Durch die Corona-Krise haben sich die Chancen der Begrenzungsinitiative erhöht, sagt Camille Lothe. Denn laut der Präsidentin der Jungen SVP Schweiz hat die Krise das Problem deutlich vor Augen geführt: «Im Herbst droht eine Entlassungswelle in der Schweiz, 20'000 Lehrstellen werden fehlen, im Gastro-Bereich haben wir bereits jetzt 15'000 Arbeitslose – und gleichzeitig sind trotzdem fast 7000 Leute aus der EU für eine Gastro-Stelle eingewandert».
Die Krise habe nun gezeigt, «dass wir in einem System leben, in dem wir Leute einwandern lassen, obwohl es in der Schweiz eigentlich das Dreifache gäbe, um die Stellen durch Arbeitslose zu besetzen», sagte Lothe beim BILANZ Business Talk.
Entsprechend will ihre Partei die stetige Zuwanderung aus der EU bremsen – mit ihrer Begrenzungsinitiative, über die am 27. September Volk und Stände entscheiden. Die SVP-Initiative verlangt, dass die Schweiz das Personenfreizügigkeit-Abkommen mit der EU kündigt und die Zuwanderung wieder mit Kontingenten steuert.
Annahme wäre eine «Katastrophe»
Renato Perlini hält beim BILANZ Business Talk gegen die Äusserungen Lothes: «Im Tessin arbeiten 4000 italienische Grenzgänger im Gesundheitswesen. Das Gesundheitswesen dort wäre ohne diese Menschen zusammengebrochen», so der Kampagnenleiter gegen die Begrenzungsinitiative bei der Operation Libero.
Adrian Locher bezeichnet eine mögliche Annahme der Intitiative als «Katastrophe». «Bei uns im Unternehmen arbeiten 30 verschiedene Nationen», sagt der Schweizer Startup-Gründer und Chef des Berliner Unternehmens Merantix: «Es wäre ein Problem gewesen unser Unternehmen Merantix in der Schweiz zu bauen – und zwar jetzt schon, vor dieser Initiative», so Locher, der einst das Schnäppchenportal «DeinDeal» mitgegründet hat. In der Schweiz sei es für einen Unternehmer wahnsinnig schwierig und teuer, Kontingente für qualifizierte Arbeitskräfte ausserhalb der EU zu bekommen.
Laut Lothe sei gerade dies das Problem: Genau wegen der Personenfreizügigkeit müsse das Kontingent für Drittstaaten künstlich niedrig gehalten werden. «Das ist eine perfide Situation», so die Präsidentin der Jungen SVP Schweiz. «Dass hochqualifizierte Leute aus Drittstaaten kommen, ist extrem schwierig. Aber jemand aus der EU darf einfach einwandern, egal ob er benötigt wird oder nicht, egal ob er eine Fachkraft ist oder nicht.»
Den ganzen BILANZ Business Talk sehen Sie im Video oben.
(ccr)