Das ist wohl die deutscheste aller automobilen Fahrzeugkategorien: die obere Mittelklasse. Für alle unterhalb eines Fabrikdirektors, die etwas auf sich halten, war das ihr Statement-Car der Wahl. Die Mercedes E-Klasse für den Lokalpolitiker, später der Audi A6 für den ambitionierten Mittelmanager und eben der Fünfer-BMW für den Sportlichen. Schön, dass BMW in diesem traditionsreichen Segment noch Limousine und jetzt auch Kombi anbietet. Selbst wenn unter der Haube kein V8 bollert, sondern ein E-Antrieb surrt: Mir wird bei Stufenhecklimousinen immer ganz warm ums Herz, etwa beim Öffnen des Kofferraums – man kann dessen Ende gar nicht sehen, so tief reicht er in die Karosse hinein. Das ist beim i5 nicht anders. Der schluckt Getränkeharasse nebeneinander, beim SUV muss man sie stapeln. Das kann schon mal ins Auge gehen. Ski passen auch noch rein.
Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Aber was ich so betrachte: eine edle, endlos lange Seitenansicht mit markanter Schulterlinie, knackig gezeichnetes Heck und lässige Leuchten hinten und vorne. Und vor allem: eine zwar leicht geschwollene, aber ästhetisch gelungene Doppelniere an der Front, die Gott sei Dank nicht steht, sondern horizontal ausgerichtet ist. Die sieht nun wieder nach Macht und Vorwärtsdrang aus, nicht nach Präpotenz.
Der i5 setzt sich damit auch vom derzeit einzigen natürlichen Wettbewerber ab, dem Mercedes EQE. Der sieht immer nach (zu) vielen Windkanal-Durchfahrten aus mit seiner Stromlinienform, aber was man so hört, hat auch Mercedes inzwischen verstanden, dass man optisch nicht mehr unbedingt zeigen muss, dass ein E-Antrieb unter der Haube arbeitet – sondern Ausdruck und Schönheit des Designs über allem stehen. Und auch die Stuttgarter können das ja.
Gelungen ist beim i5 auch das Interieur, das mit weniger fühlbarem Hartplastik aufwartet als auch schon bei BMW, die Bedienung des Infotainments gehört ohnehin zu den besten der Branche.
Beim Fahren muss man den Bayern bestätigen, dass die eher einfallslose Bewerbung des E-Sportlers als «echter M» zutrifft: Dieses Gerät marschiert. Dass er zackig beschleunigt und viel Wumms bis in hohe Geschwindigkeiten mitbringt, erwartet man ja mittlerweile von einem ambitionierten Elektriker. Vor allem aber das Fahrwerk und die Lenkung überzeugen: Wie man es von den Verbrennern des Hauses BMW kennt, jedenfalls den Sportlern, lenkt der i5 trocken und direkt ein. In schnellen Kurven machen sich die 2,38 Tonnen Gewicht bemerkbar, aber leises Untersteuern hat noch keinem geschadet. Eine Boost-Wippe liefert zehn Sekunden lang Extraschub. Ich konnte aber auch ohne alle überholen, die mir im Weg standen. Und das waren nicht wenige.
BMW i5 M60 xDrive
Antrieb: E-Maschine mit Allradantrieb
Reichweite: 495 km (WLTP)
Leistung: 601 PS (442 kW)
0–100 km/h: 3,8 s
Vmax: 230 km/h
Preis: als M60 xDrive ab 117'400 Franken