Kryptowährungen verloren seit ihrem Höchststand zwei Drittel ihres Werts. Erneut wird vor ihrem Untergang gewarnt. Auch wenn so mancher Bewohner des sogenannten «Crypto Valley» rund um Zug in diesem Selloff einen guten Teil seines Vermögens einbüsste, ist dort von Untergangsstimmung keine Spur. «Die meisten hier haben das ja schon mindestens ein- oder zweimal durchgemacht. Wenn wir ehrlich nach hinten schauen, hat der letzte Kryptowinter der Community eigentlich sehr gutgetan. Abgänge sehe ich derzeit gar nicht», sagt Daniel Diemers, Start-up-Coach und Gründer der SNGLR Group.

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Bitcoin Suisse ist ein Unternehmen, das aus dem letzten Kryptowinter gestärkt hervorging. Heute sei der Finanzdienstleister laut CEO Dirk Klee «nicht unbeeinflusst von den Marktentwicklungen», aber mit einem Eigenkapital von über 100 Millionen solide aufgestellt. Statt über Dinge wie Personalabbau nachzudenken, wird expandiert. Klee: «Wir werden die Marktbereinigung für gezielte Investitionen nutzen.»

Optimistisch ist auch die Politik. «Die Blockchaintechnologie setzt sich selbstverständlich durch, daran ändert die aktuelle Korrektur gar nichts. Auch in der Dotcom-Blase gab es eine Bereinigung», sagt Heinz Tännler, Finanzdirektor des Kantons Zug und Präsident der Swiss Blockchain Federation. Geht es nach Tännler, müssen sich die Start-ups jedoch bewähren. «Wer am Markt nicht bestehen kann, hat keine Existenzberechtigung. Etliche der Start-ups im Blockchainbereich werden nicht überleben.»

Insgesamt seien die Unternehmen jedoch stabiler, als man denke. «Die negativen Auswirkungen der Covid-Massnahmen haben nicht dazu geführt, dass das Crypto Valley kaputtgeht, das wird jetzt auch nicht der Fall sein.» Nach wie vor können Steuern in Bitcoin und Ether bezahlt werden. «Wir als Kanton ändern gar nichts», sagt Tännler.

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Über 1000 Blockchainfirmen gab es laut einer Zählung der Branchenexperten von CVVC Ende 2021 in der Schweiz, konzentriert um Zug. Geht es nach CVVC-Chef Mathias Ruch, wird sich die Wachstumsstory auch im tiefen Kryptowinter fortsetzen: «Manche Unternehmen werden unter der Situation leiden und auch einige ausscheiden. Aber der Zulauf ist grösser als die Bereinigung.»

Unter dem Strich werde die Zahl der Blockchainfirmen daher steigen. CVVC ist nicht nur ein Venture-Capital-Geber, sondern vermietet auch Arbeitsplätze, vor allem an Blockchainfirmen. «Am Standort Zug haben wir bei unseren Coworking Spaces immer noch mehr Anfragen und für unsere rund 150 Start-ups vor Ort eine Warteliste», sagt Ruch.

Investoren seien im aktuellen Umfeld laut Ruch vorsichtiger. «Sie halten ihr Pulver trocken.» Das aber vor allem aufgrund der konjunkturellen Unsicherheit und weniger wegen der Korrektur bei Bitcoin und Co. Bei einigen Projekten gebe es bei den Bewertungen «eine Delle». Sie seien nun «vernünftiger». Die Krise habe auch ihr Positives. So kristallisiere sich heraus, welche Projekte Substanz aufweisen. «Die nachhaltigen Businessmodelle erhalten auch im Bärenmarkt Geld.»