Früher wurde die Vollversicherung eher verschmäht. Im Vergleich zu den grosszügigen Konditionen und Leistungen der firmeneigenen Pensionskassen hatte diese Lösung einen schweren Stand. Doch mittlerweile ist das Interesse an eigenständigen Vorsorgeeinrichtungen bei den kleinen und mittleren Unternehmen geschwunden. Anhaltend niedrige Zinssätze und wiederholte Kursabstürze an den Börsen haben 
die Sichtweise verändert. Die Arbeitgeber fürchten Sanierungsbeiträge, wenn ihre 
autonome Pensionskasse in eine Unterdeckung gerät, und ganz generell scheuen sie das Anlagerisiko.

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Entsprechend halten die KMU vermehrt Ausschau nach Alternativen in der beruflichen Vorsorge. Vor allem die kleinen Betriebe entscheiden sich in grosser Zahl für eine Vollversicherung. Allerdings: Einen Anbieter zu finden gestaltet sich zunehmend komplex. Mit Swiss Life, Allianz, Axa, Helvetia, Basler und Pax führen lediglich noch sechs Gesellschaften die Vollversicherung in ihrem Sortiment, und alle stehen bei der Neuaufnahme von Kunden auf die Bremse. Zurich und Mobiliar sind ausserhalb des BVG-Bereichs tätig. Generali hat sich bereits vor knapp 20 Jahren aus dem Vollversicherungsgeschäft verabschiedet.

 

Weniger Prämienvolumen

Die Finanzmarktaufsicht Finma verweist im letzten Transparenzbericht zur beruflichen Vorsorge darauf, dass sich das Prämienvolumen mit Vollversicherungen innerhalb von 12 Monaten um 6 Prozent auf noch 23 Milliarden Franken vermindert hat. Das Fazit der Aufsichtsbehörde ist einigermassen alarmierend: «Dies zeigt die gesunkene Kapazität und Bereitschaft der Lebensversicherer, Neugeschäft in der Vollversicherung zu zeichnen.» Als Grund für die selektive Zeichnungspolitik der Versicherer wird die ungenügende Entschädigung für das notwendige Kapital zur Absicherung der Leistungsversprechen genannt. Im Klartext heisst das, nicht jedes Unternehmen, das eine Vollversicherung wünscht, kann diese im heutigen Markt erwerben. Seitens der Versicherungsgesellschaften wird damit argumentiert, der Regulator sorge mit überhöhten Kapitalanforderungen selbst dafür, dass die Messlatte für Neukunden höher angesetzt werde.

Das Vollversicherungsmodell ist ein gewichtiger Pfeiler innerhalb der beruflichen Vorsorge. Bei den sechs Lebensversicherern sind rund 130 000 Betriebe mit knapp einer Million Versicherten angeschlossen. Damit deckt die Assekuranz einen Viertel der versicherten Personen ab. Bei den mittelständischen Firmen ist die Risikofähigkeit nicht sehr ausgeprägt. Für diese Unternehmer stehen Planungssicherheit und die Garantien an erster Stelle. Anders als bei einer autonomen oder teilautonomen Lösung werden sämtliche Risiken auf einen Versicherer übertragen.

Studien zeigen, dass die Vollversicherung aufgrund der gewährten Garantien von einer Mehrheit der KMU als ideale Variante 
betrachtet wird. Vor allem kleine Firmen sind faktisch auf dieses Modell angewiesen. 
Nur etwa ein Drittel dieser Unternehmen sieht sich in der Lage, im Sanierungsfall zusätzliche Mittel für die berufliche Vorsorge aufzuwenden.

 

Risiko beim Versicherungsnehmer

Die Versicherer bauen in jüngster Zeit vor allem ihr Angebot im Bereich der teilautonomen Lösungen massiv aus. Bei diesen Modellen verbleiben die Anlagerisiken teils oder ganz beim Versicherungsnehmer. Das Tiefzinsumfeld und die längere Lebenserwartung werden für die Vollversicherer immer mehr zur Herausforderung. Die in den Versicherungsverträgen einkalkulierten Anlagerenditen können wegen den niedrigen Zinsen langfristig nicht mehr erreicht werden. 
Überdies sind die Renten laufend länger auszurichten.

