In Zeiten des Fachkräftemangels kann es für Personalverantwortliche, aber auch für Bewerbende sinnvoll sein, sich an spezialisierte Jobportale zu wenden. In der Schweiz gibt es zahlreiche solcher Stellenportale: Sie reichen von der Uhrenindustrie über das Hotel- und Gaststättengewerbe bis hin zum Finanzwesen oder zum Kommunikationssektor.
Wiederum andere Online-Portale richten sich an spezifische Bevölkerungsgruppen wie Senioren oder berufstätige Mütter.
Doch warum sollten Stellensuchende auf spezifische Portale fokussieren, wenn sie auf den grossen Portalen alles gesammelt finden? Welche Vorteile bieten Nischenjobportale für Unternehmen und Jobsuchende? Expertinnen und Anbieter geben Auskunft.
Fokussiert auf einzelne Branchen
Das Portal jobwatch.ch konzentriert sich auf die Uhrenbranche und die Mikrotechnik. Es ist seit 17 Jahren aktiv und vereint über 50'000 Bewerbende und 500 Unternehmen. Ständig findet man dort 400 bis 700 Stellenangebote. Jobwatch-Direktor Benoît Fontaine betont: «Wir kennen die Unternehmen der Branche sehr gut: die grossen Firmen, die Zulieferer und die Einzelhändlerinnen. Wir treffen uns regelmässig mit ihnen.»
Der Mehrwert liegt in der Konzentration von Angeboten in der Branche, die es den Bewerbenden ermöglicht, ihre Suche zu vereinfachen und sich nicht in einer grossen Menge irrelevanter Anzeigen zu verlieren. Die Registrierung ist für Bewerbende kostenlos. Neben den Stellenangeboten haben sie auch Zugang zu speziellen Schulungen und können, wenn gewünscht, direkt kontaktiert werden. «Unsere Plattform wird von Personalvermittlern bevorzugt, die direkt mit geeigneten Profilen in Kontakt treten möchten», erklärt Fontaine.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des grossen Branchenüberblicks der Schweizer Personaldienstleister. Alle weiteren Beiträge finden Sie hier:
Das Portal hat auch eine aktive Community aufgebaut: Es organisiert Veranstaltungen rund um die Uhrenmessen, damit sich Unternehmen und Stelleninteressierte ungezwungen treffen können, und bietet mit verschiedenen Partnern Schulungen an. «Wir helfen den Bewerbenden auch mit Videos oder Artikeln, welche die Besonderheiten der Luxus- und Uhrenindustrie aufzeigen», fügt Fontaine hinzu.
Von der Zusammenarbeit mit der Plattform profitieren auch die Unternehmen. Das Profil jeder Bewerberin und jedes Bewerbers wird vom Team validiert. So stellt Jobwatch sicher, dass ihr Pool qualifizierte und relevante Personen aufweist. Dieser Prozess spart Zeit und Ressourcen. Im Durchschnitt werden täglich etwa zwanzig Bewerbende angenommen. Das Portal bietet auch eine spezialisierte Auftragsvermittlung für bestimmte Positionen an und kann Unternehmen beim Aufbau einer branchenspezifischen Arbeitgebermarke unterstützen, etwa mit personalisierten visuellen Inhalten, die das Arbeitsumfeld, die Unternehmenskultur und Veranstaltungen darstellen.
Wenn es um die Wahl der richtigen Rekrutierungskanäle geht, ist vor allem eines wichtig: die Frage, wie man potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen am besten erreichen kann. Laut einer 2023 in Österreich durchgeführten Studie des deutschen Unternehmens Stepstone, das unter anderem die Websites hotelcareer.ch und gastrojobs.ch betreibt, nutzen 95 Prozent der befragten Personalverantwortlichen Online-Stellenportale für die Suche nach neuen Mitarbeitenden.
Um die Reichweite zu erhöhen und eine besonders mobile Zielgruppe anzusprechen, werden die Anzeigen der auf das Hotel- und Gaststättengewerbe spezialisierten Plattformen im gesamten Raum Deutschland, Österreich und Schweiz veröffentlicht. Das ist ein grosser Vorteil für Personalverantwortliche: Hotelcareer und Gastrojobs verzeichnen über eine Million Besuche pro Monat und haben mehr als 700'000 registrierte Bewerberinnen und Bewerber.
Auf der Bewerbendenseite bezieht ein Algorithmus nicht nur den Jobtitel in die Suche mit ein, sondern durchforstet auch den gesamten Anzeigentext nach relevanten Schlüsselwörtern, Synonymen und verwandten Begriffen – unter Berücksichtigung möglicher Tippfehler. «Es handelt sich also nicht um ein Keyword-Matching, sondern um ein Content-Matching, was automatisch zu besseren Ergebnissen für die Stellensuchenden führt», betont Jutta Altschuh, die bei Stepstone für die Schweiz und Österreich zuständig ist.
Inklusiv und auf die Person ausgelegt
Die in Winterthur ansässige Plattform Diversity Job Group betreibt ihrerseits spezialisierte Websites für Senioren und Seniorinnen (50plus-jobs.ch), Mütter (mama-jobs.ch), die LGBTI-Community (lgbti-jobs.ch) und Väter (papa-jobs.ch). Diese Sites generieren rund 85'000 Besuche pro Monat. «Wir bringen den Nutzenden eine gewisse Nähe», betont Mitgründer Nicolas Haelg. «Oft können sich die Personen, die sich bewerben, nicht mit der Marke des Jobportals identifizieren. Für die Bewerbenden ist aber sofort klar, an wen sich unsere Websites richten. Eine Mutter fühlt sich zum Beispiel eher von mama-jobs.ch als von indeed.ch angesprochen.»
Die Stellenangebote auf diesen Websites stammen von Unternehmen, die auf Inklusion setzen und Personen aus spezifischen Zielgruppen einstellen möchten. «Diese Arbeitgeber sind für ihre Offenheit und ihr Engagement für die Nichtdiskriminierung während des Einstellungsprozesses bekannt», fügt der Mitbegründer hinzu. «Wir erhalten regelmässig Nachrichten von Senioren oder Seniorinnen, die ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, weil sie dank 50plus-jobs.ch nach monate- oder gar jahrelanger Suche eine passende Stelle gefunden haben.»