Rund acht Prozent des weltweiten Vermögens lagern nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in Steuerparadiesen. Gemäss einer im US-Fachblatt «Journal of Economic Perspectives» veröffentlichten Studie sind etwa 7,6 Billionen US-Dollar in Ländern angelegt, in denen die Steuersätze niedrig und die Transparenzregeln für Anleger schwach sind.
Mehr als ein Drittel der Summe, rund 2,6 Billionen Dollar, stammen von europäischen Anlegern, wie der Ökonom Gabriel Zucman von der London School of Economics (LSE) schreibt. Auf Platz zwei der Herkunftsregionen schwach versteuerten Vermögens liegt der Studie zufolge mit 1,3 Billionen Dollar Asien, gefolgt von den USA mit 1,2 Billionen und den Golfstaaten mit 700 Milliarden.
Nach Zucmans Berechnungen gehen den Herkunftsländern der Vermögen jedes Jahr Steuereinnahmen in Höhe von 190 Milliarden Dollar verloren. Dabei dreht es sich allein um Finanzvermögen, nicht um Güter und Immobilien, die ebenfalls versteuert werden können.
US-Unternehmen versteuern zunehmend Gewinne im Ausland
Zucmans Studie mit dem Titel «Der versteckte Wohlstand der Nationen - eine Untersuchung der Steuerparadiese» zeigt zudem auf, dass US-Unternehmen zunehmend Gewinne im Ausland versteuern, das meiste davon in Singapur und Luxemburg.
So wurden im vergangenen Jahr 55 Prozent der US-Firmengewinne über Tochterunternehmen in Steuerparadiesen versteuert. Vor 30 Jahren habe diese Quote noch bei knapp über 20 Prozent gelegen, schreibt Zucman.
Die Untersuchung des Wissenschaftlers trifft einen Nerv: Jüngste Berichte über in Luxemburg operierende Firmen machten deutlich, dass viele Konzerne Gewinne innerhalb des eigenen Unternehmens verschieben, um sie künstlich kleinzurechnen und den Rest am Standort mit dem niedrigsten Steuersatz zu versteuern.
(awp/sda/afp/ccr)