Für ein Unternehmen stehen beim Entscheid zwischen Vollversicherung oder teilautonomer Lösung die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund. Wenn einzig die maximale 
Sicherheit zählt, drängt sich eine Vollversicherung auf. Diese umfassenden Vorsorgekontrakte in der 2. Säule werden durch einen Lebensversicherer sichergestellt. Die Vollversicherer dürfen nie eine Unterdeckung 
aufweisen, dies im Gegensatz zu einer autonomen Pensionskasse. Das zwingt zu einer vorsichtigen Anlagepolitik. Die Folge davon sind niedrigere Rentenumwandlungsätze und in der Regel auch eine geringere Anlagerendite.

Welche Vorsorgevariante ein Unternehmen wählt, ist von der eigenen Risikofähigkeit abhängig. Für kapitalkräftige Firmen sind autonome und teilautonome Lösungen durchaus eine Option. Klassisch ist ein autonomes Modell ohne Rückdeckung. Aus der Sicht von Pensionskassenexperten sind dafür mindestens 300 bis 400 Mitarbeitende notwendig. Das Management entscheidet innerhalb des gesetzlichen Rahmens selbständig über die Leistungen, die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie die Anlagepolitik. Die Pensionskasse muss in Eigenregie den vom Gesetzgeber vorgegebenen Mindestzinssatz erwirtschaften.

Will ein Unternehmen die Pensionskasse nicht im eigenen Betrieb organisieren, kann es sich einer unabhängigen Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung anschliessen. In der Regel treten die unabhängigen Sammelstiftungen mit der sogenannten Risikosparkassenlösung am Markt auf. Dabei wird das Alterskapital normalerweise selbst verwaltet, das Todesfall- und Invaliditätsrisiko jedoch an eine private Versicherungsgesellschaft übertragen. Allfällige Deckungslücken auf der Anlageseite müssen bei dieser Variante vom angeschlossenen Betrieb und den Versicherten getragen werden.

 

Deckungsgrad beobachten

Bei Sammelstiftungen und den Vollversicherungsmodellen werden die BVG-Verträge meist über ein bis drei Jahre abgeschlossen. Damit besteht auch die Möglichkeit, die berufliche Vorsorge aufgrund von Konkurrenzofferten wieder neu zu vergeben. Es gilt abzuwägen zwischen einer maximalen Sicherheit, der besseren Verzinsung des Alterskapitals und höheren Umwandlungsätzen und Renten. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen, die einer Sammel- oder Gemeinschaftsstiftung angeschlossen sind, sollten ihre Kasse genau beobachten. Wichtig ist speziell der Deckungsgrad. Rutscht die eigene Vorsorgeeinrichtung in eine Unterdeckung, lässt sich ein Wechsel nicht mehr einfach vollziehen. Tritt eine Firma aus einer solchen Pensionskasse aus, werden die Versicherten mit einer Kürzung der Freizügigkeitsleistung bestraft.

Für Kleinfirmen mit einigen wenigen Angestellten sind teilautonome Lösungen keine echte Variante. Diese KMU können oder wollen speziell das Langlebigkeits- und Anlagerisiko nicht selbst tragen. Zwar lässt sich bei einem Börsenboom ein vermehrtes Interesse an teilautonomen Vorsorgemodellen beobachten. Volatile Märkte sorgen jedoch 
derzeit dafür, dass viele Firmen mit eigenständigen Pensionskassen in ein Garantiemodell wechseln. Weil die Lebensversicherer aber äusserst selektiv sind, finden zahlreiche kleine Unternehmen mit einer schlechten Altersstruktur gar keine Vollversicherungslösung. Sie sind gezwungen, sich der Stiftung Auffangeinrichtung BVG anzuschliessen. Diese Institution, vom Bund als Sicherheitsnetz der 2. Säule verankert, deckt allerdings nur das Obligatorium in der beruflichen Vorsorge ab.