Mehr als ein Jahr hat er sich Zeit genommen bis zu seinem ersten Auftritt: Reto Francioni, ehemaliger Chef des Schweizer Börsenbetreibers SIX und langjähriger Boss der Deutschen Börse, ist seit Juni 2016 Präsident der Swiss.

Dieses Amt hat eine Sonderstellung in der Matrix-Organisation, die sich der Lufthansa-Konzern im vergangenen Jahr gegeben hat: Es soll die Swissness in der Swiss absichern, CEO Thomas Klühr berichtet nicht nur an seinen Linienvorgesetzten in Frankfurt, Harry Hohmeister, sondern auch an Francioni. Bei den Swiss-Schwestern Austrian und Lufthansa «Classic» gibt es keine solche Personalie.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Als Tochter mit Erfolg

Umso gespannter durfte man sein, wie Francioni als Nachfolger des stillen Bruno Gehrig das Amt angehen würde. Nun zeigt sich: Die Lautstärke wird nicht zunehmen. Francioni trägt mit Helikopterblick über die Herausforderungen Regulierung, Digitalisierung und Wettbewerb durch Billigflieger vor, kritisiert die hohen Kosten des Flughafens Zürich («einer der teuersten Europas») und kontert die Frage nach der Eigenständigkeit der Swiss mit dem Hinweis, seit Übernahme durch die Lufthansa im Jahr 2005 «ist die Swiss ständig gewachsen»: In dieser Zeit seien 2000 Vollzeitstellen geschaffen worden, und das Portfolio an Flugzielen habe sich um 40 Prozent erhöht.

In der Zusammenarbeit von Swiss und Lufthansa habe man «bereits ein gutes Niveau erreicht»; die Lufthansa «ist mehr als eine Konzernmutter, sie ist eine notwendige Bedingung, dass wir unser Geschäft erfolgreich betreiben können».

Viel Lob

Und die Schweiz profitiere schliesslich vom Wachstum. Jedes der neuen Langstreckenflugzeuge vom Typ Boeing 777 bringe pro Jahr eine Wertschöpfung von 30 Millionen Franken und stehe für 300 Jobs, die meisten dieser Arbeitnehmer lebten in der Schweiz, kauften hier ein, zahlten Steuern.

Wolkig bleibt Francioni auf die Frage, ob er sein Netzwerk nutze, um für die Swiss zu weibeln: Die Swiss sei für die Firmen nicht nur als Tor zur Welt wichtig und erfahre viel Wohlwollen, auch ihr Service sei immer noch hoch angesehen. Klingt gut – aber wenn Francioni nicht doch bald etwas Kritikwürdiges findet, schafft er womöglich noch seine eigene Funktion ab.