Als Unternehmer wirken sie ziemlich bodenständig. Wieso treten sie nun ausgerechnet als «Löwe» ins Rampenlicht einer TV-Show?
Roland Brack: Ich wurde angefragt und war schon ein Fan der deutschen Sendung. Allerdings habe ich es mir schon gut überlegt, weil ich sonst nicht so die Öffentlichkeit suche und eher im Hintergrund agiere.
Was hat Sie überzeugt?
Mir gefällt das Format, weil es Unternehmertum zeigt und gesellschaftsfähig macht – mit allen Vor- und Nachteilen. Das Unternehmertum zu fördern, ist schon lange mein Thema. Ich habe ja auch bei Null angefangen im Studium und würde mich noch heute als Entrepreneur bezeichnen.
Aber Sie haben im Gegensatz zu den Startups in der Show keinen Geldgeber gesucht.
Ja. Aber als Händler konnte ich mit wenigen Produkten beginnen. Ich hatte den Vorteil, mein Business frei skalieren zu können. Wenn man jedoch ein Produkt herausbringt und dieses am Markt etablieren will, braucht es schnell einen grossen Schritt. Ein Investor kann dann helfen.
Sind Sie in den Pitches der Startups auf überraschende Projekte gestossen, in die Sie investiert haben?
Ich habe viele spannende Ideen gesehen und habe auch viele Investments gemacht. Deutlich mehr als ich erwartet habe. Die Herausforderung ist nun, da wirklich dran zu bleiben. Eigentlich bin ich ja eher jemand der sagt: «Lieber wenig und dafür richtig». Aber die Schweiz ist nun mal ein innovatives Land und deshalb hatten wir viele Startups hier mit sensationellen Ideen und Projekten.
«Wenn ich in ein Startup investiere, will ich dort dranbleiben.»
Hand aufs Herz. In erster Linie geht es ja um die Show. Werden Sie sich nach den versprochenen Investitionen ernsthaft engagieren in den Startups?
Weltweit liegt die Quote der in den Sendungen zugesagten Investments, die es auch durch die darauf folgende Due Dilligence schaffen, nach unseren Recherchen bei etwa 60 Prozent. Wir haben aber die Hoffnung und den Anspruch, in der Schweiz ein höhere Quote zu schaffen.
Wie geht es also danach weiter?
Wenn ich in ein Startup investiere, will ich dort dranbleiben, mich einbringen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Grundidee der Sendung ist ja, nicht bloss ein rein finanzielles Investment zu tätigen, sondern auch die Gründern weiterhin zu coachen. In meiner Firma ist das auch so. Seit letztem Jahr bin ich nur noch Verwaltungsrats-Präsident. Ich agiere eher im Hintergrund und versuche, den Mitarbeitern den Rücken freizuhalten. So möchte ich das auch mit den Startups handhaben. Ich bin da, um die Pässe zuzuspielen. Tore müssen sie schon selbst schiessen.
Haben sie sich ein Budget für die Investitionen auferlegt?
Nein, das wäre auch schwierig umzusetzen. Wenn ich ein Budget hätte, müsste ich dieses irgendwie verteilen, das wäre nicht machbar. Wir wissen ja erst im Studio, was für Angebote auf uns zukommen. Allerdings bin ich natürlich vorsichtig, da meine eigene Firma noch immer schnell wächst und immer wieder Investitionen erfordert.
Wie viel haben sie in der Sendung investiert?
Das weiss ich noch nicht genau, da wir die letzte Folge jetzt erst drehen. Was ich sagen kann: Es ist deutlich mehr, als ich erwartet habe. Das spricht ja für die Sendung und die Startups.
Aber die Tendenz können Sie sagen. Sind sie da im Millionen-Bereich?
Wir hatten äusserst spannende Startups. Ihre Schätzung ist deshalb nicht abwegig – aber lassen Sie sich überraschen.
Können Sie ein Beispiel für ein Investment geben?
Ein Startup beeindruckte mich besonders, weil es dabei effektiv darum geht, etwas zur Rettung der Welt beizutragen. Es handelt sich um ein Umweltthema, mehr kann ich noch nicht verrate. Jedenfalls hat das Startup eine faszinierende Lösung entwickelt und patentieren lassen. An einem solchen Projekt beteiligt zu sein, ist eine unglaubliche Sache. Das macht Freude und etwas Stolz.
Rentiert das auch?
Natürlich will ich möglichst kein Geld verlieren. Aber bei einer solchen Investition steht für mich die Rendite nicht an erster Stelle.
Haben Sie auch in Startups investiert, die für ihre Competec-Gruppe oder direkt für Brack.ch nützlich sind?
Auf jeden Fall. In der deutschen Sendung macht ja Ralf Dümmel die meisten Investments. Er ist quasi mein Pendant und kann dank seinem Handelsnetzwerk ein Produkt in den Verkauf bringen. Ich habe deshalb erwartet, dass es hierzulande auch für mich viele spannende Angebote gibt. Im Vergleich zu den anderen Löwen habe ich natürlich den Vorteil, dass manche Investitionen einen direkten Impact auf meine eigene Handelsfirma haben. Neben den naheliegenden Investitionen kann ich durch die Sendung aber auch neue Gebiete entdecken. Ich mache Online-Handel ja seit 25 Jahren und habe nie etwas anderes gemacht. Startups in einer anderen Branche zu begleiten, ist für mich wie ein Nachdiplomstudium on the Job. Man lernt viel und sieht in andere Branchen hinein. Deshalb schliesse ich auch solches nicht aus.
Gibt es eine zweite Staffel und sind Sie wieder am Start?
Über die Durchführung einer zweiten Staffel entscheidet TV24. Aber heute haben wir den letzten Drehtag, und ich bin etwas traurig, dass es nun schon vorbei ist. Daher würde es mich persönlich freuen, wenn es eine zweite Staffel gäbe.