Christian Kälin wollte eigentlich zu einer Grossbank. Als junger Mann bewarb er sich um eine Lehrstelle sowohl bei der UBS als auch bei der CS, die damals noch SKA hiess – ohne Erfolg. «Ich bin bei beiden Aufnahmeprüfungen durchgefallen», erzählt der 53-Jährige. Heute denkt Kälin dafür gross. Der Unternehmer will eine Stadt für arbeitswillige Flüchtlinge bauen, hilft als Chairman von Henley & Partners Regierungen dabei, Reiche als Staatsbürger zu gewinnen, besorgt einer vermögenden Klientel einen zweiten Reisepass und arbeitet an einem Buch über die Missstände im Gesundheitswesen vieler Länder.
Gleichzeitig beschäftigen den in Uitikon am Zürcher Uetliberg aufgewachsenen Kälin auch Angelegenheiten von scheinbar geringerer Tragweite: etwa die Schliessung des Zürcher Restaurants Schlauch. «Das war für mich eine mittlere Katastrophe.» Das schlichte Gasthaus in der Altstadt setzte ausschliesslich auf frische Zutaten in Bioqualität. Bei seinen Aufenthalten in der Schweiz standen die Businessmeetings im «Schlauch» deshalb fix auf der Agenda. Kälin achtet auf seine Ernährung, auch wenn er – wie so oft – unterwegs ist. In Singapur fand jüngst der wichtigste jährliche Anlass von Henley & Partners statt: die 18. Global Citizenship Conference. Während des Businesslunchs mit dem Präsidenten des pazifischen Inselstaates Nauru und dessen Delegation bestellte Kälin nicht von der Karte, sondern flüsterte dem Kellner seine Bestellung ins Ohr. Später kam ein Teller mit Kichererbsen und Broccoli auf den Tisch. Ein Kontrast zu seinem Sitznachbarn: Ein Vizeminister Naurus hatte ein Ein-Kilo-T-Bone-Steak bestellt.