Sich die Hand zu geben, ist ein ziemlich weit verbreitetes Begrüssungsritual. Man kann dabei aber auch viel falsch machen. Und über sich verraten. Auch als US-Präsident.

Mal lässt er einfach nicht los. Mal zieht er sein Gegenüber mit einem Ruck zu sich. Mal tätschelt er die fremde Hand zusätzlich mit seiner Linken. Beim Handschlag mit Staatsmännern sorgt US-Präsident Donald Trump immer wieder für Aufsehen.

Der Sender CNN zeigte kürzlich ältere, oft unfreiwillig komische Szenen. In Satire-Sendungen mokierte man sich. Und Fotos der Treffen inspirierten Nutzer in sozialen Medien zu Montagen. Nach den Scherzen über Trumps Handgrösse hat sich das Augenmerk hin zu seinem Handschlag verschoben.

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Verräterischer Handschlag

Das Händegeben ist ein Begrüssungsritual, das in der zwischenmenschlichen Kommunikation grosse Bedeutung hat. Kaum ein Karriere-Ratgeber würde ohne Tipps zum perfekten Handschlag auskommen.

Er prägt den ersten Eindruck, gilt oft als Schlüssel für einen guten Start und ist vor allem in westlichen Kulturen verbreitet. Wird er verweigert, kann das schon mal für Wirbel sorgen. So geschehen in Therwil BL, als zwei Schüler einer Lehrerin aus religiösen Gründen nicht die Hand geben wollten.

Glaubt man Deutungen von Körpersprache, kann ein Handschlag viel über eine Person verraten. «Der Handschlag wird leider von vielen unterschätzt», sagt die Körpersprache-Beraterin Monika Matschnig der Nachrichtenagentur dpa.

In einem Buch schildert sie, dass zum Beispiel eine nach unten zeigende Handfläche darauf hindeute, dass derjenige den führenden Part in der Beziehung einnehmen will. Zeige die Handfläche nach oben, könne das für Unterwerfung sprechen. Reckt jemand die Handfläche senkrecht entgegen, gehe es um gleichgestellte Beziehungen. Und es gibt noch viele Kriterien mehr.

Nur so lange wie nötig

«Der Handschlag selbst sollte weder zu sanft noch schraubstockartig ausfallen und kaum länger dauern als unbedingt erforderlich», empfiehlt der Knigge. Mehrere Ratgeber sind sich einig, dass er keinesfalls zu lasch ausfallen darf, auch schwitzige Hände sind tabu.

Wie nun auch Trump zeigte, kann man also einiges falsch machen. Narzissmus, mangelndes Interesse, Selbstbezogenheit, fehlende Empathie - all das liest Expertin Matschnig aus Trumps Handschlag mit Japans Regierungschef Shinzo Abe vor einigen Tagen.

Bei dem Treffen hatte Trump seinem Gast für die Fotografen knapp 20 Sekunden lang die Hand geschüttelt und getätschelt. Abe blickte irritiert zur Seite. Matschnig spricht von einem «absoluten Fauxpas» auch in kultureller Hinsicht, weil in Japan viel mehr Distanz erwartet werde.

Obwohl Trump diesbezüglich sicherlich Berater hat, scheint er sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen: «Er hat mit den Mitteln agiert, die Mutter Natur ihm mitgegeben hat», sagt Stefan Verra, Spezialist für Körpersprache. Für ihn ist Trump ein «körpersprachliches Phänomen» und auch insofern interessant, da Körpersprache nie lüge. Bei Wählern punkteten heutzutage oft gerade ungeschliffen wirkende Politiker als Identifikationsfiguren.

Altes Ritual

Den Handschlag gibt es in der Menschheitsgeschichte schon so lange, dass kein genauer Ursprung bekannt ist. Den Wunsch nach einer Form der Berührung, um Vertrauen und Interesse auszudrücken, «den teilen wir mit den Tieren», erläuterte der Mediziner und Anthropologe Wulf Schiefenhövel einmal im Radiosender «Deutschlandfunk». Er berichtete, schon zur Zeit der Römer und Griechen habe es den Handschlag gegeben.

Eine verbreitete Theorie zum Ursprung besagt, dass Menschen damit zeigen, keine Waffe in der Hand zu halten. Wie Verra erläutert, seien mit dem Handschlag stets Hierarchien gemildert worden. Das Ritual sei «enorm wichtig».

Nicht zuletzt lassen sich auf diese Weise Informationen erfühlen: zum Beispiel Stärke oder Schwäche, Distanz oder Nähe, Nervosität oder Ruhe. Und auch Duftstoffe spielen wohl eine Rolle.

Weniger angenehm: Beim Handschlag werden auch Keime ausgetauscht. Nach Angaben der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden bis zu 80 Prozent der ansteckenden Krankheiten über die Hände übertragen.

Auch über so manche Begrüssung von Trumps Vorgänger Barack Obama wurde gesprochen - dieser machte öfter lässig eine Ghettofaust. Die ist übrigens auch viel hygienischer.

(sda/ccr)