Viele Angestellte können heute selber entscheiden, wie und wo sie ihren Arbeitsalltag verbringen. Dank Internet und Smartphone lassen sich Aufgaben von einem beliebigen Ort aus erledigen. Als Folge entstehen immer mehr Coworking-Spaces und ähnliche Arten von flexibel genutzten Büros.
Und das wiederum bietet riesige Chancen für Schweizer Kleinstädte und ländliche Regionen: Zu diesem Schluss kommt eine Studie von IWG; als Mutterkonzern von Regus ist dies einer der grössten globalen Anbieter von Büroräumen.
Konkret könnten peripherere Regionen dank Coworking über die nächsten zehn Jahre mit einer Wertschöpfung von brutto 26 Milliarden Franken rechnen. Dank neuer flexibel genutzter Bürostandorte sollen bis 2029 rund 34'000 Jobs hinzukommen. Was es bei diesen Schätzungen zu beachten gilt: Ein Raumvermieter wie IWG dürfte von dieser Entwicklung stark profitieren.
Was ein neuer Job auslösen kann
Nicht nur Startups und Selbständige nutzen Coworking-Plätze abseits der urbanen Zentren: Auch viele Grossunternehmen liessen ihre Angestellten in solchen regionalen «Spaces» arbeiten, stellt IWG fest. «Die meisten tun dies, um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu verbessern.» Die Menschen arbeiteten näher am Wohnort, was ihre Produktivität erhöhe und den Unternehmen Geld spare.
Jeder flexibel genutzte Arbeitsplatz lasse 131 weitere Stellen entstehen. Dazu gehören beispielsweise die Jobs, die für den Aufbau und den Betrieb der Büros anfallen. «Es werden Arbeitsplätze innerhalb und ausserhalb des Zentrums geschaffen, Unternehmen und Dienstleistungen in der näheren Umgebung stimuliert, die Produktivität verbessert und neue Arbeitsmöglichkeiten für die Menschen vor Ort eröffnet», glauben die Studienautorinnen.
Coole Spaces locken Startups, Hipster und Konzerne: Hier sind die neuen Schweizer Coworking-Arbeitsplätze.
Der Effekt wirkt weltweit
Die neuartigen Büros sollen nicht nur Jobs schaffen, sondern die Leistungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft generell erhöhen. Jeder Coworking-Standort werde jährlich für eine Wertschöpfung von brutto über 25 Millionen Franken sorgen. Die Mehrheit dieser Summe komme der Region zugute.«Wenn Menschen in Grossstädte pendeln, pendeln ihre Geldbörsen mit ihnen», sagt der Chef von IWG, Max Dixon. «Was diese Studie zeigt, ist, dass die Bereitstellung von mehr Möglichkeiten für Menschen, näher am Wohnort zu arbeiten, eine enorme Wirkung haben kann, nicht nur auf sie selbst, sondern auch auf ihre lokale Umgebung.»
Der Effekt spielt sich laut IWG weltweit ab. Jährlich sollen regionale flexible Büroräumlichkeiten bis 2029 eine globale Wertschöpfung von 441 Milliarden Dollar schaffen. In zehn Jahren werden demnach weltweit 6 Millionen Menschen in Coworking-Büros arbeiten.
Ein Anbieter setzt auf die Randregionen
Hierzulande hat Coworking allerdings noch nicht wirklich den Durchbruch geschafft. Es gibt derzeit rund 160 Coworking-Standorte mit zusammen rund 10'000 Nutzern, wie die Präsidentin des Verbands Coworking Switzerland, Jenny Schäpper-Uster, Anfang Jahr in der «Handelszeitung» sagte.
Einer der Anbieter, Village Office, hat sich auf Arbeitsplätze abseits der grossen Zentren spezialisiert. Die Genossenschaft will bis 2030 jeder Person in der Schweiz ermöglichen, innerhalb einer Pendelzeit von einer Viertelstunde mit dem Velo, Zug oder Bus einen Coworking-Standort zu erreichen.
(mbü)