Peter Schüpbach, CEO von Miracle, macht derzeit ganz konkrete Erfahrungen mit dem, was man alltagsprachlich einen Teufelskreis nennt: Die schlechten Nachrichten über den Kursverlauf der Miracle-Aktie machen die Kunden kopfscheu, und der ausbleibende Geschäftserfolg treibt die Kurse noch weiter in den Keller. Dabei geht es beileibe nicht immer rational zu. Schüpbachs Kollege Andreas Danuser, Gründer und CEO der Berner Netzwerkfirma Inalp Networks, bringt es auf den Punkt: «Viele Schweizer Anleger haben die Funktionsweise von Hightech-Unternehmen noch immer nicht ganz begriffen.» Was er damit meint: Viele Anleger erwarten fälschlicherweise, dass Hightech-Firmen nach dem IPO die Rendite maximieren, anstatt weiter ins Wachstum zu investieren.
Allerdings steht der SWX New Market im Vergleich mit anderen Märkten gar nicht so schlecht da: Von den Papieren der insgesamt acht gelisteten IT-Unternehmen notieren nur deren vier unter dem Ausgabepreis, und Think Tools gehört nach wie vor zu den europäischen Highflyern (siehe auch die New-Market-Analyse ab Seite 159).
Dennoch scheuen viele öffnungswillige Firmen die schlechte Stimmung an den Börsen und warten mit ihrem IPO zu. Untätig bleiben sie aber nicht. «Wir stärken jetzt unsere interne Organisation und legen noch einmal gute Jahreszahlen vor. Dann wagen wir den IPO», sagt beispielsweise Clark Sachs, CEO der Netzwerkfirma Allcom. Ähnlich sieht es bei der Lausanner Lysis aus: Dort will man die Börsenflaute nutzen, um eine schlagkräftige Kommunikationsabteilung aufzubauen. Und bei der Viviance – sie entwickelt Schulungssysteme auf dem Internet – hat man die Eigenkapitalbasis verbreitert.
Neuerdings raten auch die Banken zur Warteschlaufe. Bei Allcom hat die Bank Vontobel vom zu schnellen IPO abgeraten, und bei der Eichhof-Tochter Datacolor warnte die Deutsche Bank vor dem Börsengang. Die Zurückhaltung der Banken kommt nicht von ungefähr: Das Beispiel der Zürcher Kantonalbank hat der Branche gezeigt, dass ein Desaster, wie es dieses Institut mit Complet-e erlebt hat, auch auf die einführende Bank ein schlechtes Licht wirft.
Robert Wyss, Leiter New Market bei der Schweizer Börse, kommt der wieder erwachte Respekt vor dem IPO nicht ungelegen: «Wir befinden uns auf dem Weg zur Normalisierung», kommentiert er: «Die Firmen kommen jetzt später und solider an den New Market.»
Das zahlt sich nicht zuletzt für die Unternehmen selbst aus, wie das Beispiel der Zürcher Internetfirma Crealogix beweist. Der erste Schweizer IT-Börsengänger seit Monaten ist kerngesund, verdient Geld und ist entsprechend solid gestartet. Seit dem ersten Handelstag liegt der Kurs konstant um 20 bis 40 Prozent über dem Ausgabepreis. Damit vollzieht sich bei uns eine Entwicklung wie in den USA: Die Firmen, die im dritten Quartal 2000 an die Nasdaq gegangen sind, notieren im Schnitt 34 Prozent im Plus; dagegen haben jene Unternehmen, die sich bereits im ersten Quartal dem Publikum geöffnet haben, im Durchschnitt acht Prozent verloren.
Robert Wyss ist denn auch guter Hoffnung, dass der New Market seine ehrgeizigen Ziele doch noch erreichen kann: «Bis Ende 2001 wollen wir 40 Firmen gelistet haben.»

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