Thomas Morf ist wieder da. Während zehn Jahren war er CEO der Uhrenmarke Bucherer, dann der Marke Hanhart, die zur Firmengruppe von Philippe Gaydoul gehörte, später bis Ende 2018 im Mandatsverhältnis Chef der traditionsreichen Favre-Leuba für den indischen Mischkonzern Tata – dann wurde es still um den umtriebigen Morf.
Nun ist das Patent Nummer 712725 vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) per 30. Dezember 2020 bewilligt worden, rund viereinhalb Jahre nach der Anmeldung: «Modul zum Einbau in eine Armbanduhr, umfassend ein Richtungszeigemittel für eine mechanische Richtungsanzeige»: Unter der Marke Aramedes will Morf gemeinsam mit zwei Partnern an Muslime Armbanduhren verkaufen, die zur Ausübung des Islams zentrale Informationen liefern; in Vollausstattung sind es deren drei.
Mekka, Gebets- und Fastenzeit
Das kleine Zifferblatt bei der «3» zeigt die wichtigste Info an, die jeweilige Richtung nach Mekka, wohin sich die Gläubigen zum Beten richten. Jenes bei der «9» zeigt jeweils die nächste Gebetszeit an, die ja vom jeweiligen Sonnenstand und damit Standort abhängt, und der Totalisator bei der «6» zeigt zur Zeit des Ramadans, wann gegessen werden darf und wann gefastet werden muss.
Die Informationen liefert eine Software, die auf einer integrierten Platine bereitliegt und via Mobilfunk-Triangulation den Standort des Trägers errechnet und die Zeiger des mechanischen Werks steuert – eine absolute Innovation im Uhrenmarkt. Produziert wird in der Schweiz, die Werke stammen von Sellita und Vaucher.
Die beiden Partner sind einmal Pascal Stübi, Gründer der Uhrenmarke Jaermann & Stübi, die 2007 eine bis heute erhältliche Golfuhr lancierte: eine mechanische Uhr, die die gespielten Schläge auf dem Court zählt und via Lünette direkt mit dem eigenen Handicap vergleicht. Der zweite Partner ist Moritz Ritter, als ETH-Ingenieur für die technische Seite zuständig.
Ab 5000 Franken
Morf schätzt das Marktpotenzial als sehr gross ein, «immerhin gibt es weltweit 1,8 Milliarden Muslime, allein in Mekka finden sich jährlich rund 15 Millionen Pilger ein»; Saudi-Arabien will diese Zahl weiter steigern. Zielkunden seien «Global Urban Muslims» à la Londons Bürgermeister Sadiq Khan, religiös und modern, die aber Freude an klassischem «Made in Switzerland» hätten. Natürlich gebe es Apps, die solche Informationen anzeigen, doch die Uhr sei «ganz klar ein Lifestyle-Produkt». Als Material fürs Gehäuse sind Stahl oder Platin vorgesehen, die Preise sollen bei 5000 Franken beginnen und in der höchsten Stufe, inklusive eines Tourbillons, bis 80'000 reichen.
Für den Start von Serienproduktion und Marktlancierung «suchen wir noch weitere Investoren», sagt Morf, «wir brauchen 2021 noch rund zwei Millionen Franken». Interesse von Händlern und Distributoren gebe es bereits, in den heiligen Städten Mekka und Medina seien eigene Stores geplant.