Die Geschäftsidee?
Boddy ist ein globaler Marktplatz für gesundheitsfördernde Aktivitäten. Dank Partnerschaften mit fast 2000 Fitness-/ Wellnesscentern in 40 Städten und 20 Ländern sowie mit digitalen Gesundheits-Apps vertreiben wir deren Produkte und Dienstleistungen auf fünf Kontinenten über unsere B2B-Partner wie Hotels, Reiseportale, Airlines und Versicherungen – aber auch über die Fitnessstudios selber.
Wie ist sie entstanden?
Aus reiner Frustration, weil es mühsam war, auf Reisen ein gutes Spa oder Gym zu finden. Global haben 75 Prozent aller Hotels kein Gym, und wenn doch, ist es meistens Mittel zum Zweck. Der heutige Konsument will aber nicht nur ins Gym, sondern sucht auch nach Yoga, Boxen, Meditation oder Massagen.
Warum der Name?
Er sollte kurz und prägnant sein: Boddy als Verschmelzung von Body und Buddy.
Woher stammt das Startkapital?
Aus privat angespartem Vermögen. Die erste offizielle Kapitalrunde ging dann ein Jahr später – zeitgleich mit dem Start der Pandemie – als Pre-Seed-Runde über die Bühne. Investoren waren Privatpersonen aus dem eigenen Netzwerk.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Wir bieten unseren Partnern eine Plug-&-Play-Lösung an (Wellness as a Service oder WaaS). Für die Nutzung der Plattform bzw. des Netzwerks erheben wir eine wiederkehrende Gebühr. Zudem kaufen unsere über 100 000 User den Service direkt über die App sowie auf den weltweit grössten Reiseportalen wie etwa TripAdvisor.
Die Vision?
Boddy ist der weltweit führende Vermittler von Fitness- und Wellnesserlebnissen.
Website: https://boddy.tech/
Gegründet: Mai 2019
Gründer: Hannes Boller (43), CEO; Sandro Abegg (27), COO
Firmensitz: Zürich
Anzahl Mitarbeiter: 12
Umsatzziel für 2024: >500 000 Fr.
Profitabel: ab Ende 2025
So wie Reisende Uber und Airbnb buchen, werden sie dank Boddy gesund bleiben. Durch unseren holistischen Ansatz machen wir die Welt gesünder.
Die grosse Stärke?
Mit der richtigen Lösung am Nerv der Zeit. Das über die Jahre gestiegene Gesundheitsbewusstsein ist mit Covid explodiert. Gleichzeitig hat die globale Reisetätigkeit neue Höchststände erreicht. Boddy verbindet beide Segmente und positioniert sich in einem «Sweet Spot».
Die grösste Herausforderung?
Die grösste Herausforderung bisher war, während Covid mit einem «Early Stage»-Reise-Start-up Investoren zu finden. Die grösste künftige Herausforderung sehen wir in der Skalierung und einer gesunden Balance zwischen Wachstum und Unternehmenskultur.
Der bisher grösste Erfolg?
Mit einer blossen Idee und zu Beginn ohne Netzwerk, Investorengelder oder Branchen-Know-how haben wir in vier Jahren ein global operierendes Unternehmen aufgebaut und während der Pandemie zwei erfolgreiche Kapitalrunden durchgeführt.
Das Überraschendste bisher?
In früheren beruflichen Tätigkeiten war Technologie nur ein Arbeitsinstrument, das zu funktionieren hatte. Jetzt ist es der Motor der Firma, und als «Non-Techie» muss man sehr viel dazulernen. Insbesondere, dass alles doppelt so viel Zeit und Geld kostet wie ursprünglich geplant.
Der nächste Schritt?
Nach erfolgreicher Einführung unserer B2B-Lösung in Dänemark und Spanien planen wir nun den Roll-out in Schlüsselmärkten wie Deutschland, Grossbritannien, den Niederlanden und der Schweiz. Dazu benötigen wir Kapital für den Aufbau des Vertriebs sowie die Weiterentwicklung des Produkts und der IT-Architektur.
Expertenmeinung
Zwei Risikokapitalisten über die Chancen von Boddy.
«Der Markt, den Boddy adressiert, Reisen und Wellness, ist von der Grösse her sehr attraktiv. Das Problem ist die unglaubliche Fragmentierung, das reduziert die Skalierbarkeit und erschwert das Wachstum. Ich war positiv überrascht, dass die Gründer ein B2B-Modell wählten. Viele andere versuchen, direkt an den Endkunden zu verkaufen, aber das würde ich niemandem empfehlen: Wir haben mit GetYourGuide fast eine Milliarde Franken aufgenommen, um den Brand aufzubauen. Allerdings kommt ein Grossteil der Traction, die Boddy zeigt, aus dem B2C-Bereich nach der Übernahme der dänischen TrainAway. Dass die Gründer Wachstum auch im B2B-Bereich schaffen, müssen sie noch zeigen. Immerhin: Boddy hat die Pandemie überlebt, das spricht für sie. Das Team gefällt mir gut, nicht aber, wie geografisch verzettelt es ist: sechs Mann in vier Ländern. Ich bin kein Fan von Remote Teams. Super aber finde ich, dass der CEO seinen gut bezahlten Job in der Finanzindustrie aufgegeben hat, um Unternehmer zu werden. Und dass er sich erfahrene Advisors holt aus allen Bereichen, in denen Boddy tätig ist.Konkurrenz sehe ich sehr viel in dem Bereich. Wenn Boddy nicht schnell genug ist, haben sich Online-Reisebüros bald für eine andere Lösung entschieden. Die Firma muss jetzt Gas geben und sich auf B2B fokussieren, um Traction zu generieren. Es ist ein Execution Game.»
PASCAL MATHIS war Mitgründer von GetYourGuide. Heute leitet er Wingman Ventures mit Fokus auf Schweizer Start-ups.
«Die Leute investieren mehr in ihre Gesundheit, der Milliardenmarkt wächst mit 17 Prozent jährlich. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht neu, dementsprechend umkämpft ist die Industrie. Weil Wellnessangebote überall verschieden sind, will Boddy diese für Reisende global aggregieren und einen Marktplatz für Konsumenten, Fitnessanbieter und B2B-Partner wie Hotels und Versicherungen aufbauen. Monetarisiert wird, indem Konsumenten mit der Boddy App Eintritte kaufen und B2B-Partner sowie Fitnessanbieter ihren Kunden Zugriff auf das Netzwerk für eine monatliche Gebühr verschaffen. Dies ist schwierig zu skalieren: Einerseits müssen global Anbieter akquiriert werden, damit Konsumenten interessiert sind, und anderseits müssen genügend Konsumenten im Netzwerk sein, um die monatliche Gebühr für Gyms attraktiv zu machen – ein typisches Huhn-Ei-Problem, das auch mit B2B-Partnerschaften nur schwer überwunden werden kann.Das Team hat nur beschränkt Expertise, was Start-ups oder das Skalieren von Marktplätzen angeht. Man muss ihnen zugutehalten, dass sie Corona überlebten. Dennoch bin ich skeptisch. Um erfolgreich zu sein, müssen sie einen globalen Brand aufbauen – das ist extrem teuer. Und die Value Proposition von Boddy ist weder neu noch einzigartig: Es gibt bereits globale Fitnessketten wie SoulCycle oder Aggregatoren wie ClassPass, die viele Reisende anziehen.»
PASCAL UNGER ist Managing Partner bei der VC-Firma Focal in San Francisco und Miami.