Das Interview, das der ehemalige CS-Präsident dem «Tages-Anzeiger» gab, hätte reichlich Gelegenheit geboten, sich Asche aufs Haupt zu streuen. Aber nichts dergleichen. Schuld – er doch nicht. Locker schiebt er die Personalentscheide, die den Grundstein für die Misere bildeten, anderen in die Schuhe. Urs Rohner, Präsident von 2011 bis 2021: Nee, den hat Ex-CEO Oswald Grübel geholt, und Ex-Präsident Hans-Ulrich Doerig war es, der Rohner als Präsidenten vorschlug. Tatsache ist: Eine der vordringlichsten Massnahmen von Kielholz nach seiner Inthronisierung 2003 war es, die ausgedünnte Führung der Bank neu aufzubauen.
Er brauchte mittelfristig Ersatz für den damals 60-jährigen Grübel. Gezielt lotste er neue Kräfte zur Bank und lockte sie mit Karriereversprechen. Darunter: Urs Rohner, bis dahin CEO von ProSieben Sat.1. Weil es 2007 für Rohner mit dem CEO-Posten nichts wurde, gab es als Ersatz den Posten im Verwaltungsrat – zunächst nur als Vize, denn die Finma wollte in der heiklen Zeit der Finanzkrise einen Banker (Rohner war Jurist). Doerig, bei der CS wiederholt «Mädchen für alles», war einmal mehr als Lückenbüsser zur Stelle. Als Doerig Spass an seiner Rolle bekam, drängte Rohner Kielholz zum Ursprungsplan – mit Erfolg. Auch Brady Dougan, CEO von 2007 bis 2015, war ein Vertrauter.
2004 wurde er für Kielholz zu einem Mitkämpfer bei Ausschaltung des damaligen Co-CEO John Mack. Kielholz wollte nur noch einen CEO, Oswald Grübel, und Dougan, der als Aktienchef von Mack ins Abseits befördert worden war, verbündete sich mit Kielholz. Unter Kielholz 2007 zum CEO gekürt, machte Dougan mit seinem 70-Millionen-Salär Schlagzeilen. «Man hätte sagen sollen: Das bezahlen wir nicht», so Kielholz. Wer ist «man?» – er war im Verwaltungsrat. Wäre aber vielleicht etwas unglaubwürdig gewesen: Selber hat er für seinen 60-Prozent-Job als Präsident (er war auch noch bei der Swiss Re) bis zu 16 Millionen im Jahr bekommen.