«Dies ist nicht einfach ein Job. Da steckt zu viel Herzblut drin», betont Stefan Linder. Und sein Partner, Peter Stähli, doppelt nach: «Diese Arbeit ist etwas vom Intensivsten, was ich je erlebt habe.» Der Enthusiasmus der beiden Thuner Jungunternehmer für ihr Projekt ist ansteckend. Und irgendwie ahnt man, dass dies der Schlüssel zu ihrem Erfolg sein muss.

Vor zwei Jahren führten sie das erste Swiss Economic Forum (SEF) in Thun durch, das sich bereits in seiner zweiten Auflage zu einem der bedeutendsten nationalen Anlässe für Klein- und Mittelunternehmen entwickelte. Die Teilnehmerzahl stieg von 480 auf über 800. Für das dritte Swiss Economic Forum vom 18. und 19. Mai 2001, das um zwei Parallelveranstaltungen erweitert wurde, haben sich über 1200 Jungunternehmer und KMU-Chefs angemeldet, und es konnten wiederum hochkarätige Referenten aus dem In- und Ausland, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, engagiert werden.

Das SEF ging aus dem Forum der Jungen Wirtschaft hervor, das von 1993 bis 1998 von der Thuner Wirtschaftskammer der Jungen durchgeführt wurde. In diesem Zusammenhang lernten sich die beiden SEF-Gründer denn auch kennen: 1995 war Stefan Linder einer der Referenten, Peter Stähli einer der Teilnehmer des Forums. Und beide konnten sich mit dem Leitgedanken hinter dem Forum identifizieren, nämlich der von der Schliessung der Firma Selve, vom Crash der Spar- und Leihkasse Thun und vom Stellenabbau der Bundesbetriebe gebeutelten Region Thun neue Impulse zu geben. Sie machten 1996 und 1997 im OK des Forums der Jungen Wirtschaft mit. Damals rekrutierten sich die Teilnehmer mehrheitlich aus der Region. Stähli und Linder waren überzeugt, dass der Anlass das Potenzial zum nationalen Event habe, und erarbeiteten ein Konzept, das sie dem damaligen OK und dem Vereinsvorstand unterbreiteten. Das Strategiepapier sah unter anderem kürzere Entscheidungswege vor und eine professionellere Struktur an Stelle des Vereins.

«Natürlich gab es viele kritische Stimmen», erinnert sich Stefan Linder. Mit ihrem visionären Vorschlag spalteten sie das OK in das Lager der Skeptiker, in die Fraktion der Unentschlossenen und in eine Gruppe von fünf unbeirrbaren Kämpfern. Und irgendwann fiel der Entscheid, das neue Projekt in Angriff zu nehmen. Der Verein wurde aufgelöst und 1998 die Swiss Economic Forum GmbH gegründet. Das erste Managementteam bestand aus besagten fünf Personen aus dem früheren OK, doch auch mit dieser kleinen Equipe war das Ideal noch nicht gefunden. Immer mehr blieb an den beiden Initianten hängen. Die logische Konsequenz: Heute sind Stefan Linder und Peter Stähli die Alleinverantwortlichen für das Swiss Economic Forum.

«Wir waren vom Projekt schlicht überzeugt», betont Stefan Linder. «Etwas gestalten, prägen zu können, ist doch etwas vom Schönsten», fügt Stähli hinzu. Der Schalk blitzt auf, wenn sich die beiden Berner Oberländer an unzählige bereichernde Erlebnisse erinnern. Zum Beispiel die Suche nach Geldgebern. Bevor der erste grosse Sponsor, die UBS, ihr dreijähriges Engagement einging, durchliefen Linder und Stähli alle Stufen der Hierarchie, von der Niederlassung Thun über jene in Bern bis zum Hauptsitz in Basel, dann nach Zürich und zurück nach Basel. Und jedes Mal wurden sie bis ins Detail zum Projekt befragt. In ihrem jugendlichen Impetus waren die beiden SEF-Gründer nie um eine Antwort verlegen, auch nicht um eine improvisierte: «Oft verliessen wir eine Sitzung und hatten neue Inputs erhalten», gibt Stefan Linder unumwunden zu. «Ich denke, dass die Entscheidungsträger vor allem spüren wollten, dass wir von unserer Idee überzeugt sind und unser Ziel unbeirrt ansteuern.»

Mit ihrem Enthusiasmus gewannen sie nach der UBS weitere namhafte Sponsoren wie PricewaterhouseCoopers und Swisscom. Aber nicht nur ihre Begeisterung half und hilft ihnen, das anvisierte Ziel zu erreichen, auch eine gewisse Neugierde treibt die zwei talentierten Networker an: «Vor jedem neuen Kontakt fragten wir uns, ob sich unser Gesprächspartner von unserem Projekt überzeugen lasse. Dies hat uns unvergessliche Erlebnisse beschert. Ein Treffen mit Nestlé-Chef Peter Brabeck, ein Mittagessen mit Vreni Spoerry, der Besuch des Rechenzentrums der Nasa oder eine Sitzung mit dem Dean der UCLA, einer Uni mit 35 000 Studenten! Wir hätten nie gedacht, dass wir jemals mit solchen Kalibern an einem Tisch sitzen würden», schwärmt Stefan Linder sichtlich stolz.

Und ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor für den Erfolg des Swiss Economic Forum: Die beiden SEF-Geschäftsführer ergänzen sich optimal. Während der Elektroingenieur Peter Stähli seine Stärken im Projektmanagement und in der Detailplanung hat, verfügt der Betriebsökonom Stefan Linder über eine langjährige Marketingerfahrung und eine grosse konzeptionelle Fähigkeit.

Die zwei Geschäftsführer sind zu 50 Prozent Angestellte der Swiss Economic Forum GmbH. Daneben führen beide ihre jeweiligen Unternehmungen, Peter Stähli zusammen mit einem Partner ein Ingenieurbüro für Projektmanagement und Energietechnik mit sechs Angestellten, Stefan Linder, ebenfalls mit einem Teilhaber, eine Marketingberatungsfirma. Ihre Büros haben sie am SEF-Sitz, was die Aufteilung zwischen Forum und eigener Firma wesentlich erleichtere. Denn die 50 Prozent seien nur ein Durchschnittswert: «Von Dezember bis zum Anlass im Mai arbeiten wir bis zu 70 Prozent fürs Forum, dafür bleibt während des Rests des Jahres mehr Zeit für die eigene Firma», erläutert Stefan Linder. Was bei beiden hingegen zu kurz kommt, ist der Sport. Den Ausgleich holen sie sich im Kreis der Familie. Die zwei jungen Businessmänner sind verheiratet und Väter je zweier kleiner Kinder.

Für die Durchführung des Forums stehen ihnen übers Jahr 200 Mitarbeiter mit bis 250 Stellenprozenten zur Seite, ab November binden sie auf Mandatsbasis ein Team von Projektleitern ein, und für den Anlass selber stehen 350 Helfer im Dienst. Aber alle Mitarbeiter, auch die beiden Geschäftsführer, werden für ihre Leistungen nicht nach dem üblichen Massstab entlöhnt. Dazu fehlen schlicht die Mittel. Ein Helfer beispielsweise erhält für seinen zweitägigen Einsatz gerade mal 200 Franken. Also viel Idealismus seitens der Mitarbeiter? «Absolut», meint Peter Stähli abschliessend. «Aber das Wichtigste ist: Es macht Spass, und wir haben gute Feedbacks.» Und solange dies so bleibt, werden die beiden Thuner Jungunternehmer das Swiss Economic Forum auch weiter organisieren.
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