Auch wenn ihr bewässerungsintensiver Anbau auf Kritik stösst, sind Mandeln doch beliebter denn je. In den USA verdrängen aus Mandeln hergestellte Brotaufstriche zunehmend die Erdnussbutter aus Lunch-Paketen und Speisekammern. Amerikaner verspeisen jährlich etwa zwei Pfund Mandeln pro Person, was etwa dem Doppelten der Menge vor nur sieben Jahren entspricht.
Proteinreiche Paleo-Diäten, Allergien auf Erdnüsse und die neue Geschmackstrends treiben die Nachfrage an. Das lockte grosse US-Nahrungsmittelhersteller wie Hain Celestial Group Inc. und JM Smucker Co. in den Markt, wo sie sich nun einen Konkurrenzkampf mit kleineren Anbietern liefern. Mandelbutter gibt es mittlerweile in einer Reihe von Geschmacksrichtungen, darunter Ahornsirup und Zartbitterschokolade.
Preise schnellen auf Rekordstände
Doch der Mandelwahn hat seinen Preis. Die Konsumsteigerung liess - in Verbindung mit geringeren Ernteerträgen - die Preise auf Rekordstände schnellen. Da sich Kalifornien mit seinen vielen Mandelplantagen bereits das vierte Jahr in einer Dürre befindet, droht das immer grössere Angebot an Mandelprodukten für die Verbraucher zu teuer zu werden. Der US-Bundesstaat produziert etwa 80 Prozent des weltweiten Mandel-Angebots.
«Mandeln kosteten vor einem Jahr etwa 3,30 Dollar und wir hielten das schon für einen Wucherpreis», sagte Stephen Smith, Finanzchef von Hain Celestial, im Juni während einer Telefonkonferenz. «Und jetzt sehen wir Preise im mittleren 4- Dollar-Bereich.»
Mandelaufstriche stehlen Marktanteile von der Erdnuss
Mandelaufstriche stehlen derzeit Marktanteile von der Erdnuss. Der Absatz spezieller Nussbutter wie Mandelmus hat sich laut Marktforscher IRI in den USA seit 2011 mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr zog der Umsatz mit Spezialnussbutter um 22 Prozent auf 448,9 Mio. Dollar an, während er bei der Erdnussbutter um 4,1 Prozent zurückging.
Immer mehr Kinder sind heutzutage Erdnussallergiker, was die Eltern nach Alternativen suchen lässt. Die Anzahl der US- Kinder, die keine Erdnüsse essen können, verdreifachte sich von 1997 bis 2008, zeigen Daten von Food Allergy Research & Education Inc. Aus diesem Grund besteht an einigen Schulen in der grössten Volkswirtschaft der Welt ein absolutes Erdnussverbot.
Das veranlasste Smucker im Jahr 2013, in das Geschäft mit dem Mandelmus einzusteigen. Mittlerweile gibt es eine Mandel- Version von Jif in der cremigen und knusprigen Variante. Es war die erste landesweite Marke, die den Schritt wagte.
Trend hin zu einer gesünderen Ernährung
«Es gibt einen gewissen Erdnussverdruss, und die Menschen möchten verschiedene Aufstriche ausprobieren», sagt Analyst Kenneth Shea von Bloomberg Intelligence. Die Konsumenten sind seiner Aussage nach experimentierfreudiger - und ausserdem enthalten Mandeln viel Protein.
Im Zuge des Trends hin zu einer gesünderen Ernährung und zum Verzicht auf Kohlenhydrate erscheint die Mandel attraktiv. Sie haben einen hohen Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren - die gute Variante - und enthalten weder Cholesterin noch Natrium. Sie sind auch Gluten-frei und eine Quelle für Ballaststoffe. Damit sind Mandeln die bevorzugte Wahl für Anhänger der Paleo-Diät genannten Steinzeiternährungsform sowie für Konsumenten, die Weizen meiden.
Teurer als Erdnussbutter
Doch Mandelmus und ähnliche Brotaufstriche sind teurer als Erdnussbutter. Spezialnussbutter kostet IRI zufolge im Schnitt 4,60 Dollar pro Verbrauchseinheit, verglichen mit 3,49 Dollar für Erdnusscreme.
Die Mandelpreise erreichten im November ein Rekordhoch, nachdem der Ertrag im vergangenen Jahr unter der Dürre gelitten hatte, zeigen Daten des Bureau of Labor Statistics. In diesem Jahr liegt die US-Ernte laut US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sieben Prozent niedriger und dürfte auch im kommenden Jahr sinken.
Der Ernteertrag von Mandeln stellt die am höchsten bewertete Nussbaumfrucht in den USA dar, mit einem in diesem Jahr erwarteten Wert von 6,46 Milliarden Dollar, zeigen USDA-Daten. Das ist mehr als bei Erdbeeren und Äpfeln zusammen.
Es sei klar, dass die Amerikaner auf den Geschmack der Mandelprodukte gekommen seien, stellt Gold fest. Nun stelle sich die Frage, ob sie auch die höheren Preise verdauen können. «Irgendwann gibt es irgendwo eine Obergrenze», sagt er. «Aber die haben wir noch nicht erreicht.»