Herr Kern, Sie haben sich bei der Zürcher Handelskammer beschwert, dass bei einem Podium über die Zukunft Zürichs als bürgerliche Parteien nur SVP, FDP und Mitte eingeladen wurden, nicht aber die GLP. Warum?
Es hat mich extrem gestört, dass die Grünliberalen nicht als bürgerlich wahrgenommen werden.
Sind sie das denn?
Die GLP ist eine liberale Partei, in Wirtschaftsfragen ist sie mindestens genauso bürgerlich wie die FDP. Aber sie will mehr Tempo bei Nachhaltigkeitsthemen. Wir sammeln Altpapier und trennen Glas, aber im Kanton Zürich wartet man ein Jahr auf eine Baugenehmigung für ein Solarpanel. Da ist die Politik zu verkrustet, alles ist auf Stabilität ausgerichtet und auf wiederkehrende Sachverhalte. Doch die gibt es immer weniger: Krieg, Inflation, Energie. Da muss man geistig offener sein.
Wie bitte? Ist die Stabilität nicht gerade das Erfolgsrezept des Schweizer Systems?
Sicher, aber die Bürger wollen auch zeitgemässe Veränderung. Ich bin ein grüner Liberaler, und diese Haltung ist innerhalb der Schweizer Bevölkerung tief verwurzelt. In einer jüngst durchgeführten Studie geben 60 Prozent der Befragten an, dass ein gesundes Leben und eine gesunde Umwelt für sie für den Wohlstand elementar sind.
Wie hat die Handelskammer reagiert?
Konstruktiv, aber leider auch faktisch falsch: Die GLP würde mehrheitlich links abstimmen, deshalb sei sie nicht bürgerlich, lautete die Replik. Doch das stimmt nicht: Bei den Abstimmungen vom 25. September etwa lagen wir bei drei von vier Parolen auf Linie von SVP und FDP – und nicht auf der von Grünen und SP.
Wollen Sie selbst Kandidat werden?
Als Vorstandsmitglied Zürich will ich die GLP für die Wirtschaft interessant machen. Ich unterstütze die Partei auch finanziell. Zu mehr fehlt mir die Zeit – ich muss mich um mein Geschäft bei Breitling kümmern.
Wie läuft das?
Weiterhin sehr gut: Wir liegen über Vorjahr.