Die UBS schafft den Bonus für 10'000 Angestellte ab: Künftig erhalten sie nicht mehr wie bisher einen Bonus, sondern die Teilsumme eines 13. Monatslohn. Das betrifft das untere Kader sowie die Mitarbeiter an der Basis. Damit wird auch die individuell, variable Vergütung abgeschafft, sondern die Zahlung errechnet sich aus dem Gehalt. Betroffen sind Mitarbeiter, die zwischen 50'000 bis 100'000 Franken verdienen, schreibt die «SonntagsZeitung».
Diese Änderung bei der UBS hat die Diskussion rund um das Thema Bonus wieder einmal neu entfacht. Sie bestätigt die Ausführungen von Stephan Hostettler von der Beratungsfirma HCM International. Er hat schon vor Jahren auf die Problematik individueller Boni aufmerksam gemacht und vertritt seither die Meinung: «Führung und Geld müssen getrennt werden.» Der Bonus bilde heute für viele keinen Anreiz mehr, sagt Hostettler. Das sei auch bei den Banken spürbar: So haben in den vergangenen Monaten die Migros Bank, die Credit Suisse und die UBS ihre Boni-Politik geändert.
Auch Hostettler beobachtet diese Entwicklung bei Schweizern Unternehmen seit einiger Zeit. Der Grund liegt für den Experten auf der Hand: «Individuelle Boni bewirken, dass die Leute vor allem ihre individuellen Ziele verfolgen. Heutzutage ist aber vor allem Teamgeist und vernetztes Denken gefragt.» Je nach Ausgestaltung fördert Geld den Teamgeist sowie den kreativen Austausch wenig, sagt Hostettler.
Boni lassen keine echtes Feedback zu
Laut Hostettler hat das Thema Bonus einen signifikanten Einfluss auf die Firmenkultur. Es eine Entscheidung, ob man das Erreichen von individuellen Zielen an Geld festmachen wolle. Es finde dort ein Umdenken statt – das auch von einer jüngeren Generation beeinflusst wird: «Millenials wollen Zusammenarbeit und müssen sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren können», sagt Hostettler. Das beeinflusse auch die Entscheidungen, bei welchem Unternehmen man als Arbeitnehmer tätig sein wolle und welche Kultur dort herrscht.
Die Abschaffung von Boni beeinflusse aber nicht nur die Mitarbeiter, sondern die ganzen Führungsstufen: «Oft sind bei einem individuell basierten Entlohnungssystem keine echte Rückmeldung an die Mitarbeiter möglich. Denn eine offene Bewertung und ein echtes Feedback könnte den Bonus gefährden, warnt der Experte.
Deshalb betont Hostettler nochmals: «Geld soll nicht mit individuellen Leistungen in Verbindung gebracht werden.» Gleichzeitig darf Führung nicht fehlen. Er plädiert für eine stufengerechte Erfolgsbeteiligung für Mitarbeiter – der «Bonus» als Form der Wertschätzung und nicht als Anreiz. «Der Wechsel zur Erfolgsbeteiligung führt zu grösserer Mitarbeiterzufriedenheit, aber auch zu einer offenen und konstruktiven Feedback-Kultur, was wiederum zu mehr Innovation führen kann».
Schlussendlich sollten sich Unternehmen Gedanken, wie sie künftig ihren Mitarbeitern die nötige Wertschätzung über die Arbeit zum Ausdruck bringen möchten, sagt Hostettler. «Wertschätzung kann nicht mehr an den Bonusplan delegiert werden», sagt der Experte. Es sei Aufgabe der Führung, neue Formen von Anerkennung gegenüber den Mitarbeitern zu finden.