Es ist das grosse Tauziehen um die Schweizer Wirtschaftskapitäne: Wer lockt mehr an? Die von Partners-Group-Mitgründer Alfred Gantner gegründete Allianz Kompass Europa, welche das Rahmenabkommen bekämpft, oder Progresuisse, die Gegenbewegung?

Letztere hat stark aufgeholt, angeschlossen haben sich vor allem Aushängeschilder des Wirtschaftsfreisinns – unter ihnen etwa Bucher-Industries-Lenker Philip Mosimann, der amtierende Präsident der «Freunde der FDP», sowie dessen Vorgänger an der Spitze des FDP-Gönnerclubs, Gründungspräsident Peter Wuffli, und Ex-HSG-Rektor Peter Gomez.

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Nur einer tanzt aus der Reihe: Andreas Schmid, Gründungsmitglied und heute noch auf der Website als Vizepräsident der FDP-Freunde ausgewiesen. Schmid verweigert nicht nur seinen bisherigen Mitstreitern den Zuspruch. Er ist sogar ins gegnerische Lager übergelaufen und unterstützt offen Kompass Europa.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da plädierte der Flughafen-Präsident für eine offene europapolitische Debatte ohne Scheuklappen. «Es ist ganz wichtig, dass wir auch über Dinge, über die heute – sei das in rechtskonservativen oder in linkskonservativen Kreisen – praktisch ein Diskussionsverbot verhängt wird, dass man genau über solche Szenarien spricht», sagte er am 30. Mai 2018 in einem «10 vor 10»- Beitrag. Und er ergänzte: zum Beispiel auch über den EU-Beitritt.

Gewagte Aussagen zum EU-Beitritt

Anlass für solche für schweizerische Verhältnisse gewagte Aussagen war die anstehende Publikation eines «Weissbuchs» der von Schmid damals präsidierten Denkfabrik Avenir Suisse. Darin wurden mehrere Szenarien auf ihre ökonomischen Auswirkungen abgeklopft: von der totalen Abschottung bis zum EU-Beitritt, wobei Letzterer von Avenir-Suisse-Direktor Peter Grünenfelder durchaus positiv dargestellt wurde.

Vor einem Jahr nun hat Schmid nach zwei Amtsperioden statutenkonform das Avenir-Suisse-Präsidium an den «Zürich»-Präsidenten Michel Liès übergeben – und flugs auch seine Haltung im Europa-Dossier gekehrt.

Auffällig ist dabei besonders Schmids Abwendung von Walter Kielholz. Der langjährige Swiss-Re-Präsident galt lange als sein Förderer und wollte ihn einst sogar in den CS-VR hieven. Kielholz kritisierte unlängst in der SRF-«Samstagsrundschau» die Gantner-Bewegung scharf: Es mute seltsam an, wenn ein «Finanzgenie aus dem Hedgefonds-Bereich» wisse, was in der Europapolitik zu tun sei.

21 Jahre ist Schmid bereits Präsident des Flughafen-Verwaltungsrats, damit hat er sogar Kielholz überflügelt. Doch auch für den 64-Jährigen ist das Ende seines wichtigsten Mandats in Sicht. Da sucht er wohl neue Freunde. 

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