Es war ein vertrautes Gesicht, das sich da in Davos zeigte: Axel Weber, ein Jahrzehnt als UBS-Präsident Dauergast am WEF, war auch dieses Jahr vor Ort – allerdings nicht mehr als offizieller Teilnehmer, sondern als viel beschäftigter Mandatsträger mit neuen Aktivitäten.

In Davos schloss sich für ihn der Kreis. Sechs Jahre war Weber auch Präsident des globalen Bankenverbands IIF, doch die Tätigkeit war an sein UBS-Mandat gebunden. Seine Nachfolgerin ist die bekannteste Bankerin Europas, mit der Weber eine spezielle Geschichte verbindet: Santander-Präsidentin Ana Botín. Als der damalige UBS-Investmentbanking-Chef Andrea Orcel 2018 als CEO zu Santander wechseln wollte, bat Botín ihren UBS-Gegenpart Weber, das gesperrte Aktienpaket Orcels auszuzahlen. Doch Weber weigerte sich – bei einem Wechsel zur Konkurrenz gab es laut Reglement keine Zahlung.

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Botín zog später das CEO-Angebot an Orcel zurück, worauf der heutige Unicredit-Chef sie in Madrid verklagte und vor Gericht 68 Millionen zugesprochen bekam – die böseste Schlappe in der Karriere der spanischen Bankenzarin. Das Verhältnis zu Weber blieb trotzdem intakt: Botín bat den 65-Jährigen, noch bis Ende 2022 im Amt zu bleiben, obwohl er das UBS-Präsidium schon im April abgegeben hatte. Jetzt kam es beim IIF-Dinner in Davos zu Webers offizieller Verabschiedung.

Doch es war auch ein Neuanfang. Pünktlich zu WEF-Beginn gab die Boston Consulting Group Webers Ernennung zum Global Senior Advisor bekannt. Er soll seine Kontakte in der Finanzwelt und der Regulierungsszene für die Beratungsfirma einsetzen. Das Pensum liegt zwischen 20 und 30 Prozent. Die Ankündigung fiel zusammen mit einem weiteren Mandat, das er frisch angetreten hat: Seit dem 1. Januar ist er in Frankfurt Vorsitzender des «House of Finance», das sich wie das ebenfalls in Frankfurt ansässige «Global Center for Financial Studies» als Forschungseinrichtung für Finanzfragen betätigt.
Hier übernahm Weber im Sommer bereits das Präsidium, beide Male vom gleichen Mann: Otmar Issing, bei der Bundesbank einst Webers Mitstreiter und ehemaliges Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank.

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Mit der Grossbankenwelt hat er zwar abgeschlossen, doch im Geldgeschäft bleibt er aktiv. Im September hatte er bereits seinen Einstieg als Berater bei dem Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch verkündet. Dazu ist er auch Jungunternehmer: Im deutschen Handelsregister ist die Weber Wealth Consulting GmbH eingetragen, mit Firmensitz in der einstigen Bundeshauptstadt Bonn. Das Ziel laut Webpage: «Fundierte Analysen und kompetente Beratung.» Zielgruppe: Family Offices und institutionelle Anleger.

Sein Lebensmittelpunkt ist Frankfurt, die Wochenenden verbringt er mit seiner Frau meist in seinem Haus in Bonn. Wie bei seinem letzten BILANZ Business Talk im März angekündigt, hatte er sie nach seinem Ausscheiden zum «CEO der Reiseabteilung» gemacht: Sechs verschiedene Reisen gönnte sich das Ehepaar nach Webers UBS-Abschied – in die USA, nach Cornwall oder auch eine Wandertour in der Schweiz. Die Kontakte in sein ehemaliges Gastland hält er zwar noch, doch eine Bleibe hat er nicht: Seine Wohnung in der Zürcher Innenstadt reichte er an seinen Nachfolger Colm Kelleher weiter. Die neue Freiheit eröffnet ihm spezielle Einblicke: In Davos nahm er erst am Kundendinner der UBS teil, am nächsten Tag ging es zur CS – er hatte den dortigen Präsidenten Axel Lehmann einst in den UBS-Verwaltungsrat geholt.