Starköche gibt es mittlerweile ziemlich viele, dabei ist es noch gar nicht so lange her, seit Küchenchefs zu schillernden Persönlichkeiten der Öffentlichkeit geworden sind. Noch in den 1970er Jahren hielten sich auch sehr gute Köche in der Regel diskret im Hintergrund. Der 1936 in Lausanne geborene Frédy Girardet, dem später der Titel «Koch des Jahrhunderts» verliehen wurde, ist historisch wohl einer der einflussreichsten Küchenchefs überhaupt. Im heutigen «Hôtel de Ville» in Crissier, das ab 1979 mit drei «Michelin»-Sternen ausgezeichnet wurde, hat er die «Nouvelle Cuisine» massgeblich mitgeprägt. Aber Girardet war keiner, der den grossen Auftritt suchte. So weigerte er sich beispielsweise, irgendwo anders als in seiner eigenen Küche zu kochen.
Ganz anders sein Kollege Paul Bocuse in Lyon, ebenfalls «Koch des Jahrhunderts» und vor allem aber der Erste, der ganz bewusst die Selbstinszenierung als Marketinginstrument wählte. Während der Koch vor Bocuse in der Abgeschiedenheit der Küche seine Arbeit verrichtete, war der 1926 geborene Franzose eine selbstbewusste und faszinierende Persönlichkeit. Bocuse war einer der ersten Köche, der die Küche verliess, um sich von den Gästen feiern zu lassen, trug eine weisse Jacke mit seinem Namen, eine hohe Kochmütze (Toque) und eine Trikolore, was ihn sofort erkennbar und ikonisch machte. Diese Inszenierung zog auch die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Und neben seinen kulinarischen Verdiensten ist der heutige Begriff des «Starkochs» Paul Bocuse zu verdanken.