Zum vierten Mal innert eineinhalb Jahren fielen Anfang Juli bei der Swisscom die Notrufnummern aus. Jetzt steigt der Druck auf CEO Urs Schaeppi (61). Das Management müsse aufmerksam beobachtet werden, sagt etwa Ständerat Stefan Engler, Präsident der Fernmeldekommission.
«Wenn das aktuelle Management das nicht hinbekommt, braucht es eben ein neues», drückt es SP-Nationalrat Jon Pult aus.
Dabei war Schaeppi bereits vor der letzten Panne angeschlagen. «In der Swisscom stellt man sich bereits auf einen Chefwechsel ein», hört man aus den Teppichetagen.
Eine Ablösung wäre wenig überraschend, ist Schaeppi doch bereits seit acht Jahren im Amt – fast doppelt so lang, wie es bei einem SMI-CEO durchschnittlich der Fall ist.
Intern ist der Berner wegen seiner nahbaren und bodenständigen Art zwar beliebt, gilt jedoch als wenig innovativ oder dynamisch. Ein neuer Konzernchef müsste die Swisscom revitalisieren, gleichzeitig aber auch die Mitarbeiterbasis an die sinkenden Erträge anpassen.
Die Führungsfrage zu regeln, ist denn auch eine der Mittelfristaufgaben von Michael Rechsteiner (58), seit April neuer VR-Präsident der Swisscom. Interessanterweise liess Urs Schaeppi die Frage nach seiner beruflichen Zukunft in einem «NZZ»-Interview kürzlich unbeantwortet.
Offensichtlichster Kandidat für seine Nachfolge wäre Olaf Swantee (55). Der Niederländer mit Schweizer Pass hat in seinen knapp vier Jahren als CEO Swisscom-Konkurrent Sunrise von der Krisenfirma zur Erfolgsgeschichte gemacht.
Abgehängt
Die Swisscom-Aktie kann unter Urs Schaeppi nicht mit dem SMI mithalten.
Nach der gescheiterten Fusion mit UPC verliess er im Januar 2020 Sunrise, heute arbeitet er beim Londoner Glasfaser-Provider Community Fibre. Seit Kurzem sitzt Swantee zudem im Board des Mobilfunkgiganten Vodafone, einstiger Teilhaber von Swisscom Mobile. Das Swisscom-Salär (Schaeppi verdiente zuletzt 1,85 Millionen Franken) dürfte ihn weniger reizen als die Aussicht, wieder mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen: Die Swantees wohnen weiterhin am Zürichsee.
Und dass ein Wechsel zwischen den beiden grossen Telcos auch ohne Nebengeräusche möglich ist, haben Jens Alder und Christoph Brand bereits vorgemacht.
Ein denkbarer Nachfolger wäre auch Felix Graf (54): Der ehemalige McKinsey-Mann arbeitete acht Jahre bei der Swisscom im TV-Geschäft. Dank seiner Tätigkeit im Kraftwerksgeschäft als CKW-Chef hat er auch das bei einem Staatskonzern nötige Polit-Netzwerk. Als CEO der «NZZ» sammelt er Erfahrung mit schrumpfenden Märkten, der Swisscom-Job dürfte für ihn auch finanziell interessant sein.
Wenig Chancen für Interne
Wenig Chancen haben interne Kandidaten: Technikchef Christoph Aeschlimann gilt zwar als dynamisch und innovativ, doch die Netzwerkpannen fallen in seine Zuständigkeit. Geschäftskundenchef Urs Lehner, seit zehn Jahren im Konzern, hat enge Kundenbeziehungen und Technologie-Background, gilt aber nicht als guter Kommunikator. Privatkundenchef Dirk Wierzbitzki ist mit seiner deutsch-direkten Haudegenart intern umstritten. Allen drei fehlt zudem das Polit-Netzwerk.
2 Kommentare
Na ja..der Neue hätte viel zu tun.
1. Die letzte Meile komplett auslagern, so dass alle gleich lange Spiesse haben und kein unfairer Wettbewerb und Marktvetzerrung mehr möglich ist.
2. Das Kaufen von Kunden über den Preis abzustellen.
3. Technologie Partnerschaften neu prüfen und Technologie Lieferanten mittels Penaltys zu Hochverfügbarkeit und Security verpflichten.
4. Die Ex-Siemens Kultur mit VIP Loungen, Begünstigungen und Vorteilsgewährung für Unternehmenskunde beseitigen.
5. Performance und Erträge steigern.
Und und und
Wäre Zeit dass ein echter Engineer mit 10-15 Jahren von Engineering so einen Laden führt. Würde die Unternehmenskultur hierzulande einen neuen Antrieb geben wenn echte Engineering Talente auch als CEO agieren!