Dollar an die Einflüsterer im Machtzentrum Washington.
Turnaround fraglich
Ob die Firma den Turnaround schafft, bleibt in den Sternen. Ein Geschäft war das Dateien-Teilen in der Vergangenheit allemal.