Seit der Bundesrat am 17. Februar einen Grossteil der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie aufhob, ist Corona in der Schweiz scheinbar Geschichte. Aber nur scheinbar. Seit Tagen häufen sich die Neuinfektionen. Meldungen von Bekannten, Arbeitskolleginnen und Freunden in Quarantäne oder Isolation nehmen zu.

Gleichzeitig gaben im Februar viele Firmen bekannt, wie sie ihre Mitarbeitenden schrittweise zurück in die Büros holen möchten. Bereits im Februar gingen die Pläne weit auseinander, wie eine Umfrage der «Handelszeitung» gezeigt hat. So hiess es vonseiten der Swisscom, dass sie einen Tag Präsenz im Büro wünscht, bei Ringier, zu dem auch die «Handelszeitung» gehört, sind 40 Prozent Präsenz angestrebt und bei der Zuger Kantonalbank 60 Prozent.

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Firmen beobachten die Situation

In Anbetracht der in die Höhe schnellenden Fallzahlen steigt jedoch die Angst von Mitarbeitenden, dass sie sich am Arbeitsplatz anstecken. Entsprechend wächst die Ablehnung gegen die physische Präsenz im Büro. Auf Anfrage bei Schweizer Unternehmen geben sich die meisten bedeckt, ob und inwiefern sie ihre Pläne weiterhin verfolgen.

«Wir halten uns an die Vorgaben der Behörden und setzen diese um», heisst es beim Detailhändler Coop. Eine Taskforce beobachte die Situation genau und entscheide darauf basierend, welche Massnahmen aufgrund der aktuellen Situation umgesetzt würden. Interne Quellen berichten, dass Coop weiterhin an einer Vier-Tage-Policy festhalte: vier Tage im Büro, einen Tag im Homeoffice.

Konkurrentin Migros verweist darauf, dass bei drei Vierteln ihrer Mitarbeitenden Homeoffice gar keine Möglichkeit sei, da diese in den Filialen oder den Verteilzentren arbeiteten. Am Hauptsitz des Migros-Genossenschafts-Bunds jedoch sei mobil-flexibles Arbeiten bereits vor der Pandemie eingeführt worden. Das sei weiterhin möglich.

Auch die UBS beobachtet die Situation und reagiert wenn nötig mit geeigneten Massnahmen. Homeoffice sei bereits vor Corona Teil der Arbeitsweise gewesen. Wo es Rolle, Aufgabe und Standort erlaubten, biete das Unternehmen den Mitarbeitenden ein hybrides Arbeitsmodell an. Als Ziel wird eine teilweise Rückkehr angestrebt. Die Mitarbeitenden sollen sich mit ihren Vorgesetzten absprechen und die Situation flexibel handhaben.

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Maskenpflicht und Mindestabstand

Präventiv agieren die Credit Suisse, Roche und die Post. Bei der Credit Suisse gelte noch immer eine Homeoffice-Empfehlung sowie eine Maskentragepflicht am Arbeitsplatz. Insbesondere empfiehlt das Unternehmen, auf physische Meetings zu verzichten, sodass die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden gewährleistet sei.

Die Post bestätigt, dass die Zahl der an Corona Erkrankten im Unternehmen wieder steige. Sie halte an der seit Februar eingeführten Policy fest, den Mitarbeitenden die Wahl zu überlassen, von zu Hause oder vom Büro aus zu arbeiten. Im Büro müsse aber der Mindestabstand von 1,5 Meter eingehalten und ansonsten eine Maske getragen werden.

Roche schreibt, dass nach wie vor ein umfangreiches Schutzkonzept gelte. Das beinhalte eine Maskenpflicht in den Innenräumen. Das Unternehmen beobachte aber die Situation und passe die Massnahmen an die Entwicklung laufend an.

Ein Anrecht auf Homeoffice besteht nicht

«Der Arbeitgeber darf grundsätzlich die Rückkehr aus dem Homeoffice anordnen», sagte die Rechtsanwältin Marita Hauenstein gegenüber der «Handelszeitung» im Februar. Sie ergänzt nun, dass gemäss Umfragen viele Mitarbeitende eine zumindest teilweise Arbeit im Homeoffice schätzen.

Ausserdem könne es für beide Seiten Vorteile haben: «Aufseiten der Mitarbeitenden sind es beispielsweise die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die flexiblere und ungestörte Arbeit zu Hause.» Aufseiten der Arbeitgebenden seien es die Arbeitsplatz-Kostenreduktion und die Steigerung der Attraktivität für Arbeitssuchende. 

Ob und wie viel Homeoffice also möglich ist, ist den einzelnen Unternehmen überlassen. Das BAG schreibt hierzu: «Unternehmen sind gemäss dem Arbeitsgesetz verpflichtet, die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz ihrer Mitarbeitenden vorzusehen.»